Colterm-Insolvenzverwalter widerspricht Bürgermeister Fritz

Dem Fernwärmelieferanten droht eine erneute Geldstrafe und daraufhin der Bankrott

Temeswar (ADZ) – In der Affäre um den 2021 verpassten Erwerb von Emissionszertifikaten für den maroden Temeswarer Fernwärmelieferanten Colterm widerspricht der vom Temescher Gericht bestellte Insolvenzverwalter des Unternehmens Bürgermeister Dominic Fritz und gibt zu verstehen, dass dieser die Öffentlichkeit belogen habe. Wie die ADZ berichtete, hatte die Antikorruptions-Staatsanwaltschaft DNA in der ersten April-Woche eine Durchsuchung im Temeswarer Rathaus veranlasst und PC-Festplatten sowie gedruckte Dokumente eingezogen. Daraufhin erklärte Bürgermeister Fritz, dass in den kommenden Wochen viele Falschinformationen im Zusammenhang mit Colterm verbreitet werden und dass seine Verwaltung seit Amtsbeginn daraufhin gearbeitet habe, die geerbten Probleme des Unternehmens zu lösen. Fritz sagte unter anderem, dass die Emissionszertifikate für 2019 von der damaligen Verwaltung nur durch die Aufnahme „eines dubiosen Kredits“ gekauft werden konnten, den seine Verwaltung 2021 tilgen musste.

Nun teilt das Insolvenzverwalter-Konsortium um Alfa & Quantum Consulting mit, dass die von Fritz präsentierten Fakten so nicht stimmen. Die Zertifikate für 2019 habe Colterm am 22. April 2020 für 19,96 Millionen Lei gekauft. 12,92 Millionen Lei habe die Stadt Temeswar als alleiniger Aktionär über eine Kapitalerhöhung beigesteuert, 3,48 Millionen Lei habe ebenfalls die Stadt als Subvention zur Verfügung gestellt, der Rest von 3,55 Millionen Lei sei der Eigenbeitrag des Unternehmens gewesen. Die Zertifikate habe man in Raten erworben, die letzte Rate wurde am 15. September 2020 bezahlt. Also wurden diese Zertifikate nicht über ein Darlehen finanziert, so wie Fritz gesagt habe. Mit der ungarischen OTP-Bank habe man in der Tat am 20. November 2019 einen Darlehensvertrag abgeschlossen, doch laut den Vertragsbestimmungen durfte das geliehene Geld in Höhe von 35,08 Millionen Lei bis spätestens zum 17. Januar 2020 benutzt werden. Man habe aus dem Darlehen verschiedene Lieferanten und Dienstleister bezahlt, wie zum Beispiel E.ON, Aquatim, Electrica und die Eisenbahngesellschaft CFR, alle Zahlungen erfolgten in der Zeitspanne 22. November 2019 bis 16. Januar 2020. Im Gegensatz zu den Aussagen des Bürgermeisters wurde das Darlehen von Colterm selbst zurückbezahlt und nicht von der Stadt Temeswar, heißt es ferner in der Mitteilung des Insolvenzverwalters. Die Überweisung von 38,98 Millionen Lei, die Fritz als Rückzahlung des OTP-Kredits präsentiert habe, erfolgte zum Zwecke der Tilgung stadteigener Schulden gegen-über Colterm. Es handelte sich um eine vom Stadtrat gebilligte Entschädigung für im Jahr 2018 erfolgte, technisch bedingte Energieverluste. Zwischen der Stadt und dem Unternehmen habe es eine Abmachung gegeben, wonach diese knapp 39 Millionen Lei in Raten zu bezahlen waren, in der Tat habe die Stadt die letzte Ratenzahlung im September 2021 vorgenommen. Dass Colterm seine Forderung gegenüber der Stadt an OTP abgetreten habe, entspräche keinesfalls der Kreditrückzahlung durch die Stadt Temeswar, rechtlich habe Colterm seine Schuld durch eine Forderungsabtretung beglichen.

Ferner hatte Fritz gesagt, dass in den ersten vier Monaten des Jahres 2021 die Stadt dem Unternehmen 77 Millionen Lei überwiesen habe und dass dadurch Colterm in der Lage war, einen Teil der Zertifikate zu erwerben. Auch diese Aussage stimme nicht, teilt der Insolvenzverwalter mit. Zwar habe das Bürgermeisteramt zwischen Januar und April 2021 die Summe von 76,96 Millionen Lei überwiesen, aber es ging dabei nicht um den Teilerwerb von Zertifikaten, sondern um genehmigte Preissubventionen und um die Entschädigung für technisch bedingte Verluste. Dies gehe aus der Buchhaltung des Unternehmens zweifelsohne hervor. Die Stadt habe 2021 keinen Leu für den Erwerb von Umweltzertifikaten bereitgestellt. Eben deshalb konnten die für 2020 geltenden Zertifikate nicht termingerecht gekauft werden und es kam zur Verhängung der Geldstrafe von 21 Millionen Euro durch die Verwaltung des Umweltfonds (AFM).

Am 30. April läuft die Frist für den Erwerb der neuen Zertifikate aus; sollte es erneut nicht dazu kommen und die zuständige Behörde eine neue Geldstrafe verhängen, drohe dem Fernwärmelieferanten der Bankrott, warnt nun der Insolvenzverwalter. Vor wenigen Wochen hatte der Colterm-Sonderverwalter Cristian Amza (der laut Gesetz die Interessen des Aktionärs wahrnimmt) einen diesbezüglichen Finanzierungsantrag an die Stadt gerichtet. Wie die ADZ berichtete, hatte jedoch Bürgermeister Fritz erklärt, die Stadt werde die Zertifikate für Colterm nicht kaufen. Das Geld sei einfach nicht da.