Mathematik kann Spaß machen, wenn man sie versteht und wenn man die richtigen Lehrer dafür hat. Ovidiu Bădescu ist Mathematiklehrer am „Traian Lalescu“-Nationalkolleg in Reschitza/Reșița und assoziierter Professor an der West-Universität Temeswar/Timișoara und macht Mathematik für Schüler landesweit zugänglich. Außerdem hilft er jungen Menschen, sich emotional zu entwickeln und ihren Horizont durch verschiedene Aktivitäten zu erweitern. Zu den Projekten, an denen Ovidiu Bădescu beteiligt ist, gehören „Mathe für alle“ sowie die Bildungsplattform „Edu For Life“, die rumänischen Schülern und Lehrern kostenlos zur Verfügung steht und Materialien und Tests für alle Klassenstufen, von der Grundschule bis zum Lyzeum, einschließlich der nationalen Prüfungen und des Abiturs, enthält. Die Plattform wurde im vergangenen Herbst von der For Life-Gemeinschaft ins Leben gerufen und enthält Aufgaben, die von freiwilligen Lehrern aus dem ganzen Land in Fächern wie Mathematik, Rumänisch, Informatik, Erdkunde und Biologie vorgeschlagen werden. Alles ist kostenlos verfügbar. Spenden und Beiträge für verschiedene Aktivitäten sind aber jederzeit willkommen.
Der 15. März 2020 war der Tag, an dem die Schulen in Rumänien pandemiebedingt ausschließlich online gegangen sind. Schüler und Lehrkräfte mussten sich an einen völlig neuen Alltag im Unterricht gewöhnen. Doch wie kann man mit seinem Lehrfach richtig rüberkommen, wenn ein Bildschirm Lehrer und Schüler trennt? Was, wenn einige mit dem Stoff zurückbleiben und andere noch hunderte Fragen haben? Mathelehrer Ovidiu Bădescu hat dafür eine Lösung gefunden: Er hat auf Facebook die Gruppe „Mate pentru toți“ (Mathe für alle) gegründet und brachte dort freiwillige Lehrer mit Schülern zusammen, um ihnen bei der Lösung der jeweiligen Aufgaben zu helfen. Knapp drei Jahre später, im Januar 2023, hatte die Gruppe schon 42.100 Mitglieder. „Wir denken vor allem an diejenigen, die keine finanziellen Möglichkeiten haben (einen Nachhilfelehrer zu bezahlen), deshalb ist alles, was wir hier tun, freiwillig. Alles, was die Schüler tun müssen, um Betreuung von uns zu erhalten, ist zu beweisen, dass sie selbst versucht haben, das Matheproblem zu lösen“, erklärt Ovidiu Bădescu.
Im Herbst 2020 bedankten sich viele Eltern bei den Lehrern der Facebookgruppe für ihre Onlinehilfe in Mathematik - und wünschten sich eine ähnliche Unterstützung auch in anderen Fächern. Die Lehrer beschlossen daher kurz darauf, ein neues Projekt zu starten: „Adoptă intelectual un copil“ (zu Deutsch: „Adoptiere intellektuell ein Kind“). Dabei bieten Lehrer kostenlosen Nachhifeunterricht für Schüler aus dem ganzen Land. Zu Beginn des Projekts, im Schuljahr 2020-2021, gab es 609 Freiwillige und 1451 Schüler, im Schuljahr 2021-2022 823 Freiwillige und 1371 Schüler. Im aktuellen Schuljahr 2022-2023 gibt es bisher 241 Freiwillige und 382 Schüler. „Das Interessante daran ist, dass wir Lehrer und Schüler aus verschiedenen Ortschaften und sogar Verwaltungskreisen zusammenbringen. So konnten wir feststellen, dass eine enge Beziehung, auch wenn sie aus der Ferne besteht, entstehen kann“, erzählt Ovidiu Bădescu.
Eine Gemeinschaft fürs Leben
Das Engagement der Lehrkräfte für die Schüler begründete schließlich die „For Life“-Gemeinschaft. Inzwischen hat diese über 35.000 Mitglieder und bietet das perfekte Umfeld für Schüler, um sich auszudrücken und zu experimentieren, sowie für Eltern, um die Perspektiven von Lehrern und Schülern zu verstehen, insbesondere durch den Austausch von Lebenserfahrungen mit Eltern aus dem ganzen Land.
Unter dem Motto „Gemeinsam erwecken wir das Lernen zum Leben“ wurde auch die Webseite forlife.ro erstellt. Hier kann man viele Informationen zu jeweiligen Projekten und Nachhilfeunterrichtprogrammen bekommen sowie einfach Teil dieser Gemeinschaft werden.
„Es gibt Beispiele dafür, dass hervorragende Schüler mit guten Noten in der Schule zu erfolgreichen Erwachsenen werden, und es ist großartig, dass dies geschieht. Aber wie kommt es, dass es auch unzählige Beispiele von Schülern gibt, die nicht an das rumänische Bildungssystem angepasst sind und erst nach der Schule aufblühen, oder Beispiele von Durchschnittsschülern, die sich nur schwer an die Gesellschaft anpassen können? Das Ziel der For Life-Gemeinschaft ist, einen Raum zu schaffen, in dem Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrerkräfte und Unternehmer usw. sich gegenseitig helfen können. Wir wollen gemeinsam die wichtigsten Fähigkeiten entwickeln, die ein Erwachsener des 21. Jahrhunderts braucht: kritisches Denken, Kreativität, komplexe Problemlösungskompetenz, finanzielle Kompetenz, Unternehmertum, die Fähigkeit, mit Gleichaltrigen zusammenzuarbeiten, emotionale Intelligenz, sozio-professionelle Orientierung, Verhandlungsgeschick und kognitive Flexibilität“, sagt der Reschitzaer Lehrer.
Onlineschulbewertung für Schüler und Lehrer
Im Herbst des vergangenen Jahres wurde „Edu For LIFE“ ins Leben gerufen, eine Anwendung bzw. Plattform für das Lernen, für die Konsolidierung und für die Bewertung von Schulwissen. Im Moment ist diese Anwendung noch im Demo-Format. Sie enthält 3715 Aufgaben in verschiedenen Fächern: Mathematik, Rumänisch, Physik, Chemie, Biologie, Logik, Musik, usw., soll aber auf mehr Fächer und alle Bildungsstufen ausgeweitet werden. Darüber hinaus richtet sich die Plattform an Lehrkräfte, die die Lehramtsprüfung ablegen, verfügt aber auch über einen Bereich für nicht-formale Bildung, emotionale Intelligenz, finanzielle Bildung, Erziehung zum Unternehmertum, usw. Um möglichst vielen Schülern und Lehrern zu helfen, wollen die Initiatoren des Projekts den Inhalt erweitern und laden Lehrer ein, sich daran zu beteiligen. Die Plattform ist unter edu.forlife.ro abrufbar.
Durch diese Gemeinschaft bietet Ovidiu Bădescu auch Sozial- und Leistungsstipendien für Schüler und organisiert Feriencamps, Webinarien zu interessanten Themen und thematische Wochenenden in Reschitza und Umgebung. Derzeit wird ein nationaler Kurzfilmwettbewerb vorbereitet, der sich an Jugendliche, Schüler, Studenten, aber auch an Erwachsene richtet. „Film for Life“ heißt der Wettbewerb für Kino-, Dokumentarfilm- und Fernsehbegeisterte. „Bei diesem Wettbewerb geht es darum, den Tourismus in verschiedenen Teilen des Landes zu fördern, und zwar durch Dokumentarfilme oder kurze Spielfilme, die bestimmte Städte oder touristische Gebiete hervorheben, Gebiete, die eine besondere Attraktion – eine touristische Sehenswürdigkeit, ein historisches Interesse, eine natürliche Schönheit – darstellen“, erklärt Ovidiu Bădescu. Bewerben können sich Schülerteams aus Bildungseinrichtungen, Nichtregierungsorganisationen oder einfach Einzelpersonen oder Initiativgruppen im Alter von 10 bis 23 Jahren. Bewerbungsfrist ist der 15. April. Die Materialien sind bis zum 20. Mai an die Mailadresse film@forlife.ro einzusenden.
