ADZ-Jubiläum: Ein treuer Wegbegleiter

Das 50. Jubiläum des NW/ADZ wurde im Sitz der Redaktion des Pressehauses in Bukarest in Anwesenheit von Emmerich Reichrath, Wolfgang Wittstock, Dieter Drotleff, Werner Kremm, Elke Sabiel, Prof. Dr. Dr. hc. Paul Philippi (v.l.n.r.), des Redaktionsteams begangen.

Zu den zahlreichen Gedenktagen, die  in diesem Jahr begangen werden, zählen auch die einiger deutschsprachiger Publikationen: Vor 175 Jahren erschien die „Kronstädter Zeitung“ als Nachfolgerin des „Siebenbürgischen Wochenblatts“. Ab 1. Januar 1874 konnten sich die Leser das „Siebenbürgisch-Deutsche Tageblatt“ zu Gemüte führen. Das Jahr 1924 markierte in Kronstadt das Erscheinen der kulturpolitischen Zeitschrift „Klingsor“. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte dann nach der Gründung des Antifaschistischen Komitees am 13. Februar 1949 der „Neue Weg“, ab 13. März 1949 herausgegeben, nachdem am 6. März 1945 die erste Demokratische Regierung unter Dr. Petru Groza an die Macht kam und Rumänien unter sowjetischer Herrschaft bis zum Umsturz vom Dezember 1989 hinter dem Eisernen Vorhang aushalten musste. Es war ein politisches Interesse, eine landesweit vertriebene Zeitung auch in deutscher Sprache zu veröffentlichen, um die Politik der damals noch bestehenden Arbeiterpartei und anschließend der kommunistischen Machthaber bis 1989 zu propagieren und die damals noch starke deutsche Minderheit zu manipulieren. 

Den ersten Kontakt zu dieser Tageszeitung hatte ich als Kind, als mein Vater nach fünf Jahren im November 1949 aus der Russland-Deportation heimkehrte und plötzlich die Zeitung weit ausgebreitet auf dem Küchentisch fand, darin blätterte, voraussichtlich auch, um sich Aufklärung über diesen „Neuen Weg“, der in seiner Heimat einzuschlagen war, zu schaffen. Aus Bukarest waren meine Eltern 1940 nach Zărnești umgesiedelt, da die hiesige Zellulosefabrik wegen der Kriegsproduktion die Arbeiter vom Einzug an die Front befreien konnte. Als ich den schwarzen, großen Titel „Neuer Weg“ sah, war es auch für mich eine Überraschung, als Kind eine deutschsprachige Publikation zu sehen, da in meiner neuen Heimatgemeinde die deutsche Schule aufgelöst worden war und ich den rumänischen Unterricht besuchte. Nur in der Familie konnte die Muttersprache noch gepflegt werden. Voraussichtlich hatte mein Vater die Zeitung im Tabakladen meines Onkels gekauft, der seine Konditorei 1948 schließen musste, und so einen Überlebensjob gefunden hatte. Aus dem „Neuen Weg“ erhielt mein Vater einige Informationen über die deutsche Minderheit des Landes, doch übersprang er stets die Seiten mit den Übersetzungen der offiziellen Parteiberichte. Bei den Lokalberichten äußerte er dann oft seine Unzufriedenheit meiner Mutter gegenüber: wieder ist nichts über Kronstadt zu lesen. 

Das sollte sich 1957 ändern mit dem Erscheinen der „Volkszeitung“ als deutschsprachige Publikation für die damalige Region Stalin, die flächenmäßig etwa sechs der heutigen Kreisgebiete umfasste. Von der Bukarester Redaktion des „Neuen Wegs“ wurden die Redakteure Eduard Eisenburger, Alfred Wagner und Hans Schuller nach Kronstadt entsandt, um das Erscheinen der neuen Publikation vorzubereiten. So entstanden auch die engen Kontakte zwischen den beiden Redaktionen. Wichtigstes Anliegen war die Übernahme der Übersetzungen der offiziellen Parteiberichte von der Bukarester Redaktion. 

Die Tageszeitung „Neuer Weg“ hatte in Kronstadt als Regionsvorort und nach 1968, nach der Verwaltungsreform der Landesgebiete, immer ihre eigenen Korrespondenten vor Ort. Mit diesen gab es eine positive Zusammenarbeit, man informierte sich gegenseitig über besondere Veranstaltungen, über die man berichten sollte: Kulturereignisse, Bürger die als Bestarbeiter gekürt worden waren, Erfüllung der Arbeitsnormen gehörten zu den wichtigsten Berichten. Nach dem Tod Stalins ergab sich eine gewisse Öffnung, so dass auch erste Berichte über Heimatkunde erschienen, doch nicht über die getroffenen Willkürmassnahmen wie Deportation, Enteignung, Evakuierung, politische Prozesse. Kronstädter „Neuer Weg“-Korrespondenten wie Simon Schmidt oder Hans Barth wechselten zur VZ bzw. KR-Redaktion, Hans Schuller, Alwin Zwier zum „Neuen Weg“.

Die Wende von 1989 brachte dann vor allem Finanzierungsprobleme durch die schwindende Leserzahl wegen der Auswanderung mit sich. Als überregionale Publikation wurde an eine Fusion mit den den Wochenschriften „Karpatenrundschau“, „Die Woche“, „Banater Zeitung“ gedacht, doch sträubten sich deren Vertreter. Besorgt zeigte sich auch der damalige dpa-Korrespondent Joachim Sonnenberg in einem Beitrag im „Neuen Weg“ vom 6. Februar 1992: „Stirbt die rumäniendeutsche Presse?“

Nachdem 1993 die Banater Zeitung zur „Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien“ übergegangen war, der neue Name des „Neuen Wegs“, musste auch die „Karpatenrundschau“ 1996 diesen Schritt tun. Seither hat die ADZ ihre Vertretung im Kronstädter Kreisgebiet durch die KR-Redakteure, die auch das Erscheinen der Beilage sichern. Seither führen wir als Redaktionskollektiv gemeinsam die Tradition der deutschsprachigen Presse in Rumänien fort.