Dem Hermannstädter Töpfermarkt ist sein 60. Jubiläum sicher

Schnäppchenjagd am Sonntagabend: Flötespielen und Zigarette anstecken vertreiben die Wartezeit auf ein letztes gutes Geschäft. Foto: Klaus Philippi

Hermannstadt – So lautlos, wie er am ersten Samstagvormittag anfängt und sich abends am Sonntag wieder verabschiedet, war er auch diesmal zum 57. Mal am Großen Ring/Piața Mare zu erleben, der Töpfermarkt von Hermannstadt/Sibiu am ersten Wochenende im September. Vorboten der traditionellen Messeveranstaltung für Keramik-Kunsthandwerker aus ganz Rumänien waren all die über 50 Holztische, die bereits Freitagnachmittag draußen am römisch-katholischen Stadtpfarrhaus gestapelt auf ihren Einsatz warteten. Dreibeinige Melkschemel und klappbare Campinghocker für das stundenlange Ausharren, von Beratungen, Gesprächen und nicht wenigen Verkäufen unterbrochen, brachten die Töpfer selbst mit, und wer für gewöhnlich mitsamt Lehm und Töpferscheibe anreist, machte erneut keine Ausnahme von seiner Routine. Die Ware unter dem Zeltdach des Pfadfinderzentrums von Leschkirch/Nocrich im Harbachtal/Valea Hârtibaciului war schon am ersten Marktabend weitestgehend ausverkauft, und erstmals seit längeren Jahren hatte Meisterin Ilona Tóth aus dem Dorf Ghidfalău im Kreis Covasna am Großen Ring und Hermannstädter Töpfermarkt mit künstlerisch ebenbürtiger Konkurrenz aus derselben Region zu rechnen: der reich gedeckte Tisch der Stiftung Guzsalyas aus der Kreishauptstadt Sankt Georgen/Sf. Gheorghe war eine nicht zu übersehende Alternative zu den aufmerksam verzierten Produkten der bekannten Stamm-Teilnehmerin aus dem Szeklergebiet. Unter den Händlern leider nicht auszumachen war das Team von D & D Art srl aus Temeswar, deren Tassen, Blumenvasen und Gefäße aller Art in starken Farben, schönen Mustern und originellen Formen die erfahrene Klientel vermisste. Okarina-Hersteller Nicolae Sava aus Bistritz dafür wich bis einschließlich Sonntagabend trotz Regen und Wind zur Nachmittagszeit nicht vom Platz hinter seinem Verkaufs-Stammtisch, und Ovidiu Boitor, der um die Jahrtausendwende die Schulbank im Samuel-von-Brukenthal-Gymnasium gedrückt hatte, drückt seit 18 Monaten Lehm in Form. Für ihn als Handwerker und Händler in Personalunion war die 57. Auflage des Hermannstädter Töpfermarkt Premiere. Nicht zu vergessen auch das Angebot vom Dauerbrenner-Ehepaar Vitalie und Victoria Parlui aus Chișinău, wo weder die moldauische Töpfer-Familie aus dem Nachbarland noch manche ihrer Kunden den ein oder anderen Kauf feinster Qualität zu gerechtfertigt stolzem Tarif vergessen haben, und liegt er auch schon zwei oder drei Jahre zurück. Sein letztes Wiedersehen mit Freude und Überraschung hat der Hermannstädter Töpfermarkt noch lange nicht gefeiert.