Die längste Geschichte der kürzesten Flüge

Kreativer Riesenspaß: Red Bull Flugtag Bukarest 2023

„Pegasus 27“, der große Gewinner des Flugtags am Morii-See

Bei diesem Modell stand sicher nicht die Flugtauglichkeit im Vordergrund... | Fotos (2): Red Bull Content Pool

„Pegasus 27“ wird am Vortag von einem Kind gemustert.

Das Beste Design zeigte dieses Jahr der vom Team „Lazy Birds“ vorgestellte „Lazy Eagle“, der wahrhaftig ziemlich faul war und es nur einign Flugmeter schaffte. | Fotos (4): Șerban Căpățână

Red Bull verleiht Flüüügel, heißt es in der Werbung, und wenigstens einmal alle zwei Jahre ist das auch so: Am 17. September hat auf dem Bukarester Morii-See wieder  der „Red Bull Flugtag“ stattgefunden, bei dem die ausgeflipptesten  „Wesen“, Flug- und Fahrzeuge – rosa Kühe, eine Turbo-Schnecke, ein Erdball, ein „Mici“-Teller – von der Startrampe abheben und mehr oder weniger schnell in die Tiefe, sprich, ins Wasser stürzen. Was zählt, ist nicht unbedingt die Flugkunst, sondern Kreativität und Spaß.

Der österreichische Erfinder und Sponsor Red Bull setzt auf außergewöhnliche Marktauftritte und ausgeflippte Ideen. Paradebeispiel dafür ist der Wettkampf, bei dem Schweine, Schnecken, Dinosaurier und sogar Teller, Würfel und Klopapier fliegen können. Dies alles in höchster Sicherheit und versehen mit einer großen Menge Spaß. Denn Geldpreise oder sonstige Gewinne gibt es beim Flugtag nicht, auch werden keinerlei Anforderungen an die Ausbildung der Konstrukteure der Flugobjekte gestellt. Die einzigen Teilnahmebedingungen sind: Spaß haben und etwas Außergewöhnliches vorstellen, egal wie albern. Denn beim Flugtag zählt nicht nur die Flugweite, sondern auch das Fluggerät selbst sowie dessen künstlerische Präsentation. Und so trafen auf der Startrampe am Morii-See am 17. September fliegende Wölfe auf Schwiegermütter, Einhörner auf Elefanten, Fahrzeuge auf Vampire und „Mici“-Teller und so manch andere erdachte oder reelle Wesen und Objekte, in einem Event das über 40.000 Menschen zusammengebracht hat. Vierzig der eingereichten rund 150 Projekte wurden wegen ihrer Originalität zur Teilnahme ausgewählt und durften das Publikum mit bunten Flugmaschinen entzücken. Die Ideen waren so vielfältig wie die Leistungen beim Fliegen. Dass einige der Fluggeräte schon auf der Startrampe steckengeblieben sind oder dass eines vom Wind zurückgeweht wurde, könnte man noch verstehen, aber dass ein anderes minus einen Meter fliegt, um dann unter der Startrampe zu landen, stellt schon eine Herausforderung dar. Aber unabhängig von der Fluglänge hatte alle Piloten ein breites Lächeln im Gesicht, als sie von den Tauchern auf deren Skijets zurück an Land befördert wurden.

Die Moderation wurde von drei bekannten Komikern wahrgenommen, deren humorvolle Kommentare dem Publikum das Lachen sicherlich erleichtert haben. Und während der Pausen haben die Piloten der „Red Flying Bulls“ im Hubschrauber ihre Flugkünste im Sturz- oder Wirbelflug gezeigt und unter anderem bewiesen, dass ein Red-Bull-Hubschrauber auch kopf-über fliegen kann... Die rumänische Seite brachte den Flugverein „Aeroclubul României“ und die „Hawks of Romania“ ins Spiel, die mit ihren kleinen und bunten Flugzeugen im Tandemflug den Himmel aufmischten, wobei die Jugendlichen sich über die Einladung zur Teilnahme an deren Flügen (Mindestalter 16!) freuten. 

Während der vierstündigen Veranstaltung wurden Speisen und Erfrischungsgetränke geboten, man konnte Volleyball spielen oder einen der Bastelstände besuchen, um ein kleines Papier- oder Holzflugzeug herzustellen. Auch konnten die Kleinen ein Fotoandenken mit nach Hause bringen, das ihren tollkühnen Sprung ins Schwamm-Becken festhielt – ein Becken, das nicht mit Wasser gefüllt ist, sondern mit weichen Schwämmen.

Die Gewinner dieses Jahres waren: auf Platz Eins „Pegasus 27“ mit einer Fluglänge von 24 Metern und 115 Gesamtpunkten, die Mannschaft darf in Salzburg mit den „Red Flying Bulls“ mitfliegen. Die drei Ärzte und die beiden Ingenieure von „Air-Docs“ sind mit ihrem fliegenden Krankenbett auf Platz Zwei gelandet und dürfen als Preis mit den „Hawks of Romania“ mitfliegen. 

Den dritten Platz eroberte endlich ein Vogel: der Schwan-Pelikan „Peliplane“, der zwar nicht überaus lang flog, dafür aber für ein reines Donaudelta warb.

Erwähnenswert, obwohl unprämiert geblieben sind ausgeflippte Designs wie „MiciMotorsport“, ein Fluggerät in Form eines Tellers mit zwei menschengroßen rumänischen „Mici“-Würstchen darauf, mit denen sie aber nicht allzu weit fliegen konnten, ein fliegendes Schweinchen, ein Elefant, ein Rubik-Würfel, eine Turbo-Schnecke und sogar ein Erdball, eine Timișoreana-Bierflasche, zwei Dacias und ein Lieferwagen, ein Dinosaurier, ein Vampir und sogar eine Schwiegermutter. Bei diesem Wettbewerbsspaß fliegt eben nicht nur alles, was Flügel hat.


Auch Wölfe können manchmal fliegen...

Das Team „Turauradura“ trat mit dessen dakischen Wolf „Petrică” an. „Wir wissen nicht, ob Wölfe fliegen können, aber vielleicht schaffen sie es, getrieben von den dakischen Kräften. Wie dem auch sei, wenn es uns nicht gelingt, wird ihn das Wasser des Morii-Sees liebevoll umarmen. Letzten Endes ist Schwimmen für Wölfe etwas Selbstverständliches“ – stellt eines der jüngsten Teams ihren „Dakischen Wolf“ vor. 

Der von Management-Studentin Daria Barbalan geflogene Wolf wurde in Zusammenarbeit mit den Politehnica-Studenten Alexandru Mirea und Victor Ale xoi, Mathematik-Student Pavel Neagu und ihrem in Venedig Informatik studierenden Freund Victor Hortopan (alle im Alter zwischen 20 und 21) „nur zum Spaß“ gebaut, und „um zu sehen, ob er fliegen könnte“, erklären die fünf lächelnd am Vortag, aber trotzdem ein bisschen gestresst. Fast 10.000 Likes und über 1500 Abonnenten hat ihr TikTok-Konto welches jeden einzelnen Schritt zum Bau des fliegenden Wolfs dokumentiert. Auch wenn sie in der ersten Runde noch auf Platz drei waren, sind sie am Tagesende „nur“ auf dem zehnten Platz gelandet – hatten jedoch einen Mordsspaß und können sich mit der Teilnahme rühmen. 

Alexandru Mirea zur Teilnahme am „Red Bull-Flugtag“: „Erstens haben wir uns gerne an die Grundschulzeit zurückerinnert, in der wir handwerklich tätig waren und mit Papier, Kleber, Wasserfarben usw. alle möglichen Werke schufen. Wir haben uns erinnert, wie es ist, in Teams zu arbeiten und angesichts der begrenzten Mittel, die wir zur Verfügung hatten, erfinderisch zu sein. Wir mussten Alternativen zu Lösungen finden, die wir uns nicht leisten konnten – zum Beispiel benutzten wir Räder von einem Einkaufswagen, den wir auf dem Schrottplatz gefunden hatten und kauften gebrauchte Bettlaken, die wir nachher in Kostüme verwandelt haben. Wir haben gearbeitet und dabei auch viel Spaß gehabt, was aber unseren Fortschritt nicht beeinträchtigt hat. Den Namen des Teams „Turauradura“ haben wir auch aus Spaß gewählt: Im Sommer kehrten wir von einer Wanderung zurück nach Bukarest und spielten ein Ratespiel im Zug. Bei einem der Wörter kam aus „Sauergurken“ der erfundene Begriff „Turauradura” raus, den wir danach als unseren Teamnamen angenommen haben.“