Das „Tandembuch“

Rumänisch-deutsche Landeskunde von zwei Seiten aufgeschlagen

Wenn zwei mit dem Tandem unterwegs sind, ist das zwar umweltfreundlicher als die Reise mit dem Flugzeug oder dem Auto. Auf der anderen Seite stellt diese Art der Fortbewegung auch neue Ansprüche an die Fahrradfahrer: Sie brauchen Abenteuerlust und Zeit, aber vor allem die Bereitschaft, sich auf ihren Mitstrampler einzustellen.

Das „Prinzip Tandem“ wurde nun auch zur Grundlage für ein kürzlich erschienenes Buch, das in einem Austauschprojekt des Europaeums der Universität Regensburg und ihrer rumänischen Partnerhochschule, der Babeş-Bolyai-Universität in Klausenburg/Cluj, entstanden ist. „Tandembuch“ heißt der Essay-Band mit 32 landeskundlichen Erfahrungsberichten über Rumänien und Deutschland. Das Besondere daran: Die Texte stammen von den Studierenden selbst, denn junge Menschen, so die Idee, vereinen die Tandemeigenschaften Flexibilität und Weltoffenheit am besten.

Wie schreibt man im Tandem ein Buch? Jeweils zwei Studierende der Universitäten aus beiden Ländern bildeten ein „landeskundliches Tandem“ und dachten sich ein Thema zum Land ihres Gruppenpartners aus. Dann begannen sie ihre Fahrt auf zwei Routen: Die Regensburger Studierenden recherchierten eine Woche lang in Klausenburg zu ihren Themen, später folgte der Gegenbesuch der Studierenden aus Klausenburg in Regensburg. Bei allen Nachforschungen wurden die jungen Autoren von ihren ortskundigen Tandempartnern unterstützt.

Heraus kam „eine ganz neue Buchgattung“, schreibt Prof. Dr. Walter Koschmal, Leiter des Europaeums, in der Einführung des rund 300 Seiten dicken Wälzers. Das Neue am „Tandembuch“ ist seine buchstäbliche Zweiteilung: So können Interessierte auf der einen Seite die Essays der deutschen Studierenden über Rumänien lesen, die sich mit vielfältigen Themen vom rumänischen Gesundheitssystem über die Situation der Roma bis hin zur Film- und Kunstszene in Klausenburg auseinandersetzen. Klappt er das Buch zu und von hinten wieder auf, so erwarten ihn Texte der Studierenden aus Rumänien über die bayerische Küche, Anglizismen in der deutschen Jugendpresse oder Integrationsmöglichkeiten für ausländische Studierende in Regensburg. Damit die Texte in beiden Ländern gelesen werden können, liegen sie zweisprachig, Deutsch und Rumänisch, vor.

Das „Tandembuch“ möchte kein faktenorientierter Reiseführer sein. Die Texte zeigen subjektive Blickwinkel, die jedoch immer von zwei Seiten geprägt sind. Das „Prinzip Tandem“ soll in neue (Denk-)Richtungen lenken und eine Brücke zwischen Deutschland und Rumänien schlagen, hoffen die Herausgeber. Für einen eignet sich das „Tandembuch“ also ganz sicherlich nicht: für den Individualreisenden.