Hohe Ehrung für deutschen Sohn der Stadt

Prof. Dr. Wilhelm Friedl wurde Ehrenbürger der Stadt Temeswar

Nachdem der Temeswarer Stadtrat in den vergangenen Jahren manchmal nach recht unübersichtlichen Kriterien den höchsten Stadttitel, den des Ehrenbürgers, an Nichttemeswarer und zudem nur nach dem Wert ihres Beitrags als Helfer und Freund der Stadt verliehen hat, kam dieser Tage auch eine Persönlichkeit von europäischem Ruf und ein waschechter Temeswarer zugleich zu dieser Ehre.

In festlichem Rahmen überreichte Bürgermeister Gheorghe Ciuhandu im Temeswarer Rathaussaal dem angesehenen deutschen Facharzt und Unfallchirurgen Prof. Dr. Wilhelm Friedl den Ehrenbürgertitel der Begastadt. Die Ehrung für den Facharzt der Unfall- und Wiederherstellungschirurgie von deutschem und europäischem Ruf, der derzeit als angesehener Chefarzt der Chirurgischen Klinik am Klinikum Aschaffenburg (Deutschland) tätig ist, erfolgte auf Vorschlag von zwei Temeswarer Arztkollegen, Prof. Dr. Dan Poenaru, Vorsitzender der rumänischen Gesellschaft für Orthopädie-Traumatologie, und Doz. Dr. Florin Bârsãsteanu, Vorsitzender der rumänischen Gesellschaft für Muskel- und Skelett-Bildgebung. 

Damit wird den Temeswarern wieder ins Gedächtnis gerufen, dass die Stadt im Laufe ihrer über sieben Jahrhunderte reichenden Geschichte auch zahlreiche Persönlichkeiten von europäischem oder gar Weltruf hervorgebracht hat: Es waren nicht nur Schauspieler wie der Freidorfer Hollywood-Star Johnny Weismüller, wie Karl Brocky, Hofmaler des englischen Königshauses, Schriftsteller wie Franz Xaver Kappus, weltberühmte Filmleute wie der österreichische Regisseur Robert Dornhelm, sondern auch zahlreiche Berühmtheiten der Wissenschaft wie Arnold Hauser (Kunsthistoriker), Günter Kappler, Stefan Hell, Physiker und Erfinder, oder Erwin Ringel, der berühmte österreichische Psychiater und Neurologe. Zwei Bemerkungen dazu: Fast alle erfuhren nicht in ihrer Heimatstadt sondern in anderen Herren Ländern Berühmtheit und Anerkennung. Die Wenigsten hatten das Glück, auch Ehrenbürger ihrer Geburtsstadt zu werden. 

Mit Prof. Dr. Wilhelm Friedl wurde der Stadt Temeswar demnach ein richtiger Glücksfall zuteil: Er wurde am 17. September 1952 in Temeswar in einer Intellektuellenfamilie geboren. Sein Vater war ein angesehener Arzt in der Temeswarer Vãcãrescu-Klinik. Der Sohn hat in seiner Heimatstadt die deutsche Grundschule und das deutsche Lyzeum Nr. 10 in der Josefstadt besucht und ist darauf den Spuren seines Vaters gefolgt und hat an der Temeswarer Medizinfakultät studiert. Als Lyzeumsschüler und Student machte er als Sportler bzw. als Ruderer bei den Landes- und Balkanmeisterschaften auf sich aufmerksam: 1969 errang er gar den Landesmeistertitel.

Nach seiner Aussiedlung nach Deutschland besuchte Friedl 1972-1977 die Universität für Medizin in Heidelberg, machte sein Staatsexamen und erhielt den Titel eine Arztes mit „magna cum laude“ an der Uni Heidelberg. 1988-1992 war er als stellvertretender Leiter der Abteilung Orthopädie-Traumatologie der Universität für Medizin von Heidelberg tätig. Seit 1994 ist Dr. Friedl Chefarzt und Koordinator der Chirurgischen Klinik am Klinikum Aschaffenburg und Lehrer an der Uni Heidelberg und Würzburg. Seit 1994 ist Prof. Dr. Friedl auch Mitglied der deutschen Landesprüfungskommission im Bereich orthopädische und traumatologische Chirurgie. Er ist Autor von mehr als 250 Fachartikeln, drei Monografien und über 600 wissenschaftlichen Studien. Als Wissenschaftler ist er Mitglied mehrerer wissenschaftlicher Gesellschaften aus Deutschland.

2007 hatten die Temeswarer Studenten und Lehrer von der Medizinischen Uni die Genugtuung, Vorlesungen von Prof. Friedl direkt in Temeswar zu besuchen, wo er als Gastlehrer tätig war. Als Anerkennung seines wertvollen Beitrags zur Weiterbildung der Temeswarer Ärzte und Studenten sowie seiner großen materiellen Unterstützung für die beiden orthopädischen Stadtkliniken zeichnete die Temeswarer Uni Dr. med. Wilhelm Friedl 2009 mit dem Titel eines Ehrendoktors aus.

Seine Fach- und wissenschaftliche Zusammenarbeit mit den Temeswarer aber auch Arztkollegen aus anderen rumänischen Universitätszentren begann Prof. Friedl schon kurz nach der Wende 1990. Vor allem die Temeswarer Fachärzte und Kliniken der Allgemeinen Chirurgie und speziellen Unfallchirurgie profitierten in den vergangenen zwei Jahrzehnten von Dr. Friedls fachlicher Kompetenz und Erfahrung, vor allem durch die Einführung von Chirurgie-Technik der letzten Generation. Er setzte sich aber auch für die Temeswarer Studenten ein: Dr. Friedl ist es zu verdanken, dass Temeswarer Studenten 30 Studienstipendien an verschiedenen europäischen Universitäten erhielten. Seine großzügige Fürsprache und Mithilfe ermöglichte es, dass zahlreiche schwierige Krankheitsfälle aus Temeswar in deutschen Kliniken übernommen und gelöst wurden.

Im Laufe der Jahre hat er wertvolle Schenkungen, moderne Ausrüstungen im Gesamtwert von über 350.000 Euro aus verschiedenen Teilen Deutschlands für die Temeswarer Orthopädie-Klinik vermittelt. Zum Anlass der Verleihung des Titels eines Ehrenbürgers der Stadt bekräftigte Prof. Dr. Wilhelm Friedl vor den Temeswarer Stadträten erneut sein Versprechen, weiterhin vor allem in Deutschland Lobby für seine Heimatstadt als künftige Kulturhauptstadt Europas zu machen.