Brüderlichkeit

Christus erzählte seinen Zuhörern die Parabel vom selbstsüchtigen Knecht. Ein Knecht hatte sich bei seinem Herrn mit einer großen Geldsumme schuldig gemacht. Als für ihn der Schuldturm drohte, bat er inständig um Nachsicht. Der Herr erließ ihm großzügig die ganze Schuld. Der egoistische Knecht wurde dadurch keineswegs eines Besseren belehrt. Wegen einer geringen Geldschuld eines Mitknechtes ließ er diesen in den Schuldturm werfen. Als sein Herr dies erfuhr, ließ er die vergebene Schuld wieder aufleben und den unbarmherzigen Knecht in den Schuldturm werfen. Christus knüpft daran die Mahnung: „Ebenso wird mein himmlischer Vater jeden von euch behandeln, der seinem Bruder nicht von Herzen verzeiht!“

Ein reicher kinderloser Mann sagte zu einem armen, aber kinderreichen Arbeiter: „Ich möchte dir ja nicht zu nahe treten, aber ist es dir klar, dass die Weltbevölkerung in den nächsten 20 Jahren um fast 50 Prozent wachsen wird? Was willst du dagegen unternehmen?“ Der Arbeiter erwiderte: „Haben Sie etwas gegen Kinder? Ich liebe Kinder!“ „Ich natürlich auch“, gab der Reiche zur Antwort, „aber du weißt, die Rohstoffe der Welt sind begrenzt und reichen nicht aus, wenn die Bevölkerung immer weiter wächst.“ „Aha“, sagte der Arme, „es geht also nicht nur um die Bevölkerung, sondern auch um Rohstoffe.“ „Genau“, sagte der Reiche und freute sich darüber, dass der Arme das brennende Problem begriffen hatte. Dieser aber meinte: „Dann brauchen wir also eine Geburtenkontrolle, aber auch eine Rohstoffkontrolle. Ich will Ihnen ja auch nicht zu nahe treten, aber ist es Ihnen klar, dass die 30 Prozent der Reichen in der Welt 90 Prozent der Rohstoffe verbrauchen? Was wollen Sie dagegen tun?“ Der Reiche ging schweigend davon.

So ist es auf unserem Planeten. Die Güter werden immer ungerecht verteilt. Daraus erwachsen Unzufriedenheit, Klassenkampf und Kriege. Gott hat auf Erden genügend Güter für alle Menschen geschaffen. Es wäre eine Utopie, die Gleichheit aller Menschen zu fordern. Wir Menschen sind nicht gleich, weder in der körperlichen noch in der geistigen Ausstattung. Aber eines können und müssen wir im Leben umsetzen, soll es Frieden auf Erden geben und die Ungerechtigkeit ausgemerzt werden. Das Zauberwort heißt: Brüderlichkeit.