Eine Zäsur im kulturell und religiös toleranten Klausenburg

Klausenburg – Die Jüdische Gemeinschaft Klausenburg/Cluj-Napoca trauert um ihren Vorsitzenden Robert Schwartz, der das Erreichen seines 79. Geburtstages um ein halbes Jahr verpasst hat und Donnerstag, am 23. März, auf der Zentralfriedhof-Bergseite unweit des Observatorium-Studentenviertels beerdigt wurde. In die Nachkriegsgeschichte seiner jüdischen Stadtgemeinschaft geht Robert Schwartz als ihr angesehenster Vorsitzender ein. 

Ihm ist der Bau des 2014 eingeweihten Holocaust-Denkmals im Kleinpark des Klausenburger Museums- und Ausgehviertels zwischen dem Kino „Republica“, heute „Florin Piersic“ benannt, und der Ungarischen Oper zu verdanken. Auch die Renovierung der Synagoge auf dem Horea-Boulevard, der Hauptverkehrsader zwischen der Innenstadt und dem Hauptbahnhof, zählt zu den Verwaltungsleistungen von Chemiker Dr. Schwartz, der 2010 bei Eintritt in den Ruhestand zum Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinschaft Klausenburgs gewählt worden war und noch zu Purim 2022 den Erfolg der Einweihung eines neuen Jüdischen Kulturzentrums im Hof derselben Synagoge verbuchen konnte. 

Das jüdische Fest zur Erinnerung an Persiens rettende Königin Esther und ihren Cousin Mordechai zu erleben, war ihm auch 2023 vergönnt, bevor er Dienstag, am 21. März, für immer entschlief. Anfang Februar an Tu Bischevat, dem jüdischen Neujahrsfest der Bäume sowie dem damit einhergehenden Brauch, Weizen, Gerste, Trauben, Granatäpfel, Feigen, Oliven und Honig zu verzehren, hatte Robert Schwartz im Jüdischen Kulturzentrum von Klausenburg die Chance zu froher Ansprache bei einem Aufspielen der Klezmer-Band „Mazel Tov“ genutzt. Seinen Lebensunterhalt hat Robert Schwartz bis zum Rentenalter als geschätzter Pharmazeutik-Forscher bestritten. Den Holocaust überlebte er als Säugling in der Obhut seiner Mutter im Keller seines Geburtshauses. Im Nachruf von Klausenburgs Jüdischer Gemeinschaft wird er als „korrekt, würdig und diskret“ bezeichnet. „Im Laufe der Zeit hat es Momente gegeben, in denen wir miteinander nicht einverstanden waren oder uns auf diametral opponierenden Stellungen wiederfanden.

Ungeachtet der Schwere mancher Diskussionen gingen sie stets wie zwischen zwei Kollegen vonstatten, die sich das Erreichen eines schönen Ziels wünschten“, so die Trauerbekundung von Silviu Vexler, dem Vorsitzenden der Föderation der Jüdischen Gemeinschaften Rumäniens in Nachfolge von Aurel Vainer sowie ihrem Abgeordneten im Parlament, mittels Facebook-Eintrag am Tag der Beerdigung von Holocaust-Zeitzeuge und Klausenburger Robert Schwartz. „Niemals habe ich Hass oder Verbitterung von Herrn Schwartz gespürt und gesehen – etwas, das leider viel zu selten der Fall ist.“