Wenn Schneekanonen den Tag retten

Franzdorfer Skipiste lockt mit attraktiven Wochenendveranstaltungen

800 Meter misst die Skipiste „Casa Baraj“.

Skifahrer kommen in Franzdorf auf ihre Kosten.

Entspannung pur: Auf der Plattform neben dem runden Holzrestaurant können Wintersportfans ausschnaufen.

Der Franzdorfer Stausee sieht im Winter etwas verlassen aus. Im Sommer wird er jedoch zu einer beliebten Party-Kulisse.
Fotos: Marius Socaci

Hauptsache, das Quecksilber im Thermometer sinkt unter Null Grad Celsius, dann kann in Franzdorf/Văliug, etwa 30 Kilometer von Reschitza/Reşiţa entfernt, der Skispaß beginnen. Dazu muss es gar nicht schneien, denn die Skipiste bei Franzdorf, die den Namen „Casa Baraj“ trägt, ist mit Schneekanonen versehen, die auch an den eher untypischen Wintertagen ein kleines Winterparadies entstehen lassen.

Der Schüler der deutschen Nikolaus-Lenau-Schule in Temeswar/Timişoara, Alexandru Ţucu (18), hat sich gut vorbereitet. Seine Skier sind gewachst, der Helm sitzt, die Skibrille muss er noch aufsetzen und schon kann es losgehen. Die Betreiber der Skipiste veranstalten einen Ski-Wettbewerb. Gewinner ist, wer am schnellsten die Piste runterfährt. Alexandru Ţucu schafft es aufs Podium, allerdings bleibt ihm der erste Platz versagt. Trotzdem ist die Freude groß, umso mehr, als sie mit Freunden geteilt wird. Alexandru Ţucu verbringt in Franzdorf ein paar Tage mit seiner Schulklasse. Es ist wohl eine der letzten gemeinsamen Ausfahrten der 12. N, denn diese gehört zu den Schulklassen, die in diesem Jahr das Lyzeum verlassen werden.

Kleine Piste, großer Spaß

Nur 800 Meter lang ist die Piste bei Franzdorf, jedoch zieht sie vor allem am Wochenende zahlreiche Touristen an, denn Spaß wird hier groß geschrieben. Nicht nur die örtliche Nähe zu Reschitza macht die Piste in Franzdorf attraktiv für Banater Wintersportfans, sondern auch die zahlreichen Veranstaltungen, die der Betreiber hier Woche für Woche organisiert. Ein moderner Skilift mit 60 Plätzen ist in Betrieb und befördert die Ski- und Snowboardfahrer auf die Spitze des Hügels.

Seit zwei Jahren können Wintersportfreunde in Franzdorf Ski und Snowboard fahren. Die Investition gehört dem Reschitzaer Geschäftsmann Ioan „Nelu“ Popa, der die Nudelfabrik „Monte Banato“ besitzt, sich aber auch gern in Projekte involviert, die der Gemeinde zugute kommen. Dass Nelu Popa ein großer Wintersportfan ist, kann man auch daran erkennen, dass er nicht nur in Franzdorf, sondern auch auf dem Semenik einige Skipisten aus eigenen Mitteln eingerichtet hat. Auch sonst investiert der Geschäftsmann gern in Freizeitanlagen. Im Sommer fahren zahlreiche Touristen nach Franzdorf, um auf dem Steg am Franzdorfer Stausee zu entspannen – und nachts unter freiem Himmel ihre Füße wund zu tanzen.

Skiparadies fordert hohe Investitionen

Berichten zufolge investierte der Reschitzaer Geschäftsmann 400.000 Euro in die Franzdorfer Skipiste – allein die aus Österreich gebrachten Schneekanonen kosteten 100.000 Euro, den Sessellift, der 1200 Menschen pro Stunde befördern kann, kaufte Popa um 125.000 Euro aus Italien. Die Piste „Casa Baraj“ in Franzdorf ist eigentlich als Fortsetzung einer anderen, 5,8 Kilometer langen Piste gedacht, die sich vom Gozna-Gipfel auf dem Semenik bis nach Franzdorf erstreckt.

Der Semenik ist eines der wenigen Wintersportgebiete in Rumänien, wo bis zu sechs Monaten im Jahr Schnee liegt. 40 Kilometer sind es von Reschitza bis oben auf den Semenik. Die Straße ist breit genug und wird regelmäßig geräumt. Die Wintersportanlage befindet sich in 1400 Metern Seehöhe. Ende Oktober fällt hier bereits der erste Schnee und manchmal können sich Wintersportfans bis Anfang Mai austoben. Insgesamt fünf Pisten stehen den Besuchern dort zur Verfügung.

Eine Attraktion stellt vor allem die 5,8 Kilometer lange Piste vom Semenik bis nach Franzdorf dar. Berichten zufolge steckte Nelu Popa 200.000 Euro in die Einrichtung dieser Anlage, wobei das Grundstück die Franzdorfer Kommunalverwaltung zur Verfügung stellte. Der Höhenunterschied beträgt 800 Meter. Zwar ist die Piste bereits in Betrieb, dennoch ist sie noch lange nicht an europäische Standards angepasst, was modernen Wintertourismus betrifft. Nachdem die Sportler die Piste runtergesaust sind, stehen ihnen nur Busse zur Verfügung, um wieder auf den Semenik zu gelangen. Die Fahrt mit dem Bus dauert etwa 40 Minuten und kostet 10 Lei pro Person. Erst in zwei-drei Jahren soll eine Seilbahn errichtet werden, die die Ski- und Snowboardfahrer auf den Gipfel befördert, hofft Investor Popa. Die 5,8 Kilometer Piste kann allerdings nur wenn es geschneit hat benutzt werden.

Unterkunftsmöglichkeiten in Franzdorf und Crivaia

Die Preise im Wintersportparadies  des Kreises Karasch-Severin beginnen bei 4 Lei für Erwachsene pro Fahrt mit dem Sessellift und 3 Lei für Kinder. Für eine Tageskarte bezahlen Touristen 60 Lei und können zwischen 9 und 17 Uhr so oft hochfahren, wie sie möchten. Zwischen 13 und 17 Uhr kostet die vierstündige Sesselliftkarte 40 Lei. Kinder im Alter bis zu sechs Jahren können in Begleitung eines Erwachsenen kostenlos mitfahren. Ein Skiverleih steht den Touristen ebenfalls zur Verfügung. Für 40 Lei pro Tag kann die Ausrüstung geliehen werden. Zu Mittag bietet das benachbarte Restaurant neben verschiedenen Pasta-Gerichten für 15 Lei auch ein Tagesmenü an.

In Franzdorf und dem benachbarten Crivaia stehen Touristen zahlreiche Unterkunftsmöglichkeiten zur Verfügung. Das Drei-Sterne-Hotel Aquaris begrüßt seine Gäste mit Doppelzimmern zu ungefähr 250 Lei pro Nacht, doch es gibt auch billigere Alternativen, wie die Pension Sara in Crivaia, die zu 70 Lei pro Nacht ihre Doppelzimmer während der Woche zur Verfügung stellt. Die meisten Herbergen bieten den Touristen Gruppenermäßigungen an.

Einige Besitzer von Wochenendhäusern vermieten die ganze Immobilie an Reisende, die gern ein paar Tage an der sauberen Gebirgsluft verbringen wollen.

Für Alexandru Ţucu und seine Klasse war die Ausfahrt nach Franzdorf ein gelungenes Erlebnis. Vielleicht werden sie – solange der Winter anhält – hierher zurückkehren, denn Veranstaltungen gibt es bei „Casa Baraj“ noch und nöcher. Und bestimmt auch weitere Preise, die die jungen Skifahrer aus Temeswar einholen können.