Bukarester Börse hat politische Krise womöglich nicht ganz verarbeitet

Ein Rückblick auf den Handel an der Bukarester Wertpapierbörse

Foto: sxc.hu

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Der Bukarester Aktienmarkt startete überaus gut in die vergangene Handelswoche, gleich mit satten Kursgewinnen um drei Prozent. Die politische Krise aber, die zum Ende der Woche mit der Suspendierung des Staatschefs ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte, machte der optimistischen Entwicklung einen Strich durch die Rechnung. Auch vom ordentlichen Umsatz von umgerechnet 5,6 Millionen Euro blieb nach dem letzten Handelstag nicht mehr viel übrig. Er sackte auf 2,1 Millionen Euro und drückte den durchschnittlichen Tagesumsatz um 24 Prozent auf umgerechnet 3,9 Millionen Euro.

Indizes und Aktien

Auf Wochensicht blieben die Indizes dennoch im grünen Bereich. Der Kurszuwachs fiel durch den Rückschlag am vergangenen Mittwoch auf unter ein Prozent. Der Hauptindex BET-C legte somit auf Wochensicht nur 0,3 Prozent zu. Vor allem der Finanzwerte-Index verlor im Laufe der Woche fast alles, was er gleich am ersten Handelstag an Wert zugelegt hatte. Auf Wochensicht gab es ein Plus von 0,01 Prozent und damit auch den Verlust der 21.000-Punkte-Marke, die der Index an den ersten beiden Handelstagen gut überschritten hatte.

Besser schnitten da der ROTX-Index und der Energiewerte-Index BET-NG. Mit einem Wochenplus von 0,2 beziehungsweise 0,5 Prozent konnten die beiden Indizes ihre psychologischen Grenzen vorerst verteidigen. Unter den Aktien taten sich zwei hervor, mit Kurszuwächsen, die angesichts der aktuellen Lage nicht fundiert zu sein scheinen und auf spekulative Aktionen zurückzuführen sind. Das sind zum einen der Haushaltsgeräte-Hersteller Electroarges (Details siehe weiter unten), mit einem Kurssprung von 34 Prozent, und der Treibstoffhändler Petrolexportimport (PEI, 21,88 Lei) mit einem Plus von 17 Prozent.

Aktie der Woche

Eine außerordentliche Performance legten die Aktien des Herstellers von Haushalts- und Elektrogeräten Electroarges Curtea de Argeş (ELGS, 0,334 Lei) hin. Auf Wochensicht kletterte der Aktienpreis um 34 Prozent. Der Kurssprung ist allerdings nicht irgendwelchen fundamentalen zu verdanken. Das Unternehmen konnte im vergangenen Geschäftsjahr seinen Umsatz um 21 Prozent auf umgerechnet 29 Millionen Euro steigern. Der Gewinn ging um 4 Prozent auf umgerechnet 1,71 Millionen Euro zurück. Im Vorjahr war der Gewinn noch um das 2,8-fache gestiegen. Den höchsten Umsatz macht Electroarges mit Sauggeräten, der größte Abnehmer ist der deutsche Hersteller von Reinigungsgeräten Kärcher. Am Unternehmen ist der zwielichtige Anleger Cătălin Chelu beteiligt, der sich bislang durch Konflikte mit Aktionären und als Spekulant bemerkbar gemacht hat. Die ELGS-Aktien hatten hohes spekulatives Potenzial, sie waren die Aktien mit dem niedrigsten Kurs-Gewinn-Verhältnis (bei 1,79). Das heißt, dass die Anlage in ELGS-Aktien in weniger als ein-zwei Jahren amortisiert werden würde.

Ausblick

Möglicherweise wird die Börse noch durch die nicht gänzlich verarbeitete politische Krise weiter belastet werden. Außerdem kommen erneut Sorgen um den Euro auf, dieser startete die neue Handelswoche beim Tiefstwert der vergangenen zwei Jahre. Ob das Zusammenspiel zwischen niedrigen Kursen und schwacher Landeswährung ausländische Anleger dazu bewegt, derzeit überaus günstig in den Markt einzusteigen, bleibt abzuwarten.

Rasdaq

Anders als am Hauptmarkt sorgten in der vergangenen Woche einige Sonderdeals für einen lebhafteren Handel an der rumänischen Sekundärbörse Rasdaq. Zwar reichte der durchschnittliche Tagesumsatz nicht an den Vorwochenwert heran, doch blieb er mit umgerechnet 0,38 Millionen Euro vergleichbar. Der Hauptindex Rasdaq-C hingegen konnte einen Großteil des Verlustes der Vorwoche (-2,4 Prozent) wieder wettmachen und legte 1,9 Prozent zu.

Devisen

Der rumänische Leu wurde von der politischen Krise der vergangenen Woche voll getroffen. Im Verhältnis zum Euro sank er auf ein erneutes Rekordtief bei 4,5142 Lei. Schlimmer als der amtliche Kurs war der Wechselkurs, der im Handel zwischen den Banken erreicht wurde. Dort stand der Euro schon mal bei 4,54 Lei. Bankanalysten schreiben den Leu für dieses Jahr eigentlich ab. ING-Analysten sehen die von ihnen prognostizierte 4,55-Lei-Marke bereits früher als angenommen erreicht, Experten der Commerzbank sehen den Euro bis Jahresende nicht wieder unter 4,5 Lei fallen. Der US-Dollar legte 3,16 Prozent zu und schloss bei 3,648 Lei.


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