Die Güte und Verlässlichkeit Gottes

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Wochenspruch für das Erntedankfest: „Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit“ Psalm 145,15

Liebe Leserinnen und Leser,

am kommenden Sonntag, dem letzten Sonntag im Oktober, wird in vielen Gemeinden traditionsgemäß das Erntedankfest gefeiert.
Das Erntedankfest bietet uns die Gelegenheit, innezuhalten, zurückzuschauen und anzuschauen, was wir im und zum Leben haben und immer wieder neu geschenkt bekommen. Dazu gehört auch, sich bewusst zu machen, wo unsere Lebenswurzeln liegen. Nicht ohne Grund schmücken wir zu Erntedank unsere Altäre in den Kirchen mit wunderbarem Gemüse und Obst, als Zeichen dafür, dass wir unser Leben, unsere Lebensgrundlage immer wieder neu Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde, zu verdanken haben.

Das Erntedankfest ist ein Tag, der uns vor dem Vergessen bewahren will, weil er uns daran erinnert, was wir täglich als selbstverständlich hinnehmen, obwohl es das gar nicht ist. Wir vergessen oft, wie lange es gedauert hat, bis das kleine Saatkorn zur Getreideähre gewachsen und gereift ist. Oder wenn du in einen Apfel beißt: Denkst du daran, wie viele Monate vergehen mussten, bevor er so rot und saftig geworden ist? Wir leben vom Wachstum, das diese Erde ermöglicht. Wir leben von dem Boden, auf dem wir stehen. Wir leben von der Arbeit, der Kraft, dem Fleiß, der Hingabe unzähliger Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten. Die meisten kennen wir gar nicht. Ein Netz der verlässlichen Zusammenarbeit ist nötig, damit wir das tägliche Brot essen können.

Und in, mit und unter alledem leben wir aber vor allem von der Güte und Verlässlichkeit Gottes. Sie quillt sozusagen aus allen Poren dieser Welt, kommt uns in verschiedenster Gestalt entgegen. Dabei sind diese Gaben, die den Altar in unseren Kirchen schmücken, doch nur stellvertretend für all die anderen Gaben, die unser Leben reich machen. Wir haben Gott viel mehr zu verdanken als die Früchte des Feldes – vieles was wir nicht mit Geld kaufen können: Gesundheit, Liebe, Freundschaft, eine liebende Familie, Eltern, gute Kinder, ein gutes Gespräch, geistliche Gaben, Talente, all das hätte auch seinen Ort vorne bei den Erntegaben.
Erntedank lenkt unseren Blick auf die Summe unserer Lebensbedingungen. Auf alle Gaben, die uns geschenkt werden. Sicher, wir sind auch fleißig, wir strengen uns schon an. Aber der größte Teil dessen, wovon wir leben, ist Geschenk, ist Gabe. An dieser Gabe dürfen wir uns freuen, nach Herzenslust. Gott sei Dank, dass er für uns sorgt. Dass uns das tägliche Brot nicht ausgeht und die Liebe nicht abhandenkommt. Dieses nicht zu vergessen, dass Gott es ist, der unser Leben hält und trägt, mündet ein in Lob und Dank ihm gegenüber.

Was bedeutet es eigentlich, „danke“ zu sagen? Was ist Dankbarkeit? Danken heißt nicht bloß, höflich sein. Danken ist eine Lebenshaltung. Sie gehört zum Glauben. Wer glaubt, wird nachdenklich und kommt schon bald ins Danken. Der Dankende weiß sich beschenkt von Gott und seinen Mitmenschen. Danken macht gelassen, denn es kommt ja Gott sei Dank nicht nur auf uns an. Danken macht glücklich. Danken gehört zur alltäglichen christlichen Lebenskunst. Und vor allem: Danken lässt sich nicht auf ein bestimmtes Kalenderdatum beschränken.

Dankbarkeit ist die Lebenseinstellung, die uns sagt, dass wir aus eigener Kraft dieses Leben nicht meistern könnten und müssen, sondern in vielen Sachen, die wir tun und die wir haben, auf andere Menschen und auf Gott angewiesen sind. Dankbarkeit heißt, das Selbstverständliche nicht als Selbstverständliches hinzunehmen, sondern die Augen zu öffnen für die Wunder und den Reichtum, mit denen uns Gott tagtäglich erhält und versorgt. Denn: „Aller Augen warten auf dich, und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit. Du tust deine Hand auf und sättigst alles, was lebt, nach deinem Wohlgefallen.“