Verzögerungen bei Schürfarbeiten

„Interministerielle Verkettung“ bremst Suche nach neuen fossilen Brennstoffvorkommen

Bukarest - Bogdan Popescu, Generaldirektor der Bukarester SC Zeta Petroleum (Romania) SRL, erklärte am vergangenen Dienstag auf einer Fachkonferenz in Bukarest, dass Rumänien über Reserven an Schiefergas verfüge, die denen der USA und Polens vergleichbar sind. „Das einzige bislang bekannte rumänische Vorkommen an Schiefergas auf der Plattform Moesica ist durchaus vergleichbar mit der Größe der Vorkommen, wie man sie aus den USA und Polen kennt und zu nutzen beginnt“, sagte Popescu, laut EconText, vor einem Fachpublikum und Medienvertretern.

Nach wie vor sieht er die Haupthürde auf dem Weg zur energetischen Autarkie Rumäniens in den Verzögerungen im Genehmigungsprozess durch die staatlichen Institutionen, wobei er in erster Linie sich auf die Zähflüssigkeit bezog, mit der die Frage der praktischen Nutzung der jüngst entdeckten Erdgasvorkommen im rumänischen Teil des Kontinentalsockels des Schwarzen Meeres institutionell gelöst wird.

Dabei sei die Schuld nicht einmal eindeutig dem Ministerium für Umweltschutz und Forsten zuzuordnen, sondern der „interministeriellen Verkettung“: „Wenn die Ausbeutung der Schwarzmeervorkommen startet, wird Rumänien energetisch unabhängig“, sagte Bogdan Popescu. „Die Investitionen in weitere Schürfvorhaben – einschließlich auf der Suche nach zusätzlichen Schiefergas-Vorkommen – befinden sich in den letzten Vorrunden, doch sie stagnieren seit drei Jahren, weil die interministerielle Verkettung des Genehmigungsverfahrens sie verzögert. Gegenwärtig harren die Finanzierungen der Schürfarbeiten noch auf eine Genehmigung seitens des Transportministeriums.“

An dieser Stelle sei daran erinnert, dass Rumänien in den 70er-Jahren, als Reaktion auf die beiden Erdölkrisen, Maßnahmen zu seiner energetischen Autarkie beschlossen hat. Unter anderen sollten die hydroenergetischen und die Reserven an Sonnenenergie vollständig genutzt werden (einschließlich durch den Bau von Klein-Wasserkraftwerken an jedem Bach mit einigermaßen Gefälle – „Jede Gemeinde mit ihrer Mikrohydrozentrale!“ – und durch Warmwasserheizung der Wohnblocks mittels Sonnenkollektoren auf den Flachdächern), aber auch durch exhaustive Nutzung der riesigen Ölschiefervorkommen innerhalb des Karpatenknies und im Banater Bergland.
 
Damals baute man – um Zeit zu gewinnen gleich im Industriemaßstab, indem die Phase des Testens mittels Pilotkraftwerk übersprungen wurde – das Ölschieferkraftwerk Crivina bei Anina, das nie auch nur an die erhoffte Leistung von 330 Megawatt herankam, weil politische (und persönliche) Ambitionen die technische Vernunft niederhielten. Das Großkraftwerk, von dem im Dezember 1989 einer von drei geplanten Energieblöcken stand, wurde nach der Wende von 1989 verschrottet.Trotzdem zeigten zwischenzeitlich Beispiele wie Kanada oder Estland, dass das Erdöl aus den Ölschiefervorkommen energetisch profitabel genutzt werden kann, wenn man die Technologie dazu genau einhält - allerdings mit großen Gefahren für die Umwelt. Auch die Nutzung des Schiefergases ist mit außerordentlichen Gefahren für das Grundwasser und die Umwelt verbunden, wobei allerdings die (nach menschlich-technischem Ermessen mögliche) Vermeidung dieser Gefährdungen große Initialinvestitionen erfordert. 

Angesichts der sich abzeichnenden Knappheit der bekannten Vorkommen und dem bröckelnden Vertrauen in die Zulieferstaaten (fast durchwegs Krisenstaaten oder potenzielle Krisenherde), die jederzeit den Hahn aus Erpressungs- oder anderen Gründen zudrehen können, zahlen sich die Investitionen und der Drang nach Energieautarkie auf alle Fälle aus.