Die große Feier der klassischen Musik in Bukarest

Das 20. Internationale Festival „George Enescu“ hat gestern begonnen

Das Internationale Festival „George Enescu“ feiert heuer ein doppeltes Jubiläum: seine 20. Ausgabe sowie den 130. Geburtstag des Komponisten, Violinisten und Dirigenten, dessen Namen es trägt. Das Publikum wird sowohl mit den zur Tradition gewordenen Konzertserien, als auch mit der neuen Reihe „Worldmusic“ verwöhnt – letztere bereichert das musikalische Angebot um exotische Klänge aus Tunesien, Indien, Japan, Israel oder Libanon.

Gegenwartsmusik spielt eine wichtige Rolle, auf den Konzertprogrammen wie im Rahmen des erstmals veranstalteten Kompositionsworkshops für angehende Komponisten (4.-7. September). Modern und frisch wirkt auch das neue Marketing-Konzept des Festivals: das simple Enescu-Porträt im Logo, die bunten Plakate und das Motto „Magia există“. Dabei bleiben die Konzertkarten im Vergleich zu „westlichen“ Preisen sehr günstig, denn die Regierung hat beschlossen, seinen Beitrag zur Finanzierung des Events auf rund 90 Prozent der Gesamtkosten zu erhöhen, so Festivalmanager Mihai Constantinescu.

Die beliebte Konzertreihe „Große Orchester der Welt“ findet in der Sala Palatului statt, welche trotz hart kritisierter Akustik noch immer der einzige „Konzertsaal“ der Hauptstadt bleibt, der 4000 Plätze umfasst. Hier sollen die Wiener Philharmoniker, das London Symphony Orchestra, die Academia Santa Cecilia di Roma, die Staatskapelle Berlin, das Mariinsky Theatre Symphony Orchestra, das Orchestre National de France und das Israel Philharmonic Orchestra spielen. Die musikalische Leitung übernehmen Gennadi Roschdestwenski (10.9.), Valery Gergiev (11.9., 12.9.), Daniel Barenboim (13.9. und 14.9., auch Klavier solo), Franz Welser Möst (16.9.), Zubin Mehta (19.9., 20.9.) oder Antonio Pappano (21.9., 22.9.).

Die „Konzerte um Mitternacht“ konzentrieren sich traditionsgemäß auf Barockmusik. Die Sopranistin Nuria Rial singt alte Arien (2.9.), das Venice Baroque Orchestra spielt auf historischen Instrumenten (3.9.), der Dirigent Alan Curtis leitet das Ensemble „Il Complesso Barocco“ (4.9.). Hinzu kommt Musik des 19. Jahrhunderts: sämtliche Schumann-Sinfonien unter der Leitung von Christian Zacharias (9., 10., 11.9.) oder Schumann- und Mendelssohn-Abende, dargeboten von der Camerata Salzburg und Cristian Mandeal (16.,17., 18.9.) machen den Charme der musikalischen Septembernächte aus. Zudem dirigieren Trevor Pinock und Adam Fischer Haydns Oratorien  „Die Jahreszeiten“ und „Die Schöpfung“ (23.9. und 24.9.).

Die Solo- und Kammerkonzerte bieten eine Zeitreise durch die Musikgeschichte mit vielfältigem Repertoire und namhaften Interpreten: Ton Koopman und Alexander Kobrin (15.9.) mit „alter“ Musik , Gidon Kremer und die Kremerata Baltika mit einem „J.S.BACH Project“ zu Ehren von Glenn Gould (21.9.) sowie Murray Perahia und das Ensemble Saint Martin in the Fields (10.9.) gestalten längst ausverkaufte Abende.

Quartettmusik mit „Voces“ (18.9.), dem „Fine Arts Quartet“ (16.9.) und dem „Jerusalem Chamber Music Festival“ (23.9.) sowie berühmte Solisten wie der Tenor Ian Bostridge (6.9.) oder die Violinisten Liviu Prunaru und Vlad Stănculeasa (1. Preis im Enescu-Wettbewerb 2007, Auftritt am 9.9.) runden das musikalische Kaleidoskop ab.

Oper und Ballett sind auch dabei. Tschaikowskis „Eugen Onegin“ (21.9. und 23.9.), Wagners „Lohengrin“ (3.9. und 6.9.) sowie das Herzstück des Festivals seit der ersten Auflage im Jahre 1958, „Oedipe“ von Enescu (15.9.), werden von Ballettabenden ergänzt: Thierry Malandain choreographiert die Aufführungen „Magifique“ (17.9.) und „Romeo und Julia“ (20.9.), Gigi C²ciuleanu zeichnet verantwortlich für „Noche Bach” (Bukarest 4.9. und 5.9., Hermannstadt 7.9., Klausenburg 9.9., Temeswar 11.9.).

Die 14 Konzerte in der Serie „Musik des 21. Jahrhunderts“ bringen zahlreiche Erstaufführungen und unkonventionelle Musik der Gegenwart auf die Bühne, gespielt von  Ensembles wie „Hyperion“, „Profil“, „Archaeus“, „Contraste“, „London Schubert Players“ und „Ensemble Orchestral de Paris“. Musik des 20. Jahrhundert steht im Mittelpunkt der Konzertreihe „Enescu und seine Zeitgenossen“, die Soloparts werden von Ilya Gringolts, Boris Berezovsky, Bianca und Remus Manoleanu übernommen.

Einige Konzerte können auch außerhalb der Hauptstadt besucht werden: In Busteni spielen die London Schubert Players (2.9.) und Saint Martin in the Fields (21.9.), in Hermannstadt sind das Venice Baroque Orchestra (4.9.), Adrian Brendel und Tim Horton (12.9.), die Hermannstädter Philharmonie (15.9.), das Amsterdam Baroque Orchestra (23.9.) und das Jerusalem Chamber Music Festival (24.9.) zu hören.

Infos zum Festival können unter www.festivalenescu.ro gefunden, die (noch) freien Plätze unter www.eventim.ro gebucht werden.