Deutsch lernen immer noch gefragt

Gedanken zur Erstausbildung und Fortbildung von Lehrern an deutschsprachigen Schulen

Ein deutschsprachiges Schulwesen aufrecht zu erhalten, das zahlenmäßig seit 1990 relativ stabil ist, unter den Bedingungen der rückgängigen Zahlen von Angehörigen der deutschen Minderheit, ist eine Leistung.

Durch die massive Auswanderung von Lehrern und durch die von den gut besoldeten Stellen in der Wirtschaft ausgeübte Anziehungskraft ist es immer schwieriger, geeignete Lehrer für den deutschsprachigen Unterricht in Rumänien zu gewinnen und zu halten.

Zum einen gilt es, ein offenes, zeitgemäßes, auf die Forderungen der Schüler, Eltern und der Nutznießer ausgerichtetes Unterrichtswesen zu gestalten, das zum anderen der jahrhundertealten Tradition des siebenbürgischen Schulwesens gerecht wird und auch einem internationalen Vergleich standhält. 

Traditionsmäßig ist die verstärkte Pflege der Minderheiten- und Fremdsprachen in Rumänien eine Selbstverständlichkeit. Zahlreiche Beschlüsse und Empfehlungen der Ministerkonferenzen auf europäischer Ebene heben unter anderem die Notwendigkeit hervor, die kommunikativen Fähigkeiten der Schulabgänger in mindestens zwei zusätzlichen Sprachen neben der Landessprache zu gewährleisten, um den jungen Leuten bessere Chancen auf dem europäischen Arbeitsmarkt zu sichern. In dieser Hinsicht sind Schüler der deutschsprachigen Schulen und Abteilungen besonders bevorzugt, da sie meistens Rumänisch und Deutsch sprechen und schreiben und zusätzlich meist gute Englisch- und Französischkenntnisse haben.

Der Stellenwert von Deutsch in Europa, die vielseitigen Beziehungen zu der Bundesrepublik Deutschland, zu Österreich und zu anderen deutschsprachigen Gebieten, die jahrhundertealte Tradition des deutschsprachigen Schulwesens in Rumänien sind ebenso viele Gründe für das beständige Interesse rumänischer Eltern für das deutschsprachige Schulwesen.
Die Ausbildung der Kindergärtner/innen und Grundschullehrer/innen erfolgte jahrzehntelang in Klassen mit pädagogischem Profil am pädagogischen Kollegium „Andrei Saguna” in Hermannstadt/Sibiu. Das pädagogische Universitätskollegium „Andrei Saguna” in Hermannstadt, das im Rahmen der Klausenburger „Babes-Bolyai” Universität funktioniert, hat diese Ausbildung bereits übernommen. Die Ausbildung der Deutschlehrer erfolgt an zahlreichen Universitäten, die in Bukarest, Temeswar/Timisoara, Klausenburg/Cluj-Napoca, Jassy/Iasi, Hermannstadt und vielen neueren Universitätszentren eingerichtet worden sind. 

Einige rumänische Hochschulen bieten Studienplätze für verschiedene Fachausrichtungen in deutscher Sprache an (oder Deutsch und ein nicht-philologisches Fach). So zum Beispiel die Babe{-Bolyai Universität in Klausenburg, die Technische Universität in Klausenburg, die Politechnische Universität in Bukarest und Temeswar, die Akademie für Wirtschaftswissenschaften in Bukarest. Es werden auch deutschsprachige Magisterstudiengänge angeboten in Bukarest, Klausenburg, Hermannstadt und neuerdings auch in Kronstadt.

Die Fortbildung der Lehrkräfte, die im präuniversitären deutschsprachigen Unterricht tätig sind, erfolgt an den Universitäten und am Fortbildungszentrum Mediasch, das in Temeswar eine Zweigstelle hat. 

Die Versorgung mit Lehrkräften stellt jedoch eine große Herausforderung für die Schulleiter sowie die lokalen und zentralen Schulbehörden dar und beschäftigt in gleichem Maße die Landesschulkommission des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien. Bekannterweise stellt das Schulwesen für das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien eine Priorität dar. 
Die Landesschulkommission sucht nach Lösungen, um die sprachliche Kompetenz von Schülern der deutschsprachigen Schulen und Abteilungen zu festigen. Somit ist zusätzliche, kontinuierliche Spracharbeit notwendig. Mancherorts trifft dies auch auf die Lehrer zu, folglich bedarf es neuer Maßnahmen, um die Ausbildung von fachlich und sprachlich gewandten Lehrern zu gewährleisten. 

Dies kann durch eine entsprechende Finanzierung des Bildungswesens und durch eine Aufwertung des Lehrerberufs erreicht werden. Beides ist im Moment nicht einfach. Die Lehrkräfte aus der Bundesrepublik Deutschland, die im Rahmen des Lehrerentsendeprogramms der Zentralstelle für Auslandsschulwesen in Rumänien tätig sind, leisten einen wichtigen Beitrag. Das Schlagwort ist „Hilfe zur Selbsthilfe“. Die Fortbildung sollte auch zukünftig tatkräftig erfolgen, wobei in der Erstausbildung viel mehr Gewicht auf sprachliche und didaktisch-methodische Fertigkeiten der jungen Lehrer gelegt werden sollten. 

Bis zur Einführung des Referendariats in Rumänien wäre es sinnvoll, ein Pilotprojekt zu entwickeln, das jungen Lehrkräften an deutschsprachigen Schulen diese Erfahrung zuteil werden lässt. Das Ergebnis wäre eine bessere Vorbereitung für den Lehrerberuf und gewiss auch die Anfreundung der Hochschulabsolventen und Junglehrer mit dem Beruf.


Christiane Gertrud Cosmatu ist Mitglied der Landesschulkommission des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, Vorsitzende der Kommission für Schule und Jugend im Minderheitenrat des Departements für interethnische Beziehungen, Vizepräsidentin des rumänischen Deutschlehrerverbandes