Insolvenz und Lizenzverlust

Stillgelegtes Kupferabbau- und -anreicherungswerk Moldomin riskiert Attraktivitätsverlust

So schaut es im ehemaligen Erzanreicherungswerk von Moldomin aus: Ruinen dominieren das Areal. Hier macht nur noch eine Greenfield-Investition Sinn. | Foto: Zoltán Pázmány

Neumoldowa - Die ehemalige Kupfererzgrube mit angeschlossenem Kupferanreicherungswerk SC Moldomin SA in Neumoldowa am Donauufer, die sich auch als insolventer Unternehmenskomplex im Staatsbesitz befinden und vom Wirtschaftsministerium verwaltet werden, laufen akute Gefahr, auch noch die Abbaulizenz für die sogenannten „Banatite“, ein hier abgebautes Kupferarmerz (mit um die drei Prozent Kupfergehalt), zu verlieren. Die Lizenz läuft in diesem Jahr aus und das Wirtschaftsministerium hat noch keinerlei Bemühungen zu dessen Verlängerung oder Erneuerung unternommen.

Das Alarmsignal zogen ehemalige leitende Ingenieure von Moldomin auf Facebook, weniger, weil eine Abbaulizenz „besonders schwierig“ zu erhalten wäre, sondern eher, weil die Lizenzverlängerung einfacher ist als eine Erneuerung der Lizenz nach einem Verlust. Außerdem würden seitens des rumänischen Staates Null-Hoffnungen bestehen, das Werk wieder anzufahren (dafür ist alles Oberirdische, von den Produktionsanlagen bis zu den Zufahrtsstraßen, seit Betriebseinstellung und Abzug der Wachmannschaften zu systematisch durch Raub zerstört worden) und vor allem sei die Attraktivität eines Erzvorkommens beim Vorhandensein einer Abbaulizenz unvergleichlich höher als bei deren Fehlen.

Es wird auch darauf aufmerksam gemacht, dass das Interesse an Kupfer auf den internationalen Märkten nach wie vor groß ist. Ein kurzer Blick ins Internet zum Stichwort „Kupfer“ zeigt: In Dollar stieg der Kupferpreis binnen fünf Jahren um rund 70 Prozent auf rund 8000 Dollar pro Tonne, in Euro um rund 60 Prozent auf rund 6600 Euro pro Tonne, während der Kupferpreis allein in den zwölf Monaten von Anfang Februar 2020 bis Ende Januar 2021 in Dollar um 38 Prozent, in Euro um 30 Prozent zulegte. Es dürfte also durchaus ein latentes Interesse am Kauf des Abbaurechts für Kupfer und an der Erzeugung von Kupferbarren bestehen. Gerade deshalb ist es schwer verständlich – in erster Linie aber vollkommen unverständlich für Menschen, die sich über den Abbau und die primäre Verarbeitung des Kupfererzes seelisch mit Neumoldowa verbunden fühlen –, dass das Wirtschaftsministerium einfach nur mit ansieht, wie am Donauufer alles, was mit Kupfer zu tun hatte, flöten geht. Dabei sprechen wir vom ehemals größten Arbeitgeber am rumänischen Ufer des Donauengpasses, der einmal mehr als 4000 Menschen beschäftigt hat. 

Sicher ist den technisch und wirtschaftlich ausgebildeten Kupfernostalgikern auch bewusst, dass jeder Versuch einer Wiederankurbelung von Moldomin praktisch einer Greenfield-Investition gleichkäme. Doch wäre die Vermeidung eines schwerfälligen und hoch bürokratischen Lizenzierungsverfahrens auf alle Fälle ein Vorteil. Der wohl größte Nachteil beim Kauf/Verkauf der Domäne Moldomin ist die bisher immer gegenüber jedem Kaufinteressierten vorgebrachte Forderung des rumänischen Staates, die von seinem Unternehmen jahrzehntelang verursachten immensen Umweltschäden durch die Abraumablagerungen am Donauufer – die von der ADZ oft erwähnten und problematisierten über 300 Hektar großen Abraumwüsten der ehemaligen Klärteiche Boșneag und Tăușani zwischen Neumoldowa und der Gemeinde Coronini, derentwegen die EU gegen Rumänien ein Vertragsverletzungsverfahren eröffnet hatte – auf Käuferkosten zu beseitigen.

Der ehemalige Bergbauingenieur László Bencze meint trotzdem: „Der größte Vorteil bei der Inbesitznahme eines Erzvorkommens ist das Vorhandensein einer gültigen Abbaulizenz. Sicher kann man diese auch nach dem Kauf erzielen, aber komplizierter, wegen der Überbürokratisierung. Auch beim Verkauf ist es von Vorteil, einem potenziellen Investor die Abbaulizenz mit zu verkaufen. Grundsätzlich hat der Staat als Verkäufer ja dort kaum noch etwas Brauchbares zu bieten, außer dem Erzvorkommen und der Abbaulizenz. Alles andere müsste sich ein potenzieller Käufer sowieso selber schaffen. Was dann wieder ein Vorteil sein könnte, weil er alles neu und auf dem neuesten Stand der Technik machen kann – sofern ausreichend Geld da ist.“

Ein Mangel des Kupfervorkommens sei allerdings auch, dass zur genauen Kenntnis seines wirtschaftlichen Werts (Areal und Volumen des abbauwürdigen Vorkommens, sowie Option für Untertage- oder Tagebau – oder auch beides – je nach Rentabilitätsberechnungen) neue Prospektionen auf moderner Basis und aufgrund aktueller Kenntnisse nötig wären. Das Kupferlager wurde nämlich schon im 18. Jahrhundert ausgebeutet und viele der Kenntnisse über das Vorkommen, die im Kommunismus genutzt wurden, stützten sich auf die Prospektionen des 18. und 19. Jahrhunderts. Faustregel heute: Ein Abbau untertage wäre qualitativ und quantitativ rentabler als ein Tagebau, doch benötigt dieser unter allen Umständen mehr Bergleute, verursacht also Langzeitkosten mit dem Personal, während ein Tagebau quantitativ schneller mehr Volumen bringen könnte, wenn die entsprechende maschinelle Ausstattung – aber auch die Lösung aller mit einem Tagebau verbundenen Umweltauflagen und -probleme – in Form höherer Startkosten aufzubringen sind.