Ein Strafverfolgter will Bürgermeister werden

Der problematische Spitzenkandidat der PSD für Reschitza

Reschitza – Strippenzieher der Zusammenstellung der Kandidatenliste für den Stadtrat in Reschitza war bei der „Allianz PRO Karasch-Severin“ der Pro România-Generalsekretär und Abgeordnete Ion Mocioalcă, der die Allianz PSD-Pro România-ALDE für die Kommunalwahlen im Banater Bergland auch geschmiedet hat. Und er setzte nonchalant – und angeblich ohne sich mit den Allianzpartnern zu beraten – den PSD-Senator Ioan(Ionuţ)-Narcis Chisăliţă zum Spitzenkandidaten für das Rathaus Reschitza ein. Chisăliţă selber gab zu, dass seine Spitzenposition auf der Liste erst nachträglich im Leitungsgremium der PSD-Kreisorganisation besprochen wurde.

Das Hauptproblem für die Öffentlichkeit ist aber ein anderes: der Spitzenkandidat der Allianz PRO-Karasch-Severin wird in zwei Fällen strafverfolgt, von denen ein Dossier bereits einen Verhandlungstermin am 20. Juni vor dem Gericht in Reschitza hatte. Die Nationale Antikorruptionsbehörde DNA befand den PSD-Senator Chisăliţă als einen der Strippenzieher des Postengeschachers bei der Straßen- und Brückenbaubehörde Temeswar und im damit assoziierten Skandal um die Schröpfung der Fernfahrer bei der Grenzkontrolle Nadlak II, wo von den Fernfahrern für die Verkürzung der Wartezeiten bei der Abfertigung Euro-Scheine gefordert wurden, die angeblich diversen PSD-Kreisführungen zugutekamen (ADZ berichtete ausführlich). Andrerseits wird der PSD-Senator Chisăliţă– der in diversen öffentlichen Erklärungen keine Spur eines Schuldbewusstseins erkennen ließ, sondern immer wieder stur behauptete, etwas völlig Legales und als Senator ihm Zustehendes getan zu haben – von der DNA als Verdächtigter in einem weiteren Strafdossier geführt, bei dem eine Straffälligen-Gruppierung untersucht wird, die sich laut Antikorruptionsbehörde darauf spezialisiert hatte, in Westrumänien diverse Personen aus Schlüsselämtern auszuhebeln und mit PSD-Leuten zu ersetzen. Unter anderen heißt es in Strafdossier des Senators: „...der Beschuldigte Chisăliţă Ioan Narcis hat vor den DNA-Staatsanwälten behauptet, dass für ihn und in seinen Augen die beruflichen Kriterien bei der Besetzung eines Postens überhaupt keine Bedeutung haben, das einzig gültige Kriterium sei die Zugehörigkeit zu einer politischen Partei.“ Damit artikulierte der Senator eigentlich jenes „Kriterium“, das auch für andere am Ruder befindliche Parteien (die PNL weist es gegenwärtig landesweit nach) oberstes Gebot ist: das Parteibuch hebelt alle berufliche Meriten aus!
Ioan-Narcis Chisăliţă war PSD-Abgeordneter für Karasch-Severin, Berater des Premierministers Victor Ponta, mehrere Monate lang PSD-Stadtratsmitglied in Reschitza (wo er sich als vehementer Gegner der Stadterneuerungspläne des amtierenden Bürgermeisters Ioan Popa behauptete) und ist seit 2016 PSD-Senator für das Banater Bergland. Am 22. September gibt es beim Hohen Gerichts- und Kassationshof einen Gerichtstermin in einem der Strafdossiers des Senators.