Das Gift der Selbsttäuschung

Ein Unglücksfall in Arnstein bei Würzburg erregte in Deutschland Aufstehen. Fünf junge Männer und ein Mädchen feierten Ende Januar 2017 in einem abgelegenen Gartenhaus eine Party. Die Kälte außerhalb der Mauern war kein Problem. Sie heizten einen Ofen an und ein Stromaggregat lieferte das nötige Licht. Nach einer ausgiebigen Feier legten sie sich zum Schlafe nieder. Der Eigentümer dieses Gartenhauses war am Sonntagvormittag besorgt, weil er telefonisch seine zwei mitfeiernden Kinder nicht erreichen konnte. So machte er sich auf den Weg, um nach dem Rechten zu sehen. Was er fand, war schrecklich. Die fünf jungen Männer und das Mädchen waren tot. Sie waren durch eine Kohlenmonoxidvergiftung ums Leben gekommen. Dieses farb- und geruchlose Gas entsteht, wenn nicht genug Sauerstoff zur Verfügung steht. Es ist sehr giftig und kann mit keinem Sinnesorgan wahrgenommen werden. Deshalb ist besonders im Schlaf die Erstickungsgefahr sehr groß.

Es gibt nicht nur nicht wahrnehmbare Gefahren für unser Leibesleben, sondern auch solche Gefahren für unser Geistesleben. Wir leben frisch-fröhlich dahin und suchen unser kurzes Erdenleben so angenehm wie möglich zu gestalten. Keiner soll in unsere Lebensführung hereinreden, wir wollen es selbst bestimmen. Viele schließen sogar Gott, den Urheber allen Lebens, aus ihrem Leben aus. Sie wollen autonom ihr Leben gestalten. Darin liegt die große Gefahr. Das geistige Gift der Selbsttäuschung und der Selbstherrlichkeit dringt in sie ein. Sie können dieses Gift weder körperlich noch geistig wahrnehmen. Es verwandelt Christen, die Gott entgegengehen sollen, zu Diesseitsmenschen, die nur die materielle Gegenwart als einzige Realität anerkennen. Das ist keine moderne Erfindung, das war schon in uralten Zeiten so. Der Mensch bleibt durch alle Jahrtausende so. Deshalb rief der Prophet Jeremias seinen Landesleuten zu, an denen er dieses Gift wahrgenommen hatte: „Ihr gebt euch einer gefährlichen Täuschung hin!“

Als vernünftige Menschen sind wir zielorientiert und wollen auch das gesteckte Ziel erreichen. All unser Handeln und Wandeln ist darauf gerichtet. Wer nur an sich selbst glaubt, welches Ziel wird er erreichen? Zwei Männer machten sich auf einer Halbinsel in Amerika, die damals nur dünn besiedelt war, auf den Weg zu einem neuen Bergarbeiterlager. An einem Wintermorgen begannen sie die letzte Etappe ihres Weges. Während der Nacht hatte der Schnee die Fußspuren unsichtbar gemacht, die frühere Reisende hinterlassen hatten. Da der Himmel wolkenbedeckt war, konnten sie sich auch nicht an der Sonne orientieren. Mitten im Wald entdeckten sie frische Spuren im Schnee. Erleichtert beschleunigten sie ihre Schritte und hofften, bald am Ziel zu sein. Doch die Dämmerung brach herein und das ersehnte Lager kam noch immer nicht in Sicht. Da bewegte sich vor ihnen ein Schatten. Es war ein Indianer. In einem gebrochenen Englisch sprach er zu ihnen: „Weiße Männer sind verloren auf der Piste des Todes!“ Da begriffen sie ihren Irrtum. Die Spuren, denen sie folgten, waren ihre eigenen. Sie waren im Kreis gelaufen.

Diesen beiden Männern gleichen alle „Weltmenschen“. Sie sind „Kreisläufer“. Sie hoffen auf eine sorglose Zukunft, die ihnen diese materielle Welt nicht geben kann. Sie orientieren sich nur an sich selbst. So ist ihr Wanderweg auf Erden ein dauerndes Hin und Her, sie wandeln Jahr für Jahr auf den eigenen Spuren, die sie auf die „Piste des Todes“ führen.

Wollen wir uns von dem schleichenden Gift der Selbsttäuschung und der Weltdienstbarkeit befreien, müssen wir „weltüberlegen“ werden. Das hat schon der altchristliche Schriftsteller Tertullian (160-220) erkannt und seinen Mitbürgern erklärt: „Wir sind nicht weltfremd. Wir wissen, dass wir Gott Dank schulden. Wir verschmähen aber keine Frucht seiner Werke. Nur halten wir Maß, um uns ihrer nicht übertrieben oder in verkehrter Weise zu bedienen!“
Hüten wir uns vor dem Gift der Selbsttäuschung. Lassen wir unseren Lebensweg von Christus bestimmen. Er als bester Lebensführer gibt uns die Verheißung: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben!“