Der Fieberkontrolleur

Im Gesundheitssektor könnte es bald massenhaft Arbeitsplätze geben! Denn falls sich die Krankenkasse doch noch gegen das Gesundheitsministerium durchsetzt, entsteht – so prophezeie ich jetzt einfach mal dreist – automatisch ein neues, unabdingbares Berufsbild: der Fieberkontrolleur.

Der Fieberkontrolleur ist ein unabhängiger, aber staatlich überprüfter Dienstleister – denn er darf ja nicht korrupt sein –, der von Haus zu Haus fährt und von Menschen, die sich ein ganz klein wenig kränklich fühlen, höchst wissenschaftlich und mit einer Genauigkeit von drei Stellen hinterm Komma die Körpertemperatur misst. Dann heißt es, fünf Tage abwarten: bleibt es bei dem kleinen Hüsteln oder wird es doch eine Lungenentzündung, die eine Einlieferung ins Krankenhaus erfordert?

Der Fieberkontrolleur kommt natürlich täglich wieder und misst, ob und wann genau das Kriterium für eine Einweisung – also die vorgeschriebene erhöhte Temperatur an fünf aufeinanderfolgenden Tagen, davon dreimal über 38 Grad – erreicht ist. Ob man ein Plus an Temperatur bei der Erstmessung auf die Folgetage übertragen kann, ist hierbei noch klärungsbedürftig. Auch ist unklar, ob es sich um volle oder begonnene Tage handelt und ob Fiebergrade unter Familienmitgliedern getauscht werden dürfen. Um die Entstehung einer Fiebergradmafia zu vermeiden, sollte jedoch das Tauschen unter Nichtverwandten verboten sein.

Interessenten am neuen Berufszweig wittern jetzt sicher ein gigantisches Geschäft: Egal ob gesund, ständig krank oder nur mal gelegentlich leicht grippig, das ganze Land wird den Fieberkontrolleur freudig bezahlen, und zwar im Voraus und im Jahresabo! Denn wenn er schlau ist, bietet er dieses wesentlich billiger an als die Dienstleistung im akuten Bedarfsfall – und streicht dabei gleich elegant die Masse der penetrant vor Gesundheit strotzenden Menschen als Klienten mit ein! Denn man kann ja nie wissen...

Nun wird sich der ein oder andere vielleicht fragen, kann man Fieber nicht auch selber messen? Natürlich nicht, denn wer garantiert für die Korrektheit der Daten? Auch ein obligatorischer Gang zum Arzt löst das Problem nicht, denn wenn alle, die ein bisschen Hüsteln, in vorauseilender Vorsicht fünf Tage lang die Wartezimmer stürmen, erhöhen sich die Fehlzeiten am Arbeitsplatz exponentiell, das Land ist gelähmt und die Ärzteschaft verkommt zum – Fieberkontrolleur. Dem wirklich Krankenhausreifen hingegen kann man kaum zumuten, sich fünf Tage hintereinander zur Arztpraxis zu schleppen.

Der Fieberkontrolleur muss also Hausbesuche machen, wobei sich das Abo selbstverständlich nach Alter und Gesundheitszustand des Klienten richten sollte: Fieberkontrollpakete De Luxe, Classic, Economy und Kiddies-Plus. Am besten führen wir gleich eine Fieber-Pflichtversicherung ein, vielleicht zusätzlich zur Krankenversich... Ooooh! Da geht mir doch spontan ein Lichtlein auf! Lieber Gesundheitsminister, so unlogisch ist sie gar nicht, die neue Fiebervorschrift der Krankenkasse. Ha – jetzt haben wir sie aber erwischt!