„Apold Heritage Lab“ bringt Denkmalpfleger aus Deutschland und Rumänien zusammen

Trappold (ADZ) - Kirchenburgen gibt es in vielen Regionen Europas, sogar auf anderen Kontinenten. Nirgends aber existiert eine so reichhaltige Dichte an mittelalterlichen Sakralbauten, Wehrkirchen und Kastellen wie in Südsiebenbürgen. Das Studium dieser Bauwerke, ihrer Entstehungsgeschichte und der traditionellen Bautechniken steht im Zentrum einer Sommerschule, die am 18. Juli 2022 in Trappold/Apold, Kreis Mureș beginnt.

Unter dem Titel „Apold Heritage Lab“ findet von 18. bis 27. Juli dieses Jahres an der Trappolder Kirchenburg eine Sommerschule für Fachleute und angehende Spezialisten im Bereich der Denkmalpflege statt. Die Teilnehmer stammen aus Rumänien und Deutschland und sind Studierende im Bereich Architektur und Denkmalpflege. Gastgeber und Fachpartner ist der Verein CasApold, der seit 15 Jahren unter der Leitung des gebürtigen Berliners Sebastian Bethge vor Ort tätig ist und Sommerschulen zu Handwerkstechniken durchführt. Das Organisationskomitee des „Apold Heritage Lab 2022“ wird aus Studierenden des berufsbegleitenden Masterstudienganges Schutz Europäischer Kulturgüter der Europa-Universität Viadrina aus Frankfurt (Oder) gebildet.

Während der Sommerschule wird in drei Modulen gearbeitet. Im ersten Abschnitt stehen die Bauaufnahme durch 3D-Mapping und Messbilder im Mittelpunkt. Dabei geht es um Techniken der Bauaufnahme mittels digitaler Fotografie und Tachymetrie, also der Schnellmessung von Distanzen und Höhen bei Gebäuden. Die Zustandserfassung sowie die Beobachtung (Monitoring) werden im zweiten Schritt behandelt. Anhand des Wandmalereibestandes der evangelischen Kirche vor Ort sammeln die Teilnehmerinnen und Teilnehmer dabei unter anderem Praxis bei der Evaluierung von Zustandsveränderungen durch das Vergleichen des Status Quo der Malerei mit historischen Bildern. Schließlich werden im dritten Modul verschiedene Werktechniken behandelt. Hier können sich die Mitwirkenden praktisch im Anfertigen von Holzverbindungen, in der allgemeinen Holzbearbeitung sowie im Verputzen und Anstreichen – nach historischen Methoden – betätigen.

Einer der Höhepunkte der Sommerschule wird ein Tag der Offenen Tür am Samstag, 23. Juli, 15 Uhr, sein. Freunden der Kirchenburgen und alle, die an Denkmalpflege interessiert sind, werden zu einer Präsentation der Zwischenergebnisse der Sommerschule erwartet und können im Dialog mit den Protagonistinnen und Protagonisten Wissenswertes über die Herausforderungen in der Arbeit mit historischen Gebäuden erfahren.

Für den Denkmalpfleger Sebastian Bethge ist der Erhalt der Kirchenburgenlandschaft seit vielen Jahren eine Herzensangelegenheit: „Ich bin über die vielen Anmeldungen zu unserer Sommerschule sehr glücklich, denn trotz des zunehmenden Interesses an Siebenbürgens sakralem Kulturerbe sind die meisten Bauten weiterhin akut bedroht. Die rumänische Gesellschaft wagt sich nach der Auswanderung der überwiegenden Mehrheit der Siebenbürger Sachsen erst langsam an dieses noch ‘fremde’ Kulturerbe. Durch das Heritage Lab im Juli dürfen wir eine Sommerschule etablieren, die auch in Zukunft zur fixen Größe in der Denkmalpflege Siebenbürgens werden kann.“

Mit dem Verein CasApold beabsichtigt Bethge in weiterer Folge, das Forschungs- und Bildungszentrum Apold Heritage Center zu gründen und damit einen Lern-, Arbeits- und Kreativraum in der Wehrkirche von Trappold zu schaffen. Das Zentrum soll Forschung und Dokumentation, Bildung und Fortbildung sowie Kunst und Kultur mit dem Erhalt des regionalen Kulturerbes unter Einbindung lokaler Akteure kombinieren.

Zu den Partnern und Förderern der von der bereits erwähnten Europa-Universität Viadrina (Frankfurt an der Oder) organisierten Sommerschule im Juli zählen so renommierte Institutionen wie die Beauftragte der deutschen Bundesregierung für Kultur und Medien, die Universität für Architektur und Stadtplanung Ion Mincu (Bukarest), die Universität Bamberg, die Hochschule Coburg, die Architekturfakultät in Timi{oara/Temeswar, die Evangelische Kirche A. B. in Rumänien, die Stiftung Kirchenburgen (Sibiu/Hermannstadt) und der Verein Arcus (Filitelnic/Felldorf) mit seinem Projekt.