„Ein Festtag für die Sachsen“

Rekordzahl an Händlern und reiches Kulturprogramm beim zehnten Ostermarkt in Bistritz

Die Frauenarbeit der evangelischen Kirche (Vordergrund) und der Handarbeitskreis des Forums verkauften Osterdekorationen bzw. Stickwaren und selbstgemachte Liköre.

Die Bistritzer Tanzgruppe zeigte siebenbürgisch-sächsische Tänze, hier die Sternpolka.

Die „letzten Sachsen“ im Nösner Land fotografierte Toni Pal-Kwirsfeld.

Der Ostermarkt fand vor der Kulisse der noch immer eingerüsteten Stadtpfarrkirche statt.
Fotos: Holger Wermke

Bistritz - Für die Bistritzer Sachsen ist der Ostermarkt ein Symbol, dass sie noch da sind und ein Tag, an dem sie sich und ihre Kultur präsentieren können. Am vergangenen Samstag fand der Markt zum zehnten Mal statt. Die Organisatoren vom Deutschen Forum Bistritz/Bistriţa und der Stadt begrüßten zahlreiche Ehrengäste aus dem In- und Ausland. Musik- und Tanzgruppen aus Siebenbürgen, dem Banat und der Bukowina gestalteten das Kulturprogramm, die Zahl der Händler erreichte einen neuen Höchststand.

Der Bistritzer Ostermarkt verdient seinen Namen. Die rund 60 Händler boten kaum Kitsch, sondern vielmehr traditionelles und zeitgenössisches Handwerk: Bemalte Eier und Holzwaren, geschnitzte Schalen, Löffel und Spielzeug, Osterdekorationen aus Gräsern und Stroh, Trachten und „opinci“, (traditionelle rumänische Lederschuhe), Taschen und Ledergürtel, Leinenhemden und Selbstgesticktes, Töpferwaren und Lebkuchen. Mit dabei waren auch wieder die Damen der Handarbeitskreise des Bistritzer Forums sowie der evangelischen Kirchengemeinde.

„Der Ostermarkt ist ein Festtag der Sachsen“, verkündete Bürgermeister Ovidiu Teodor Creţu, der zur Eröffnung des Marktes im traditionellen sächsischen Hemd kam. Er und der Vorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen in Bistritz, Eckehardt Zaig, begrüßten unter anderem den österreichischen Botschafter Dr. Michael Schwarzinger, Konsul Alfred Körber vom Deutschen Generalkonsulat in Hermannstadt/Sibiu sowie Vertreter der Heimatortsgemeinschaft Bistritz – Nösen. Creţu ehrte bei der Eröffnung Thomas Hartig, den Geschäftsführer des Bistritzer Forums, für sein Engagement bei der Organisation des Marktes.

Zu Gast war auch der Bischof der evangelischen Kirche A. B. in Rumänien, Reinhart Guib, der zum ersten Mal seit Amtsantritt die nordsiebenbürgische Gemeinde besuchte. Zusammen mit Stadtpfarrer Johann-Dieter Krauss feierte Guib einen Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche, zu dem auch die Mitglieder der Umlandgemeinden eingeladen waren. In dieser wurde am Samstag feierlich der neue Lift im Kirchturm eingeweiht, der spätestens ab Mai regulär in Betrieb gehen soll.

Im Anschluss an diese Feierlichkeiten starteten die Kulturgruppen zur traditionellen Parade über die Holzgasse/Str. Rebreanu. Über 150 Teilnehmer zählten die Veranstalter. Das Bistritzer Forum war mit seiner Blaskapelle und der von Ioan Arcălean geleiteten Jugendtanzgruppe vertreten. Am nachmittäglichen Kulturprogramm beteiligten sich wie in den Vorjahren die siebenbürgisch-sächsischen Tanzgruppen Schäßburg/Sighişoara, Neumarkt/Tg. Mureş und Sächsisch Regen/Reghin. Zum ersten Mal beim Ostermarkt waren der Chor „Edelweiss“ aus Kimpolung/Câmpolung Moldovenesc und das Orchester des Deutschen Staatstheaters Temeswar/Timişoara. Deutsche Schlager bot gegen Ende des Marktes das „Duo Zwei“ aus Bacău.

Nachdenklich ging es bei der Eröffnung der Ausstellung „Siebenbürgen, süße Heimat“ in der Galeria Art zu. Fotograf Toni Pal-Kwirsfeld zeigte 32 Fotografien der „letzten Sachsen“ im Nösnerland. Gelungen sind ihm einprägsame Aufnahmen der ausnahmslos älteren sächsischen Bewohner aus Dörfern wie Großschogen/Şieu, Jaad/Livezile, Kirileis/Chiraleş, Klein-Bistritz/Dorolea, Lechnitz/Lechinţa, Moritzdorf/Moruţ oder Tekendorf/Teaca. Er sei aus Interesse an den Geschichten der alten Menschen auf diese fotografische Spurensuche gegangen, meinte Pal-Kwirsfeld. Möglicherweise folge ein Bildband auf der Basis der Fotografien.

Historische Fotos von „Sächsischen Burgen und Traditionen“ stellten Florian Coşoiu und Mihai Berbunschi zusammen und im Festzelt auf dem Marktplatz aus. Leider spielte das Wetter zur Jubiläumsausgabe weniger mit. Die niedrigen Temperaturen und der immer wieder einsetzende Regen hielten dieses Mal viele Bistritzer von einem Besuch ab.