Gefahr vor Kreditklemme durch Eurokrise

EBWE prognostiziert verlangsamtes Wachstum in Osteuropa

Bukarest (Mediafax/ADZ) - Die Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBWE) erwartet für die Reformländer in Mittel-, Ost-, und Südosteuropa eine nachhaltige Verlangsamung des Wirtschaftswachstums. Obwohl einige Länder ihre wirtschaftliche Basis gestärkt haben, beeinflusst die Krise der Eurozone die Region negativ. Vor allem der Rückgang im Handel und beim Kapitalzufluss in die Region verlangsamen das Wachstum von 4,6 Prozent im Jahr 2011 auf 3,1 Prozent 2012 und voraussichtlich 3,7 Prozent 2013. Dies geht aus einem am Freitag veröffentlichten Bericht der EBWE hervor. Für Rumänien prognostizieren die Experten ein Wachstum von 1,2 Prozent (zum Vergleich: die Regierung und der IWF erwarten etwa 1,5 Prozent) und erhöht damit die Prognose vom Januar um 0,4 Prozentpunkte. „Bis vor kurzem war Rumänien nach der Erholung 2011 noch auf solidem Wachstumskurs. Die Probleme der Eurozone bedeuten aber einen starken Dämpfer der rumänische Exporte, deswegen ist eine Schwächung der Wirtschaft in den nächsten Monaten wahrscheinlich. Die Eurokrise hat Rumänien hauptsächlich durch grenzüberschreitende Bankgeschäfte negativ beeinflusst. Die kontinuierliche Unterstützung durch den IWF bietet einen wichtigen Puffer“, heißt es im Bericht. Für 2013 sagt die EBWE 2,6 Prozent Wachstum voraus.

Griechenland-Austritt nicht problematisch

Zur Befürchtung, griechische Banken könnten im Falle eines Austritts aus der Eurozone durch ihre Tochtergesellschaften ernsthaften Schaden in Rumänien anrichten, äußerten sich EBWE-Experten zuversichtlich. Es bestehe ein „Verteidigungsring für Serbien, Bulgarien und Rumänen“, sagte Erik Berglof, Chef-Ökonom der EBWE. Trotz des starken Engagements griechischer Banken in Rumänien werde die größte der drei Volkswirtschaften einem Austritt Griechenlands widerstehen können, hieß es im Zuge der Veröffentlichung des Berichts in London. Griechische Banken kontrollieren rund 13 Prozent des rumänischen Bankensektors. In diesem Zusammenhang verwies Nationalbankpräsident Murgur Isărescu auf die solide Liquiditätsrate von 14 Prozent des rumänischen Bankensektors. Die Verantwortlichen der betroffenen griechischen Banken hätten außerdem versichert, dass die Tochtergesellschaften über genug Eigenkapital verfügen, sagte Isărescu.

Gefahr droht durch Kreditklemme

Auch wenn die Situation Griechenlands nicht direkt negativen Einfluss auf die rumänischen Banken hat, könnte das Ausbleiben von ausländischem Kapital eine Kreditklemme verursachen. Der Vizepräsident der Nationalbank, Cristian Popa, sagte CNBC.com in London, dass es noch keine Anzeichen für einen Rückzug von Einlagen gäbe, es gelte aber einen unkontrollierten Kapitalabzug bei den ausländischen Banken zu verhindern. „Wir wollen keine Situation, in der der Kapitalabfluss eine Kreditklemme verursacht“, erklärte Popa. Er fügte hinzu, dass die Nationalbank in Zusammenarbeit mit dem IWF ständig an einer Verbesserung der Überwachungsmethoden arbeitet.