Aufruhr bei Chemiekonzern Oltchim

Mitarbeiter protestieren gegen deutschen Aktionär / Roibu nicht mehr Vorstandsvorsitzender

Bukarest - Über 400 Mitarbeiter des Chemiekonzerns Oltchim haben am Dienstag vor dem Hauptgebäude des Unternehmens gegen die Vorgehensweise der German PCC SE protestiert.  Die Protestler kritisierten, dass das Vorgehen des Minderheitsaktionärs, der mit 18,2 Prozent an dem Unternehmen beteiligt ist,  Oltchim massiv zurückwerfe. PCC sei Hauptverantwortlicher für den schleichenden Privatisierungsprozess und die bisher ausgeliebene Übernahme der Arpechim-Raffinerien und habe in den letzten Jahren mehrfach die Entscheidungen der Aktionäre blockiert, berichtet das Wirtschaftsblatt Ziarul Financiar. Die Mitarbeiter forderten die „sofortige und definitive Rückgabe der PCC-Anteile” an den Chemiekonzern.

Rohstoffmangel und zu wenig Betriebskapital

Die Oltchim-Aktionäre beschlossen auf der Hauptversammlung, Constantin Roibu als Vorstandsvorsitzenden abzulösen. Sie trafen sich am Dienstag, um einen Vorschlag über die Abänderung der Geschäftsordnung zu diskutieren und Geschäftsführer und Vorstandsvorsitzenden zu separieren. Der Vorschlag kam vom Wirtschaftsministerium, mit einem Anteil von 54.8 Prozent Oltchims Hauptaktionär.  Ende Juli hatte Roibu erklärt, dass er als Vorstandsvorsitzender zurücktritt aber Geschäftsführer bleibt. PCC gibt Roibu die Hauptschuld am derzeitigen Zustand des Unternehmens: Desaströses Management habe den Konzern in den Ruin geführt.

Die in Râmnicu Vâlcea ansässige Firma ist stark verschuldet und leidet unter Rohstoffmangel und zu wenig Betriebskapital.  Oltchim musste vergangenen Freitag bekannt geben, dass auch im September ein Drittel der Arbeitnehmer beurlaubt bleiben müssen. Im August hatte das Unternehmen 30 Prozent seiner Leistung zurückgesetzt und von insgesamt 3454 Mitarbeitern 1025 beurlaubt.
In den letzten drei Jahren musste Oltchim jährliche Verluste in Höhe von über 200 Millionen Lei hinnehmen, im ersten Halbjahr 2011 waren es bisher 70,3 Millionen.
Um die Finanzierung des Konzerns abzusichern und die Produktionsleistung zu gewährleisten, werden die Aktionäre in dieser Woche über Darlehnen in Höhe von 250 Millionen Euro für Arbeitskapital und Investitionen verhandeln.

Geschäftsführer Roibu hatte PCC augefordert, realisierbare Lösungen zu finden, um das Unternehmen wieder profitabel zu machen. PCC soll außerdem die eigenen finanziellen Mittel offenlegen. Wirtschaftsminister Ion Ariton hatte kürzlich erwähnt, dass Oltchim der Liste von Unternehmen beitreten könnte, die von privaten Managern betrieben werden, zusammen mit dem Stromerzeuger Hidroelectrica und der nationalen Steinkohlengesellschaft CNH.  Die rumänische Reigerung plant, ihren Anteil des Unternehmens bis zum Ende des Jahres zu verkaufen und eine Lösung zu finden, was die Schulden des Konzerns betrifft.