Wo dich die Delfine begleiten

Segeltörn ist immer beliebter

Ein Segelurlaub bietet ein besonderes Erlebnis.

Der Skipper genießt jeden Segeltörn.

Kotor in Montenegro bietet viele Sehenswürdigkeiten.

„Vielen Touristen kommen die Tränen, wenn sie Delfine hautnah sehen.”

Segelurlaub ist auch für Familien mit Kleinkindern geeignet. Fotos: sailingholidays.ro

In den letzten Jahren ist der Segelurlaub immer gefragter. Kein Wunder, denn einige Tage im Boot, auf der Yacht oder am Katamaran, inmitten der Natur, mit Freunden oder Familie zu verbringen, in Buchten mit türkisfarbenem Wasser baden, fremde Städte besichtigen, prachtvolle Küsten und Sonnenuntergänge bewundern, bedeutet so richtig abschalten. Besonders auch nach dem Lockdown ist ein solcher Urlaub ersehnter und intensiver denn je. Christian Simon, Absolvent der Honterusschule in Kronstadt/Brașov, bietet seit zwölf Jahren Segelurlaube an und erzählt über die Verführungen des Reisens am Wasser.

„Delfine begleiten dich auf der Segelfahrt, Herden von Sardellen schwimmen an dir vorbei, bezaubernde Buchten sind dein Swimmingpool”, schwärmt Simon. Jeden Sommer unternimmt er mit seiner Frau und den beiden Kindern zusammen mit Freunden zwei Segelreisen. Die restlichen warmen Monate ist er als Skipper (verantwortlicher Boots- bzw. Schiffsführer in der Freizeitschifffahrt) für seine Kunden da. Für diese gibt es personalisierte oder Standard-Angebote im Mittelmeer, sei es in Kroatien, Griechenland, der Türkei, Montenegro oder in Italien und Spanien; auf Wunsch verschlägt es den Skipper auch mal nach Belgien, Holland oder sogar Thailand. Dabei werden die ein- oder zweiwöchigen Urlaube an die Wünsche und Erwartungen, sowie an das Budget der Interessenten angepasst, so dass Erholung mit Entdeckungsreisen, Segelsport, Teambuilding, professionellem Fotografieren oder sogar mit Weinproben kombiniert werden kann. Meist ist Sami, wie ihn Freunde nennen, mit sechs bis zehn Personen unterwegs, es kommt aber auch zu Reisen mit bis zu 32 Fahrgästen, die auf mehrere Wasserfahrzeuge mit eigenen Schiffsführern aufgeteilt werden. Insgesamt vier Skipper arbeiten bei „Sailing Holidays”, dem Unternehmen, bei den auch Christian Simon Gesellschafter ist.

Kein All-Inclusive

„Wir bieten kein All-Inclusive”, erklärt Simon lächelnd, aber entschlossen. „Eine Segeltour ist etwas Besonderes, das du für dich selbst machst und wozu du fest entschlossen sein musst” fügt der 40-jährige hinzu, „wo du auch mal selber anpackst, mal - unter professioneller Aufsicht - den Skipper spielst, mal kochst, mit entscheidest, wo die Reise hingeht, dich an ein flexibles Programm anpasst. Es ist keine Kreuzfahrt.“ Die meisten Gäste suchen ihn eben für diese Vorteile auf, sie wollen Erlebnis und Erholung in einem. Gewöhnlich kennen die Touristen ein-ander, buchen die Fahrt als Gruppe und bestimmen gemeinsam, wann und wo geankert wird, ob ein Stadtbesuch oder Shopping angesagt ist, in einem Restaurant gegessen oder lieber an Bord gekocht wird. „Es gibt auch reiche Kunden, die kein Problem damit haben, sich selbst zu bewirtschaften.” Andererseits sind immer wieder auch luxuriöse Touren angefragt, wo Bedienung angestellt wird und wo ein professioneller Koch kulinarische Wünsche erfüllt. Gefragt sind auch die Urlaube für Familien mit Kindern, die alles kindgerecht organisieren, an ruhigen Buchten ankern, windige Routen meiden. „Kinder werden selbständiger an Bord, sie müssen sich selbst einen frischen O-Saft pressen, Spiele erfinden, miteinander auskommen. Außerdem lernen sie gut schwimmen, beobachten die Fische und die Natur hautnah”, freut sich der Familienvater.

Die Segelschiffe, Motoryachten, Katamarane oder Hausboote bucht der leidenschaftliche Segler von Partnerfirmen. „Wir besitzen keine eigenen Fahrzeuge, das wäre kostspielig und umständlich, wir mieten genau das, was wir brauchen, von langjährigen, zuverlässigen Partnern”, erklärt er.  

Kroatien und Griechenland

Nach den tausenden gesammelten Seemeilen zieht es Christian Simon immer wieder nach Kroatien und Griechenland, „die beide wunderbar und sehr komplex sind”. Die bezaubernde Natur Kroatiens, die hunderten von Inseln, die schönen Städte haben den ehemaligen Honterianer schon von Anfang an verführt, begeistert ist er von der hervorragenden Infrastruktur mit den zahlreichen Häfen und dem riesigen Mietangebot an Wasserfahrzeugen. „Kroatien bietet alles, vom kleinen Fischerdorf, einer großen Kultur, zu alten Städten, nebenbei auch Nachtleben, die Möglichkeit zum Einkaufen und gute Restaurants”, die er gut kennt.

Dass das ehemalige jugoslawische Land mittlerweile überlaufen ist, etwa wie seine Heimatstadt im Sommer, das mag Simon weniger und versucht, die überfüllten Orte zu umgehen, besonders auch in diesen Zeiten. Auch seine Kunden ziehen heuer die natürlichen Buchten den urbanisierten Niederlassungen vor. Das Coronavirus hat die Routen der Sailing Holidays-Kunden in Griechenland etwas verändert, sodass die Urlauber eher auf die Kykladen, Sporaden oder Ionischen Inseln wollen, statt auf die Dodekanesen über Rhodos, oder an die türkische Küste.

Hoffnung

Das täglich Messen der Temperatur und das Eintragen in eine Liste, die im Falle einer Kontrolle bereit stehen muss, aber auch das Tragen der Atemschutzmaske und das ständige Desinfizieren der Hände und des Wasserfahrzeuges lenkt den Unternehmer manchmal von der Schönheit des Erlebnisses ab, erinnert ihn an die Folgen der Pandemie. „Im Vergleich zum Vorjahr sind leider weniger Kunden da. Ich weiß im Moment nicht, ob aus Geldnot oder mangels Interesse”. Bis zur Krise waren seine Touren meist einige Monate im Voraus schon ausverkauft, denn die Buchungen erfolgen ab Herbst. Auch mussten während der Ausgangssperre Segelurlaube abgesagt oder verschoben werden, auch jetzt ist die Lage ungewiss, manche Länder verbieten rumänischen Touristen die Einreise. Der ehemalige Honterianer zeigt sich jedoch erfreut, dass er schon Nachfragen für 2021 hat und hofft, dass im kommenden Jahr alles wieder gut wird - auch mit der Skipper Schule, die er gemeinsam mit seinen Partnern führt und bei der er Interessierte ab 16 Jahren lehrt, Sportboote zu fahren. In Zukunft will er auch wieder auf deutschen Gewässern rund um Berlin und Potsdam fahren, die Loire und die Rhone in Frankreich, aber auch die vielen Kanäle in Holland oder Belgien bereisen.

Von dieser zunehmend gefragten Art, die Freizeit zu verbringen, können zurzeit viele nur träumen - und es gegebenenfalls wagen, im Voraus zu planen, welche Route und Sehenswürdigkeiten sie auswählen würden, sobald es die Situation wieder erlaubt und Ausflüge wieder problemlos möglich sind.