Donaudurchbruch unter der Umwelt-Lupe

Serbische und rumänische Umweltschützer mit gemeinsamer Feldbegehung

Sviniţa, die gegenüber dem weltberühmten serbischen Lepenski Vir (altsteinzeitliche Hochkultur auf einer Donauterrasse) gelegene Ortschaft am rumänischen Donauufer, beginnt auch schon, Pläne zur Verbauung des seichten Uferbereichs des Donaustausees ausarbeiten zu lassen. Dagegen monieren rumänische und serbische Umweltschützer.

Selten kann man das seichte Wasser des sich bildenden Nera-Deltas zwischen Sokol-Sokolarac und Basiasch (in der Bildmitte) so glatt und ohne PET-Flaschenanhäufungen aus ganz Europa sehen.
Fotos: Zoltán Pázmány

Das Rathaus des serbischen Veliko Gradiste am rechten Donauufer hat eine Studie veröffentlicht über die Zinkbelastung, die von den Abraumhalden des Klärteichs Tăuşani am rumänischen Donauufer ausgeht. Das Zink, das aus den längst nicht mehr gewässerten, also heute staubigen Abraumaufschüttungen des Kupferanreicherungswerks SC Moldomin Neumoldowa von den sturmartigen lokalen Winden der Donauklamm („Coşava“) verblasen wird, sei krebsauslösend, heißt es darin. In den letzten acht Jahren – kein Zufall: Seit acht Jahren werden die Kronenteiche der 180 Hektar großen Abraumaufschüttung Tăuşani am linken, Veliko Gradiste gegenüber liegenden Donauufer nicht mehr gewässert – sei die Zahl der Erkrankungen an Leber- und Dickdarmkrebs im Großraum Veliko Gradiste um 60 Prozent gestiegen. Indirekte, aber logisch schwer verwerfbare Schlussfolgerung: Das vom rumänischen Donauufer verblasene Zink wird über die Felder gestreut und kommt über die Feldfrüchte in den menschlichen Nahrungsmittelkreislauf – mit jenen fatalen Folgen, die die Studie nachweist.

Anwohner monieren Vergiftungsgefahr

Die Umweltschützer aus Veliko Gradiste, die eng mit jenen von GEC Nera aus Orawitza zusammenarbeiten, unternahmen Anfang Juni gemeinsam mit ihren rumänischen Partnern eine Feldbegehung am linken Donauufer. Im Zentrum standen die  von Menschen gesetzten Aktivitäten, die als umweltgefährdend eingestuft werden können. Die Feldbegehung geschah ausschließlich auf dem Gebiet des grenzüberschreitenden Naturparks Eisernes Tor/Djerdapp im Bereich des Großraums des Donaudurchbruchs beim Eisernen Tor. Die von den Anwohnern registrierten und gesammelten Erklärungen bezeugen, dass der Raum des Eingangs zum Naturpark – im Umfeld von Neumoldowa/Veliko Gradiste, also an beiden Donauufern, strom-auf- und -abwärts – sehr häufig „Sand“-Stürmen ausgesetzt ist, die vom 180 Hektar großen Areal der Abraumhalden Tăuşani Giftsand streuen. Ähnliche Erklärungen sind auch aus der Clisura de Sus, dem Mittelteil des Donaudurchbruchs Eisernes Tor/Djerdapp, gesammelt worden. Betroffen seien sowohl der Donauspiegel, beide Donauufer und die dortigen fruchtbaren Felder und praktisch alle Ortschaften.

Aus Erklärungen, die durch die serbischen und rumänischen Umweltschützer sowohl von den Offiziellen (Gemeindeverantwortlichen und Parkrangern) als auch von Anwohnern aufgenommen wurden, geht auch hervor, dass die Zahl der Störe weiterhin kontinuierlich zurückgeht – obwohl in Rumänien der Störfang für einige Jahre verboten ist – und dass der Fischbestand des Donaustausees stetig sinkt. Dazu werden von den Anwohnern (und Berufsfischern) drei Gründe angeführt: Überfischung (auch mit unerlaubten Mitteln, etwa Sonaren), die fehlende Koordinierung der Schonzeiten zwischen Serbien und Rumänien und das regelmäßige Grundleeren des Donaustausees ausgerechnet in der Schonzeit der Nutzfischbestände durch die Verwaltung beider Teile des Donauwasserkraftwerks Eisernes Tor I. Alle drei, Überfischung wie Grundentleerung, und dazu auch lax gehandelte Schonzeiten, widersprechen flagrant den EU-Rahmendirektiven für Wasser und der EU-Strategie 2009-2014 zur Entwicklung der Donauregion. Außerdem sei es an der Zeit, dass die in den Entwurfsjahren 1965-1970 total ignorierten Durchzugsschleusen für Wanderfische in der Donau – darunter auch viele der begehrten Knorpelfische –, die bei der Baugenehmigung (angeblich von Nicolae Ceauşescu persönlich) gestrichen wurden, endlich gebaut werden – bevor es dafür überhaupt zu spät ist.

Legal-illegale Uferverbauungen

Moniert wird in der Schlussfolgerung der Umweltschützer auch die beginnende Verbauung des Uferbereichs am Donaustausee im Raum der Gemeinden Berzasca und Svini]a – Vorhaben der Nachwendezeit, die von den Kreisräten Karasch-Severin und Mehedin]i großzügig unterstützt und dauernd belobigt werden. Im Raum Berzasca beispielsweise ist die Planung eines Touristendorfs auf Stelzen, das halbkreis- und sternförmig auf dem Niedrigwasserbereich des Donaustausees gebaut werden soll, in fortgeschrittenem Stadium. Nicht zuletzt nehmen sich zunehmend die Bewohner der Ortschaften am Ufer des Donaustausees das Recht heraus, ihre (seinerzeit willkürlich verstaatlichten) heute überfluteten ehemaligen Felder und Gärten wie reellen Eigenbesitz zu behandeln und Gerichtsurteile vorwegzunehmen in anhängigen Verfahren, wo sie vom Staat entweder entsprechende Vergütungen oder Rückerstattung fordern. Gerade diese Tendenz halten die Umweltschützer (unter denen sich einige Juristen befinden) für gefährlich, weil sie in eine Grauzone des Recht-/Unrechtmäßigen vorstößt. Die negativen Erfahrungen, die man im Verwaltungskreis Mehedinţi machen musste mit der willkürlichen Verbauung des rumänischen Donauufers zwischen Orschowa und dem Golf von Dubova, über das Gemeindegebiet von Ieşelniţa hinweg, werden mahnend erwähnt.

Kunststoffvermüllung der Donau

Ein wundes und hinsichtlich der Biodiversität dauernd verwundbares Gebiet ist auch der Raum Socol-Sokolarac mit dem in Bildung begriffenen Delta der Nera. Die riesigen Mengen PET-Flaschen und Plastikabfälle, die sich dort nach dem frühjährlichen Hochwasser (von Donau und Zuflüssen) sammeln, sind ein ungelöstes europäisches Problem (man schaue sich nur die Etiketten der Pet-Flaschen an, um deren Herkunft zu identifizieren!) und geben Anlass zur Besorgnis, ebenso wie die Verbauungstendenzen mit Ferienvillen im Sonderschutzraum Divici-Pojejena und die wachsenden Mengen von Bauschutt, die dort abgelagert werden. Nicht zuletzt monierten die Umweltschützer eine Form des illegalen Angelns am Donauufer, wo die Angler bis zu zehn Ruten ins Wasser hängen lassen – bei legal zwei. Die Feldbegehung wurde im Rahmen des rumänisch-serbischen „Watchdog and Advokacy“-Abkommens der Umweltschützer vorgenommen und die Schlussfolgerungen sowohl den zuständigen Ministerien beider Länder als auch den Fachausschüssen der EU zur Verfügung gestellt.