Ein neues Leben für alte Kleider

Upcycling-Ideen für einen kreativen Frühling

Charmante Socken-Tierchen | Fotos: Pinterest

Es war Liebe auf den ersten Blick. Die himmelblauen Lee-Jeanshosen lagen auf dem Boden einer Kartonkiste mit Hilfstransporten. Es war Anfang der 90er Jahre und alle Kinder hatten sich im Turnsaal der Schule versammelt, um sich Kleidung aus den Kisten auszuwählen. Darunter T-Shirts mit Neon-Aufschriften, Adidas-Trainingsblusen und Jacken mit Micky-Maus Aufdruck. Eine Klassenkameradin und ich griffen gleichzeitig zu den himmelblauen Jeans, doch ich war eine Sekunde schneller und ergatterte sie glücklich. Sie passten wie angegossen und ab dem Tag trug ich sie, so oft ich konnte. In der achten Klasse  kritzelten meine Kollegen mit Permanent-Marker verschiedene Widmungen und Zeichnungen auf die Jeans, danach schnitt ich sie an den Knien auf und verfranste die Ränder, weil es in Mode war. Später kürzte ich die Hosen mehrere Male, bis daraus Shorts wurden, die ich in den Ferien am Meer trug. Danach ersetzten sie die Waage: an ihnen konnte ich bemerken, ob ich zugenommen oder abgenommen habe – ich passte entweder noch hinein oder nicht. Und dann kamen viele Jahre, in denen sie am Boden des Kleiderschranks lagen – zusammen mit anderen Kleidern, die ich nie mehr tragen werde, von denen ich mich aber nicht trennen kann. Heute ist aus der Jeanshose eine Kosmetiktasche geworden - durch Upcycling. Mit dieser Wiederverwertung kann man dem ausgeleierten Lieblingspulli, dem aus der Mode gekommenen Sommerkleid oder dem löchrigen Hemd ein neues Leben schenken.

Fast jedes Kleidungsstück lässt sich upcyclen – sei es, dass es mit den verschiedensten textilen Techniken aufgewertet oder umfunktioniert wird oder der Stoff einfach weiterverwendet wird. Das Schönste am Upcycling ist aber: Am Ende erhält man einen völlig neuen, individuellen Gegenstand, den es kein zweites Mal gibt. Falls man sehr großes Talent hat und auch ein Gespür für Geschäft, kann man die Teile auch verkaufen. Neulich habe ich in einem Flughafen wunderschöne Taschen gesehen, die aus alten Jeanshosen angefertigt wurden. 

Es tut auch der Umwelt gut 

Hinter Schranktüren und in Schubladen liegen ausgediente Kleidungsstücke, im Badezimmer gibt es zerschlissene Handtücher oder Waschlappen, die nicht mehr genutzt werden und im Schlafzimmer gibt es sicherlich alte Kissenbezüge. All diese Sachen können ein neues Leben bekommen. Auch verwaiste Socken lassen sich vielseitig wiederverwenden, zum Beispiel als lustige Handpuppen oder als Handyarmband für den Sport. Der Kreativität sind dabei keine Grenzen gesetzt. Upcycling setzt sich aus den Begriffen „up“ und „recycling“ zusammen, was auf Deutsch so viel wie Wiederverwertung bedeutet, bei der gleichzeitig eine Aufwertung stattfindet. Dabei werden alte Dinge in neue verwandelt. Gerade im Bereich Kleidung lassen sich die vielfältigsten Materialien mit etwas Kreativität einem neuen Nutzen zuführen: Das Ganze bringt dabei richtig Spaß. Und nebenbei tut man auch der Umwelt etwas Gutes: Durch die Wiederverwertung werden Ressourcen geschont und Materialien ganz im Sinne der Nachhaltigkeit recycelt statt weggeworfen. Außerdem spart man Geld. Winterliche Kleidungsstücke wie Mütze, Schal und Handschuhe muss man zum Beispiel nicht neu kaufen. Ein alter Pullover lässt sich leicht in Winteraccessoires ver-wandeln.Hier ein paar Upcycling-Ideen für Anfänger und Fortgeschrittene. 


Was macht man aus einem alten T-Shirt? 

Tasche 
Eine Einkaufstasche ist besonders praktisch und umweltschonend, weil man auf die Plastiktaschen im Supermarkt verzichtet. Außerdem kann sie ein echter Hingucker sein. 

Man benötigt: 
Ein altes T-Shirt
Lineal, Schere und Filzstift

So wird’s gemacht:
1. Ärmel und Kragen des T-Shirts wegschneiden.
2. T-Shirt auf links drehen und am unteren Ende 2-cm- Streifen einschneiden.
3. Je einen Streifen von der Vorderseite des Shirts und einen Streifen von der Rückseite des Shirts straff zusammen knoten.
4. T-Shirt zurück von links auf rechts drehen. 

Katzenzelt 
Wer mit Katzen zusammenwohnt, kann aus einem alten T-Shirt Shirt und wenigen Hilfsmitteln ein kuscheliges Katzenzelt zum Spielen und Ausruhen bauen.

Man benötigt: 
Ein altes T-Shirt 
Zwei Kleiderbügel aus Draht 
Ein Stück Pappkarton (40 x 40 cm)
Zange, Klebeband und Schere

So wird’s gemacht:
1. Haken der beiden Drahtbügel mit einer Zange entfernen. 
2. Beide Bügel jeweils zu einem Bogen formen. 
3. Bügelbögen diagonal auf der Pappe anbringen, so dass ein Zeltgestell entsteht. Dazu die Bügelenden durch die Papp-Ecken stecken und auf der Rückseite mit Klebeband fixieren.
4. Das Zeltgestell in der Mitte, wo sich die Bügel überkreuzen, ebenfalls mit Klebeband fixieren und alle scharfen Draht-Enden mit Klebeband umwickeln. 
5. Das T-Shirt über das Gerüst stülpen, in Form ziehen. Halsausschnitt vorne platzieren. Überschüssigen Stoff an der Bodenseite fixieren.


Was macht man aus einer alten Jeans? 

Denim ist für ein zweites Leben wie gemacht. In Form von Hängetasche, Flaschentrage, Tischdeko oder Bestecktasche, Rucksack oder sogar Hundespielzeug –aus alten Jeans kann man alles Mögliche machen, ohne dabei große Erfahrung mit dem Nähen zu haben: vom Flickenteppich über Taschen bis hin zum praktischen Werkzeuggürtel oder Kissen für die Fernbedienung. 

Picknick-Decke
Mehrere kleine Jeansstücke zusammengenäht ergeben eine schöne Tagesdecke oder Picknickdecke. 

Man benötigt: 
Mehrere Paare alte Jeans
Schere, Nadel, Faden
Eine alte Decke 

So wird’s gemacht:
1. Stoffstücke in Quadrate oder Rechtecke schneiden
2. Zu langen Streifen zusammenfügen und anschließend Streifen aneinendernähen. 
Mit einer zusätzlichen Stofflage auf der Unterseite wird die Decke dicker; heraus kommt eine praktische Wendedecke.

Tasche 
Taschen aus Denim passen im Sommer zu jedem Outfit und können sehr kreativ gestaltet werden. Aus dem oberen Teil einer alten Jeans lässt sich auch eine Tasche nähen. 

Man benötigt: 
Eine alte Jeans
Gurte aus anderen Stoffteilen 
Schere, Nähmaschine. 

So wird’s gemacht:
1. Jeansbeine kurz unter dem Schritt abschneiden, die Hose wenden und die Beinlöcher von links zunähen. 
2. Für die Tragehenkel fertige Gurte von innen an den Bund nähen und einen weiteren Gurt zur Dekoration durch die Gürtelschlaufen ziehen.


Was macht man aus einem alten Hemd? 

In jedem Kleiderschrank hängt wenigstens ein altes Hemd herum, das man nicht mehr trägt. Es kann jedoch auf kreative Weise in einem komplett neuen Kleidungsstück wiederverwertet werden. 

Schulterfreie Bluse
Man benötigt: 
Ein altes Hemd
Gummiband (18 mm breit, 1 m lang)
Garn in Blusenfarbe
Sicherheitsnadel, Schere und Nähmaschine

Und so wird’s gemacht:
1. Hemd auf eine flache Unterlage legen und den Kragen etwas über der Schulter abschneiden.
2. Hemd umdrehen und den abgeschnittenen Rand einmal umklappen. 
3. Mit Stecknadeln feststecken.
4. Mit der Nähmaschine am äussersten Rand entlang nähen und dabei am Ende eine 5 cm grosse Öffnung übrig lassen.
5. Sicherheitsnadel vorne auf das Gummiband stecken.
6. Gummiband durch die Öffnung ziehen.
7. Enden des Gummibandes zusammennähen und die letzten 5 cm zunähen.