Brutale Erotik und Friedensbeschwörung, Jugendtheater und Nazidrama

Highlights des Märzspielplans am Deutschen Staatstheater Temeswar

Temeswar (ADZ) – Der Monat März bringt eine neue Premiere ans Deutsche Staatstheater Temeswar (DSTT) und zwar gibt es am Samstag, dem 4. März 2023, um 19.30 Uhr, „Ein Sommernachtstraum“ nach William Shakespeare zu sehen. Kristóf Szabó inszeniert das Stück, das das gesamte Ensemble auf die Bühne bringt. Das Stück bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Traum und Wirklichkeit, vermeintliche Träume zeigt Shakespeare jedoch als Realität. Im Spiegelbild der Verliebtheit erscheint die dunkle Begierde. Der Literaturwissenschaftler Jan Kott bezeichnete den „Sommer-nachtstraum“ als das erotischste aller Stücke Shakespeares, die Erotik wird jedoch brutal: verwirrte Liebe und Triebe. „Ist die Figur des Fürsten Theseus, der bekennt, die Amazonenkönigin Hippolyta mit dem Schwert erobert zu haben, nicht auch ein Besatzer? Und kämpfen die Frauen des Stücks nicht auch um Selbstbestimmung? Ich habe die romantisch-verklärte Interpretation des Stücks infrage gestellt und setze es intermedial, physisch, visuell um“, so der Regisseur Kristňf Szabó zu seiner Inszenierung. Ihm zur Seite steht ein junges Produktionsteam, das erstmalig mit dem DSTT-Team zusammenarbeitet: Ioana Groza sorgt für die Ausstattung, die sie gemeinsam mit Șteff Chelaru für die In-szenierung „Ein Sommernachtstraum“ schuf; seine Videokunst bringt Ivo Kovács mit ins Spiel, während József Iszlai als Gast das Sound-Design übernimmt (als Alumnus des von der Europäischen Kommission für 2021 vorgeschlagenen i-Portunus-Stipendiums wurde er zu einem gefragten Mitarbeiter internationaler Institutionen).

Der Mixed-Media-Künstler, Regisseur und Choreograf Kristóf Szabó studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaft, Psychologie und Pädagogik. Zunächst widmete er sich der Bildenden Kunst, seit 2007 ist er als Regisseur und Choreograf tätig. Er ist Gründer des Kölner Ensembles F.A.C.E Mixed Media, das spartenübergreifend arbeitet. Zum Einsatz kommen literarische Texte, Körperausdruck, Tanz, Videoprojektionen, Musik. Seit 2012 ist Szabó künstlerischer Leiter des internationalen Festivals für zeitgenössischen Tanz SoloDuo NRW+ Friends.

Die nächsten Sommernacht-Vorstellungen finden Sonntag, den 5. März und Freitag, den 24. März, jeweils um 19.30 Uhr statt.

Am 11. und am 21. März gibt das DSTT wieder das spritzige Jugendstück TSCHICK, gefolgt von dem Kindermusical „Die Schneekönigin“. „Der Gott Kurt“ wird wieder am 17. März gespielt, während „Die parallele Stadt: Fabrikstadt“ am 21. März auf dem Spielplan steht (wird nicht im DSTT gespielt).So wie es seit Jahren Tradition ist, präsentieren die NiL-Theatergruppen ihre diesjährigen Produktionen in Vorstellungen am Wochenende 25. bis 26. März. Insgesamt werden acht Vorstellungen von den Gruppen NiL und NiL-Junior dargeboten.Die NiL-Theatergruppe wurde von Christian Bormann 1996 ins Leben gerufen. Aus der ersten Generation NiL stammen die DSTT-Schauspieler Ioana Iacob und Alex Mihaescu. 1998 übernahm Isolde Cobeț die Gruppe. Es wurde auch je eine Gruppe für die Klassen 5 bis 8 und für Schul-Absolventen gegründet, die alle an verschiedenen Jugendtheaterfestivals in Deutschland, Ungarn, Kroatien, Ukraine und Rumänien über die Jahre teilgenommen haben. Seit diesem Jahr sind drei DSTT-Schauspieler Gruppenleiter: Isolde Cobe], Isa Berger und Robert Bogdanov Schein. Der letzte ist auch ehemaliges NiL-Mitglied, wie manch anderer DSTT-Schauspieler.
Vor Monatsende gibt es am Mittwoch, dem 29. März, zwei Mal das Musical „Das Dschungelbuch“, um 11.00 Uhr und um 19.30 Uhr.

Für den Schluss ist als Gastspiel die szenische Lesung „Frei für Frieden“ für den 31. März um 19.30 Uhr ins Programm aufgenommen worden. Es handelt sich dabei um eine gemeinsame Veranstaltung des DSTT, des deutschsprachigen Temeswarer Literaturkreises „Stafette“ und der GEDOK-Karlsruhe. Zu sehen und hören sein werden die Karlsruherin Karin Bruder mit einem Fragment aus ihrem neuen Roman „Weiße Jahre“, die gebürtige Temeswarerin Ondine Dietz aus Karlsruhe (war Ende der 80er Jahre am DSTT als Schauspielerin zu sehen), die aus ihrem Roman „Si tacuissez, Scheherezade“ lesen wird, während Lorette Cher˛scu und Henrike Br˛diceanu Persem, Stafette-Mitglieder und Leiterin, jeweils aus ihrem lyrischen Werk lesen werden. Die Schauspielerin Ida Jarcsek-Gaza wird Fragmente aus „Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen“ von Christine Brückner vortragen. Die Lesung findet im Studiosaal des Ungarischen Staatstheaters Temeswar „Csiky Gergely“ statt, so dass die Platzzahl begrenzt ist.