Weltweit wird heute mehr und mehr auf Spezialisierung in allen Tätigkeitsbereichen geachtet. Ob direkte Produktion oder das weite Feld der Dienstleistungen, gefragt sind besonders ausgerichtete Kompetenzen. Und der Bereich wächst von Tag zu Tag. Auch Kronstadt hat seit mehr als einem Jahr solch ein Unternehmen, dessen Präsenz bis jetzt diskret war. Doch der Ehrgeiz bei Arvato ist groß und begründet.
Was ist Arvato?
Auf diese Frage kommt die Antwort am besten vom obersten Chef selbst: „Die Arvato AG ist ein internationaler Medien- und Kommunikationsdienstleister. In einem einzigartigen Leistungsverbund besetzen wir Spitzenpositionen in unseren Märkten. Der Erfolg unserer Kunden ist der Maßstab. Dafür stehen wir mit Erfahrung und den neuesten Technologien, mit Kreativität und Leidenschaft – mit Herz und Verstand.“ Das sagt Rolf Buch, Vorstandsvorsitzender der Arvato AG auf der Internetseite des Unternehmens. Das Unternehmen nannte sich mehrere Jahre schlicht „Bertelsmann Industrie AG“, bis der damalige Chef Gunter Thielen 1999 das Akronym Arvato schuf, gebildet aus „Ar“ (von „ars“, lateinisch für Kunst), „va“ (für Variation), „t“ (Technik) und „o“ (Organisation).
Das Ziel damals: Der Umsatz sollte innerhalb von fünf Jahren von 500 Millionen Euro auf eine Milliarde Euro verdoppelt werden. Zu hoch oder zu tief angesetzt? Denn die jährlichen Einnahmen stiegen in dem geplanten Zeitraum auf 3,75 Milliarden Euro. 2008 waren es fünf Milliarden Euro. Damit liegt das Unternehmen innerhalb der Bertelsmann Gruppe auf Platz zwei, hinter RTL. Die Mitarbeiterzahlen haben sich von 2003 bis 2008 auf mehr als 62.000 verdoppelt – mehr als die Hälfte aller Mitarbeiter von Bertelsmann arbeitet zur Zeit für Arvato.
Das Angebot der Dienstleistungen reicht von der systematischen Gewinnung und Nutzung qualifizierter Adressen über das Outsourcing des Kundenkontakts an Servicecenter bis hin zur Entwicklung und Durchführung von Kundenbindungsprogrammen und der Abwicklung von Zahlungsvorgängen. Die logistischen Dienstleistungen gehen über die Anlieferung von Produkten und ihre koordinierte und gesteuerte Weiterleitung an die Kunden hinaus: Consulting, Einkauf und Produktion gehören dazu, ebenso wie Ordermanagement, Lagerhaltung, Finanzdienstleistungen, Retourenbearbeitung oder Reparatur-Service. Arvato Services ist eine AG mit alleinigem Gesellschafter, und zwar der Bertelsmann AG.
Arvato Kronstadt
In dem sechsten Stock des modernen Brasov Business Park, mit einer schönen Aussicht auf die Zinne, befinden sich die Leitung, die Abteilungen und Büros von Arvato Kronstadt. Hier werden wir von Sorin Crisan, Deputy Site Manager, und Oana Ceantea von Human Resources empfangen. Und die erste Frage ist dieselbe, welche wir uns stellten, als vor einem Jahr das Gerücht umging, Bertelsmann käme nach Kronstadt: „Was ist konkret Ihre Tätigkeit, worin besteht sie?“
„Ja sehen Sie“, sagt Oana Centea, „moderne, große Unternehmen haben bestimmte interne Prozesse, Abwicklungen, Leistungen, welche sie nicht selbst durchführen wollen. Das sind unsere Kunden und die betreffende Abwicklung ist für uns ein Projekt. Der Grund für diese Entscheidung, nämlich Abwicklungen zu externalisieren liegt bei ihnen, doch haben sie einmal die Entscheidung getroffen, dann liegt es an uns, diese Tätigkeit mit Kompetenz und Gewissenhaftigkeit durchzuführen, sodass beide Kunden, sowohl der, welcher uns die Aufgabe zugeteilt hat, als auch der Endkunde, dessen Anliegen wir bearbeiten, zufrieden sind.
Es klingt vielleicht komplizierter als es ist, also lassen Sie mich zwei konkrete Beispiele geben: Sagen wir eine große Fluggesellschaft, welche den Großteil ihrer Reservierungen, Buchungen und Umbuchungen online abwickelt (die meisten machen das ja schon seit Jahren), externalisiert den Bereich der Umbuchungen – dann sind wir gefragt. Oder ein Anbieter von IT-Produkten, welche, beim Kunden aufgestellt, verschiedene Einstellungen benötigen, es können simple Laptops oder Router für das Internet sein. Da sind wieder wir gefragt.“
Auf der Suche nach kompetentem Personal
Das bedeutet also zumindest Personal mit sprachlichen und technischen Kompetenzen. Dorin Cri{an sagt dazu: „Sehr richtig, doch da greifen unsere internen Verfahren, das Know-how von Arvato, welches hier im Haus von der Betriebsleitung überwacht wird. Aber es stimmt, sprachliche Kompetenzen – und zwar gute sprachliche Kompetenzen – rangieren ganz oben. Damit meine ich keineswegs einige Worte in, sagen wir, Deutsch am Telefon, nein, wir haben ja die schriftlichen Abwicklungen über elektronische Mittel. Die verlangen gründliche Sprachkenntnisse, schriftlich und mündlich. Und dann hinsichtlich der technischen Kompetenzen: Wie soll ein Mitarbeiter etwas beantworten, was er selbst, technisch, nicht kennt? In diesem Bereich wird jedoch intern sehr viel gemacht, wir haben Einstellungstrainings, Auffrischungstrainigs, Trainings bei jeder Änderung, Neuerung, Umstellung. Das Personal ist unser kostbarstes Kapital.
Oana Centea erklärt, es sei manchmal gar nicht leicht, richtiges Personal, also neue Mitarbeiter, zu finden. Denn, wie gesagt, die sprachlichen Anforderungen sind hoch. Doch auch in diesem Bereich werden Trainings durchgeführt. Zunächst erfolgt also die erste Auswahl mit internen, maßgeschneiderten Tests, dann die interne Ausbildung und Vorbereitung. Im Endeffekt ist das Personal sehr gut ausgebildet. Doch neben diesen Kompetenzen ist das Profil des Bewerbers ausschlaggebend, seine Einstellung, Haltung, Persönlichkeit. Diese beiden Kriterien sind die wichtigsten.
Das Durchschnittsalter im Haus, bei den jetzigen 120 Mitarbeitern, liegt bei 24 Jahren, fügt Dorin Crisan hinzu. Dabei gibt es viele Mitarbeiter von über 50, deren Leistung die vieler junger Kollegen übertrifft.
Gerade jetzt wird ein neues Projekt begonnen, erklärt Oana Centea, es werden neue Mitarbeiter, ein neues Tätigkeitsfeld vorbereiten, denn das Potenzial ist noch bei Weitem nicht erschöpft. Es finden Tests, Bewerbungen und Vorstellungsgespräche statt. Es werden mindestens weitere hundert Mitarbeiter eingestellt.
Führungskräfte werden durch interne Auswahl bestimmt. Gute Mitarbeiter haben die besten Aufstiegschancen. Heutige Projektleiter auf verschiedenen Ebenen haben als Mitarbeiter angefangen und ihre Kompetenzen haben sie zu ihrer jetzigen Stelle befähigt. 90 Prozent der Mitarbeiter haben Hochschulabschluss und überdurchschnittliche Kompetenzen, erläutert Dorin Crisan.
Der erste Geburtstag des Unternehmens wurde mit einem richtigen Firmenfest gefeiert. Und vor Weihnachten wird es das Jahresfest geben. Die Firma hat den Ehrgeiz, in kürzester Zeit der attraktivste Arbeitsplatzanbieter Kronstadts zu werden.
