„Dass wir die Zipser sind…“

Wiedersehen mit Verwandten aus der Heimat und Freunden aus der Schulzeit

Die Tanzgruppe Edelweiß gibt es gleich in zwei Generationen ...

... die Junioren und die Senioren ...

Auftritt der Kindergartenkinder Fotos: Alfred Fellner

Auftritt der Kindergartenkinder Fotos: Alfred Fellner

Messe in der Kirche zur Hl. Anna

Fragt man die Veranstalter, wie lange es das Zipsertreffen schon gibt, weiß kaum jemand eine genaue Antwort. Irgendwann seit den 90ern. Müsste schon die 25. oder 27. Ausgabe sein, dann ein Ausfall im Pandemiejahr... eigentlich ganz unwichtig. Hier wird immer in die Zukunft geschaut, maximal ein Jahr zurück, um zu sehen, was vom Vorjahr verbessert werden könnte. 

Und siehe da, es klappt: In den Anfangsjahren des Zipsertreffens war dieses Fest eines der wenigen Veranstaltungen, die der deutschen Minderheit in Oberwischau/Vi{eu de Sus  geboten wurde. Gleichzeitig war es für bereits ausgewanderte Zipser eine willkommene Gelegenheit, in die alte Heimat zu kommen. In der heutigen Zeit gibt es so oft Feste, so dass das Zipsertreffen nur eines von vielen ist. Die Generationen, die damals die lange Fahrt aus Deutschland mit dem Bus auf sich genommen haben, weilen kaum noch unter uns. Wie lockt man also heutzutage ausgewanderte und heimische Zipser zu diesem Fest, was bietet man ihnen, was macht dieses Fest heute noch attraktiv? Diese Fragen stellen sich die Veranstalter, und sie stellen sie auch den Teilnehmern. Immer öfters erwachen bei den neueren Generationen Heimatgefühle, immer öfters werden die Urlaubstage so geplant, dass es mit der Teilnahme am Fest klappt. Immer mehr der ausgewanderten Zipser freuen sich, das Haus und Grundstück hier nicht verkauft zu haben, oder sind auf der Suche nach einem. Immer mehr Zipser nehmen teil, auf beiden Seiten, Gäste und Helfer. Man könnte also sagen, die alte Heimat zieht in gewissem Maße die Zipser wieder an.

Das alljährliche Treffen der Zipser in Oberwischau trägt erheblich dazu bei. Dadurch, dass es seit mehreren Jahren in der Hauptstraße des deutschen Viertels, der Zipserei, stattfindet, wirkt es offen und einladend. Jeder ist herzlich willkommen, jeder findet Platz. Obwohl laut Volkszählung die Zahl derer, die sich als Deutsche angegeben haben, zurückgeht, wächst doch die Teilnehmerzahl von Jahr zu Jahr. Das ist mit Blick in die Zukunft ein gutes Zeichen.

So wie letztes Jahr wurde das Fest einen Tag früher als üblich eröffnet, am Freitagabend schon. Der Musiker Romulus Cipariu lud die Gäste auf eine außergewöhnliche Reise ein: Auf seinem Zymbal erklangen zum Tanzen und Mitsingen einladende Töne, „Mein kleiner grüner Kaktus steht draußen am Balkon…“. Am selben Abend noch wurde demons-trativ ein Floß gebaut. Die Zipsermänner wurden angeregt, sich an die alten Handwerkslehren ihrer Väter zu erinnern. Das fertige Floß diente als perfekte Foto-Kulisse der nächsten Tage.
Die offizielle Eröffnung des Kulturprogramms am Samstag geschah in Anwesenheit des Bürgermeisters Coman Vasile, des Kreisvorsitzenden des Deutschen Demokratischen Forums Maramuresch, Walter Übelhart, und des neuen Pfarrers und Seelsorgers der römisch-katholischen Gemeinde von Oberwischau, Desiderius Skurka. Der Vorsitzende des Regionalforums Nordsiebenbürgen, Josef Hölzli, ehrte die Veranstalter und Gäste mit seiner Teilnahme am Freitagabend. Die ehemalige Vorsitzende des Deutschen Forums Oberwischau, Cristina Funer, war heuer auch dabei. Nachdem der Oberwischauer Bürgermeister das Bierfass angezapft hatte, begrüßte der Vorsitzende des Deutschen Forums Oberwischau, Leopold Langtaler, alle Anwesenden, erwähnte die Wichtigkeit dieses Festes und schuf einen Überblick über alle erfolgreichen Tätigkeiten des Lokalforums Oberwischau im Laufe des Jahres. Bürgermeister Vasile Coman betont das friedliche Zusammenleben der Minderheiten in Oberwischau im Laufe der Geschichte, sowie das Bestreben der Lokalbehörden, die Stadt zu einem noch schöneren und lebenswerteren Ort zu machen. Walter Übelhart spricht vom Respekt, den sich die Zipser in den letzten Jahrhunderten verdient hatten, den Respekt der rumänischen Mehrheitsbevölkerung und der anderen Minderheiten. Dieser beruht auf dem Fleiß und der Korrektheit der Zipser, so Walter Übelhart. Wie üblich beim Zipsertreffen gibt Blaskapellenmusik den guten Ton an. Die Burzenländer Blaskapelle aus Kronstadt/Bra{ov machte ihrem Namen und ihrer Tradition alle Ehre. Dirigent der Blaskapelle ist Josif Mih. Die Schüler Laura Gaborean und Iulian Bora führten durch den Abend. Das großzügige Kulturprogramm versammelt viele Zuschauer vor der neuen Bühne, die dieses Jahr das Zipsermuseum im Hintergrund hatte. Die Kleinsten der Kleinen führten mehrere Tänze vor. Geleitet wurden die Kindergartenkinder von den Erzieherinnen Ramona Stadler, Delia Lazu und Brita Vlasin. Als nächstes folgten die Schüler der deutschsprachigen Abteilung mit Tänzen, Gedichten und Liedern, vorbereitet von den Lehrerinnen Ildiko Dombos, Ioana Pop, Nita Scopet, Martina Paulini und Marcela Bora. Für weitere gute Stimmung sorgen die Tanzgruppen „Enzian“ und „Regenbogen“ aus Großwardein/Oradea, geleitet von Anamaria Szilagyi. Vom Zipsertreff nicht wegzudenken sind Karl Heinz Rindfleisch und die Tanzgruppe „Gute Laune“, die das Fest seit Jahren bereichern.

Erwin Husac ist Gründer und Leiter des Kirchenchors Hl. Anna. Sie erheiterten die Stimmung und sorgten für Heimatgefühle mit Gesang wie „Zipser Volkslied“, „Es war einmal ein treuer Husar“, „Rote Rosen“, „Meine Heimatstadt“, „Dass wir die Zipser sind“ und „So ein Tag“.

Beendet wurde das Kulturprogramm durch die heimischen Jugend- und Seniorentanzgruppen Edelweiß. Seit der Gründung von vor mehr als 20 Jahren haben mehrere Generationen die Tanzschuhe gewechselt, bis heute sind sie gern geladene Gäste bei vielen Festen der deutschen Minderheit. Heute leitet Horst Zavaczki die beiden Tanzgruppen.

Ein musikalischer Akt etwas anderer Art folgte noch zum krönenden Abschluss: Alida Beskid, eine Zipserin, die vor vielen Jahren ausgewandert ist, und die die Musik für sich entdeckt hat, bezauberte mit zwei Liedern der heutigen Popmusik.

Bis spät in die Nacht ging die Feier weiter. Die Präsenz so vieler Menschen lässt erahnen, dass das Fest großen Zuspruch gefunden hat. Die Bühne wurde zur Tanzfläche. Kaum Platz an den Tischen. So stellt man sich das Wiedersehen mit Verwandten aus der Heimat und Freunden aus der Schulzeit vor.

Sonntagmorgen ist der Tag, an dem ein großer Teil von Oberwischau von Blasmusik aus dem Bett gelockt wird. Ein Trachtenumzug, angeführt vom Fahnenträger, begleitet von der Blaskapelle, gefolgt von Schülern, Tanzgruppen und Chormitgliedern sowie vielen anderen Teilnehmern machte sich vom Zipsermuseum auf in Richtung römisch-katholische Kirche, wo die Messe in deutscher Sprache zelebriert wurde. Gleich zwei Überraschungen gab es während der Messe. Erstens sang der Chor zusammen mit den Kindern einige Kirchenlieder, die erstaunlich gut klangen, und zweitens richtete der Pfarrer einige Worte in zipserischer Mundart an die Gemeinde. Man muss dazu sagen, dass der neue Seelsorger der römisch-katholischen Gemeinde aus Oberwischau selbst Zipser ist.

Dutzende Menschen versammelten sich am Straßenrand und freuten sich über den Trachtenumzug, der einmal das komplette Stadtzentrum durchquerte. Zurück in der Zipserei angekommen, stellten sich alle Teilnehmer auf der großzügigen Bühne für das alljährliche Gruppenfoto auf. Die Feier ging bis in die späten Abendstunden weiter.