Die Frauen der PDL und ihre Treue zur Partei

Die ehemalige Ministerin für Jugend und Sport, Monica Iacob-Ridzi, wurde am Dienstag offiziell von der Rumänischen Antikorruptionsbehörde DNA unter Anklage gestellt. Diese erfolgt aufgrund von überhöhten Zahlungen von etwa 600.000 Euro an Firmen für eine Veranstaltung am 2. Mai 2009, deren tatsächliche Kosten wohl nur einen Bruchteil der angegebenen Veranstaltungskosten betrugen.
Zugleich erfahren wir, dass Premierminister Emil Boc die Chefin der Managementbehörde für den Europäischen Sozialfonds (ESF, rumänisch POSDRU), Anca Cristina Zevedei, entlassen hat – angeblich mit der Begründung, dass kein Misstrauen im Fall eines anderen Korruptionsfalls des ehemaligen Arbeitsministers Ioan Botis herrscht, dessen Ehefrau über einen Verein von der POSDRU-Behörde unrechtmäßig EU-Gelder für ein Projekt erhalten haben soll. 

Was aber nicht alle wissen: Die ESF-Behörde ist der einzige EU-Fonds, wo die meisten Gelder abgerufen wurden. Man könnte also annehmen, es gehe um eine erfolgreich arbeitende Behörde, zumal gerade das Nicht-Abrufen von EU-Geldern heute ein großes Thema ist. Unter Zevedei erfolgten die meisten Zahlungen, nur wurden leider gerade hier von unabhängigen Prüfern der europäischen Kontrollbehörden auch die meisten Unregelmäßigkeiten festgestellt. Die 34-jährige Zevedei kann auf eine stolze und steile Karriere zurückblicken: von der Bar-Aushilfe zur Eigentümerin einer Modelagentur, eines Schönheitssalons und eines Arbeitsvermittlungsunternehmens. Sie verfügt über zwei Hochschulabschlüsse, war parlamentarische Expertin, ist zur Zeit Doktorandin und wurde 2009 als Verwalterin von über 4 Milliarden Euro eingesetzt. Ihr Hauptverdienst soll die Freundschaft zu Elena Udrea und Ridzi sein, behauptet die Oppositionspresse.

Können Sie sich noch an Melania Mandas Vergu erinnern? Frau Vergu (52) war unabhängige Journalistin mit Spezialgebiet Bildungswesen, bis sie zur Beraterin des Bildungsministers Daniel Funeriu befördert wurde. Und siehe da, ihre Firma, die sie gemeinsam mit ihrem Sohn führt, gewann im vergangenen Jahr eine EU-Förderung von 4 Millionen Euro, um Fortbildungen an Universitäten durchzuführen. Als erste Maßnahme wurde der Firmensitz renoviert, welcher zufällig auch die eigene Wohnung darstellt. Zur Zeit wird der Fall von der Nationalen Agentur für Integrität (ANI) untersucht. Der Skandal flog auf, als man Rektoren drängen wollte, ihre Kurse in das Programm der Universitäten aufzunehmen, und das Ganze in die Presse kam, welche übrigens all diese Skandale aufdeckte und bekannt machte.

Die Aufzählung kann weiter gehen mit der Parlamentsvorsitzenden Roberta Anastase, welche vor den Augen einer ganzen Nation bei der Stimmenzählung geschummelt hat, und muss wohl mit Elena Udrea enden, die zwar nicht der Korruption überführt wurde, aber deren Vermögen zusammen mit ihrem Ehemann für Misstrauen sorgt. Allerdings sitzt die Ministerin für Tourismus und regionale Entwicklung zur Zeit auf einem Batzen Geld, das nach Gutdünken verteilt werden kann. Dies gibt Macht. Mit einer Brücke oder einem asphaltierten Weg kauft man sich z. B. Loyalität und vor allem Stimmen von Bürgermeistern für Emil Boc bei den parteiinternen Wahlen, die am 14. Mai stattfinden werden.

Kaum eine der rumänischen Parteien hat in den letzten 20 Jahren so viele Frauen in Spitzen- und Verantwortungspositionen gehievt wie die Demokratisch-Liberale Partei (PDL), was ja lobenswert ist. Nicht lobenswert ist, dass offensichtlich diese ganze Armee von Frauen benutzt wird, um die heißen Kastanien der Partei aus dem Feuer zu holen. Es ist kaum anzunehmen, dass man in diesen Fällen nur in die eigene Tasche gewirtschaftet hat und die Parteiführung davon nichts mitbekommen hat. Es ist nämlich gang und gäbe bei den rumänischen Parteien, dass die frisch gekürten Parteispitzenfunktionäre und Würdenträger hohe Gelder in die schwarze Parteikasse zahlen. Und diese braucht die Partei bei den derzeitigen Umfrageergebnissen für die Wahlen im nächsten Jahr wohl verstärkt. Die Medien sprachen unlängst davon, dass sogar Fahrräder zum Stimmenfang verschenkt werden sollen. 

Bei all diesen Fällen sprechen wir von viel – sehr viel – Geld und diesmal nur von Frauen. Nun könnte es durchaus eine Strategie der Partei sein, die sich überlegt hat: Frauen sind genauer, gründlicher, gewissenhafter, sorgfältiger und vor allem treuer als Männer. Auch zur Partei hin, selbst wenn es hierbei um Handlungen geht, welche die legale Grenze überschreiten.