Der Heilige Putin und wir


Seit dem 24. Februar 2022 ist die Welt für niemanden mehr, wie sie bis dann zu sein schien: sicher, friedlich, geregelt, vorhersehbar, weitgehend kriegsverschont. Anders muss sie ein Protugiese sehen, jemand von den spanischen Inseln im Atlantik oder ein Bürger Maltas, wieder anders die Finnen, Polen, Moldauer oder Rumänen. Zwar beschwichtigen uns hierzulande die Politiker um die Wette, wie sicher wir im Schoße der NATO sitzen und Däumchen drehen dürfen, aber die Unterstützung der Ukraine bröckelt. Im internationalen Politikerdiskurs verstummt das Plappern vom Siegen der Ukraine gegen Russland. Die Medien behandeln den Krieg Russlands gegen die Ukraine immer nebensächlicher. Die Stimmen nehmen zu, die für höhere Rüstungsetats plädieren, für eine Wiedereinführung der Wehrpflicht (hierzulande sollte man hoffen, dass Idioten in Offiziersuniform als Ausbilder von Rekruten seit meinem Militärdienst in Rente sind!), für eine raschere Hochrüstung der Armeen. (Rheinmetall hat seit 2022 seine Gewinne vermehrfacht.) Die Bedrohung durch den Heiligen Putin wird offiziell heruntergespielt – aber man redet drüber….

Längst zweifelt keiner dran – einem Kandidaten für das nächste US-Präsidentschaftsmandat ist das eh egal – dass vom Sieg oder der Niederlage der Ukraine unser demokratisches Leben, unsere demokratische Weltsicht und Politik abhängig sind. Wer das von einem arschleckenden „Journalisten“ „geführte“ Gespräch mit Putin verfolgt hat – zu 95 Prozent ein Putin-Lügen- und -Propagandamonolog, ohne Nachfragen und journalistische Gesprächsführung - dem muss klar sein, dass der abgetakelte Spion aus dem Kreml Russland für alle Optionen bereithält und sich jederzeit fit wähnt für den Rückwärtssalto Richtung Rekonstruktion der Welt von vor 1989. Oder mehr.

Deswegen ist die Unterstützung der Ukraine mit allen verfügbaren Mitteln – auch informativer und propagandistischer Natur – für den Frieden Rest-europas (vor allem aber für Osteuropa) etwas Grundsätzliches, Undiskutables. Leider ist das von der Russkaja prawoslawnaja cerkow Hand in Hand mit dem Heiligen Putin regierte Russland – Putin hat das in seiner Propagandashow mehrmals klargemacht – gegenüber Gegenargumenten des Abendlands so dialogfeindlich fanatisiert im quasi-abgeschotteten Russland, dass Meinungsbeeinflussungen nur einbahnig Ost-West funktionieren. Auch deswegen ist der amerikanische „Journalist“ zu verurteilen: er hat sich in dummstolzer Naivität zu Putins Sprachrohr machen lassen.

Dass es der EU gelang, nach einem Hau-den-Lukas-Frühstück Ungarns Allmächtigen Viktor Orbán zum Veto-Verzicht weichzuklopfen und zu eigenartiger Mundfaulheit, war immerhin ein Hoffnungszeichen für unsere Ruhe: die Ukraine bekommt mit 50 Milliarden Euro Sauerstoff zum Weiterleben und -machen.  Ein nonopportunistischer Orbán in der EU ist Grund zur Hoffnung, selbst wenn er noch grummelt wegen „ihm“ vorbehaltener EU-Milliarden. 

Schlimmer wird´s sicher, wenn der US-Oberchaot Trump im November Präsident wird, weil ihn seine Devotenschar wählt. Dann dürfte auch Art. 5 des NATO-Vertrags für ihn obsolet sein, was die Beschwichtigungsdiskurse rumänischer Politiker einmal mehr Lügen strafen würde. Die EU allein, mit ihren ewigen Diskussionen um eine schnelle Eingreiftruppe, wird den russischen Moloch in den kommenden Jahren nicht abhalten können, seine machtgeilen Tatzen nach dem Westen auszustrecken. Was der zu packen kriegt, das hält er fest. Gorbatschowsche Verhältnisse und Denke sind im prawoslawischen Osten eine Jahrhundertausnahme.

Dass Wiederaufsteiger Trump den Krieg in der Ukraine beenden könnte, z.B. mit einem Deal zur Neuaufteilung der Einflusssphären der Welt mit Sankt Putin, ist so unwahrscheinlich nicht. Doch bereitet sich jemand drauf vor? Unseres Wissens keiner.

Vielleicht die Engländer, deren Spielchen im  Ukrainekrieg immer undurchsichtiger wird…