Deportations-Gedenken im Bergland

Im Banater Bergland noch 57 ehemalige Russlandverschleppte

Der Platz vor dem Denkmal für die Opfer der Russlandeportation (Autor: Hans Stendl, er selbst ein Sohn Rußlanddeportierter aus Reschitza) ist jedes Jahr im Januar ein Ort des Gedenkens an die Russlandverschleppung
Foto: Lucian Duca

Reschitza - Am 19. Januar begannen in Reschitza die Gedenkveranstaltungen zur Russlanddeportation der Rumäniendeutschen, seit deren Beginn 71 Jahre vergangen sind. Heute leben im Banater Bergland noch 57 ehemalige Russlanddeportierte oder in Russland Geborene, davon 28 in Reschitza. In den römisch-katholischen Kirchen wurden im Rahmen der heiligen Messe Gebete sowohl für die Verstorbenen wie auch für die noch Lebenden gesprochen. Auch Kränze hat man niedergelegt und Kerzen angezündet. Die Gedenkveranstaltungen fanden wie folgt statt: am 17. Januar, in der Pfarrkirche „Maria Königin“ Ferdinandsberg/Oţelu Roşu, mit Pfarrer Călin Ciocian und in der Pfarrkirche „Unbefleckte Empfängnis” Bokschan/Bocşa, mit Pfarrer Emil Alin Irimiciuc, am 24. Januar, in der Kirche „Maria-Königin des Heiligen Rosenkranzes” Sigismund-Anina, in der „Allerheiligstes Herz Jesu”-Pfarrkirche Anina und in der Kirche „Allerheiligste Dreifaltigkeit” Steierdorf, jeweils mit Pfarrer Martin Jäger.

In Reschitza/Reşiţa  fanden die diesjährigen Gedenkveranstaltungen am 19., 20. und 21. Januar statt. Am Nachmittag des 19. Januar gab es im Deutschen „Alexander Tietz“-Zentrum eine musikalische Gedenkveranstaltung. Organisiert wurde sie von Cristian Roşoagă, Klavierlehrer am Reschitzaer „Sabin Păuţa”-Kunstlyzeum, der auch alle musikalischen Vorträge am „Irmler“-Pianino begleitete. Weiter machten mit: Lucian Furda (Violinelehrer am Klausenburger „Sigismund Toduţă” -Musikkolleg) und Eduard Gentile Ailenei (Kontrabasslehrer am Reschitzaer „Sabin Păuţa”-Kunstlyzeum). Am 20. Januar gab es im Deutschen „Alexander Tietz“-Zentrum zwei Buchvorstellungen: „Russlanddeportation. 70 Jahre seit deren Beginn“ und „Lagerlyrik. Gedichte, Fotografien, Zeichnungen, Lieder, Verse, Reime, Sprüche“, Hrsg.: Günter Czernetzky, Renate Weber-Schlenther, Luzian Geier, Hans Werner Schuster, Erwin Josef Ţigla. Zu Wort kam u.a. auch Waldemar Günter König, Lektor des hier zuerst erwähnten Buchs. Musikalisch wurde die Buchpräsentation von Prof. George Gassenheimer vom „Banater Bergland“-Musikensemble, von der „Intermezzo“-Musikgruppe (Marianne Chirilovici und Lucian Duca) und von Doina Gassenheimer (Gesang) umrahmt. Zum Schluss sang der „Franz Stürmer“-Chor (Dirigent: Prof. Elena Cozâltea) drei Lieder, die in der Zeit der Russlanddeportation gesungen wurden: Günther Friedmanns Bearbeitung von „Heute in der Nacht“, Franz Schuberts „Am Brunnen vor dem Tore“ und „Tief in Russland, bei Stalino“, das wohl bekannteste Russlanddeportationslied.

Begonnen hat das Gedenken am dritten Tag in der römisch-katholischen „Maria Schnee“-Kirche Reschitza mit einem Requiem, konzelebriert von Martin Jäger aus Anina (Hauptzelebrant), József Csaba Pál, Erzdechant des Banater Berglands, und Kaplan János Varga. Das Requiem wurde musikalisch von Christine Maria Surdu (Orgel) begleitet. Es sang der Tenor Georg Colţa, Dirigent des „Harmonia Sacra“-Kirchenchors. Nikolaus Rudolf Pilly, Vorsitzender des Deutschen Forums in Kalan/Hunedoara, spielte auf der Zugsäge. Beim 1995 im „Cărăşana”-Park errichteten Denkmal für die Russlanddeportierten folgte eine ökumenische Veranstaltung. Nach Einführungsworten von Erwin Josef Ţigla, Vorsitzender des DFBB, beteten die römisch-katholischen Pfarrer Martin Jäger und János Varga und der evangelische Pfarrer Egon Wonner, im Geiste der Ökumene des Banater Berglands. Während das Russlanddeportationslied gesungen wurde, wurden Kränze am Denkmal niedergelegt – darunter auch die der Präfektur des Kreises Karasch-Severin durch Unterpräfekt Sebastian Purec, die des Kreisrates Karasch-Severin und die des Munizipiums Reschitza (Vizebürgermeister Lucian Sorin Voina).

Am Requiem und an der Gedenkfeierlichkeit nahmen ehemalige Russlanddeportierte und deren Nachkommen teil, Vertreter aus Deva, Dognatschka, Doman,Hunedoara, Ferdinandsberg, Kalan, Lugosch/Lugoj, Petroschen/Petroşani und Reschitza. Ehemalige Russlanddeportierte oder in Russland Geborene waren in diesem Jahr noch fünf dabei. Ein gemeinsames Mittagessen im „Frédéric Ozanam“-Sozialzentrum der Reschitzaer Vinzenzgemeinschaft schloss die Veranstaltungen ab. Am ersten wie am letzten Tag nahm auch eine Delegation des Vereins Ehemaliger Politischer Häftlinge und Bărăgan-Deportierter aus dem Banater Bergland mit ihrer Präsidentin Cornelia Fetea teil, am ersten Abend auch eine Abordnung des Diabetiker-Vereins Reschitza, mit ihrem Präsidenten Radu Martin. Im Deutschen „Alexander Tietz“-Zentrum gab es eine Malerei- und Graphikausstellung zum Thema Russlandverschleppung, mit Arbeiten der ehemals aus Reschitza deportierten Anton Ferenschütz und Franz Binder.

Erwin Josef Ţigla