Architekten schlagen Alarm

Schwefelhaltiges (Heil)Wasser bedroht Kaiserbäder von Herkulesbad

Der Majolikabrunnen in der Zentralen Eingangshalle des Kaiserbads war immer die Hauptattraktion hier. Jetzt zerfrisst ihn das einsickernde schweflige Wasser, ebenso wie die Wände im Hintergrund, die bereits schwarzverschimmelt sind. Foto: Werner Kremm

Herkulesbad – Die Gruppe junger Architekten, die als „Hercules Project“ für die architektonische Rettung des Kurbads Herkulesbad/Băile Herculane eintritt, schlägt Alarm: es muss dringendst etwas getan werden für die Sanierung der Kaiserbäder/des Neptun-Bads (errichtet 1883-1886 vom Wiener Architekten Wilhelm von Doderer, einem Verwandten des Dichters Heimito von Doderer).

Die hinter dem an einen Berghang sich lehnenden Gebäudekomplex vorbeiführende Leitung mit schwefelhaltigem Mineralwasser – dem spezifischen Heilwasser von Herkulesbad – ist leck und das korrosive Wasser greift die Fußböden und Fundamente des langgezogenen Gebäudes an, das ohnehin auch durch lecke bis eingestürzte Dächer, fehlende Fenster und Türen sowie durch die allgemeine Interessenlosigkeit von Besitzern und Verantwortungsträgern in der Gefahr schwebt, bald endgültig und irreparabel zur Ruine zu werden.

Die jungen Architekten von „Project Herculane“, die angetreten sind, die historische Substanz des Kurorts zu retten, stoßen auf Hürden. Die größte davon: die verwirrten Besitzverhältnisse. Verwirrt wurden sie ab 2003, als der damalige Tourismusminister Dan Matei Agathon dem zwielichtigen Geschäftsmann, seinem damaligen PSD-Partei- und -Parlamentskollegen Iosif Arma{ den gesamten historischen Badekomplex an beiden Ufern der Cerna unter bis heute nicht ganz geklärten Bedingungen zuschanzte. Armaş trat an, um daraus, so lange es irgendwie ging, maximalen Profit zu schlagen (das ging so weit, dass er sich allabendlich per Kurier die Tageseinnahmen sämtlich nach Bukarest bringen ließ, in bar, nur um ja nichts von seinen Kaufverpflichtungen an den Staat abliefern zu müssen), um nach totaler Abwirtschaftung der Hotels und Kuranlagen diese – auch zur Tilgung von Schulden bei Staat und Privaten, die er zwischendurch gemacht hatte – loszuschlagen, wodurch die Einheit zum Streubesitz wurde.

Daher die Schwierigkeit, Geld zu leihen, um Objekte zu sanieren, die aus dem zeitweiligen Armaş-Besitz stammen. Denn Armaş und seine Clique (das sind nahezu durchwegs nähere oder fernere Verwandte des aus dem Herkulesbad benachbarten Medadia stammenden Armaş, oder enge Parteivertraute, wie etwa der ehemalige Kreisratsvizechef von Karasch-Severin, Ilie Iova) haben nicht nur ganze Objekte verscherbelt, sondern auch Teile davon oder das Grundstück, auf denen einzelne historische Bauten stehen, ganz oder in Teilen. Das ist auch im Fall der Kaiserbäder so: es gibt zwei Besitzer und zwei Besitzer der Grundstücke. Und alle versichern sie, bereit zu sein für Grundstücks- und Immobilientausch, um eine vernünftige Sanierung der Kaiserbäder möglich zu machen. Nur: seit Jahren, seit diese Zusicherungen immer wieder erneuert werden, ist nichts geschehen. Und die Kaiserbäder, ein Symbol von Herkulesbad, verfallen weiter.

Inzwischen versucht das Rathaus Herkulesbad, gerichtlich ein Gebäuderecht zugesprochen zu bekommen. Doch beim trägen Fortgang der rumänischen Justiz dürfte es beim gegenwärtigen Zustand der Gebäude zu lange dauern. Andrerseits: auch der Antikorruptionsstaatsanwaltschaft DNA, die längst eingeschaltet ist, scheinen Erfolge noch in weiter Ferne zu liegen, denn in den sechs, sieben Jahren, seit sie der Causa Herkulesbad auf den Grund zu gehen versucht, hat sie noch keinerflei konkrete Ergebnisse vorweisen können.