Im Westen nichts Neues

Ansicht von Schloss Horneck
Foto: der Verfasser

...aber dafür sehr viel Geschichtsträchtiges, Erhaltenswertes und Erfreuliches, wie zum Beispiel das altehrwürdige Schloss Horneck und die siebenbürgisch-sächsischen Traditionen, die – mit Gottes Hilfe – nun wieder für längere Zeit miteinander verbunden sind.

Schon bei der Anfahrt, von unten aus dem Neckar-Tal herkommend, beeindruckt das auf einer Bergeshöhe liegende Schloss seine Betrachter. Imposant und wie in ein Festgewand gekleidet empfängt es würdevoll seine Besucher. Diese sind in Festtagsstimmung – es surrt das Micifleisch auf dem Grill, es zischen die Bierhähne und geben ihre goldgelbe Flüssigkeit an die Gläser der Durstigen ab. Blasmusik erklingt mit traditionellen Melodien, wie sie auch einst in der alten Heimat erklungen sind. Siebenbürger Landsleute aus allen Teilen Deutschlands sind angereist, um miteinander das Schlossfest zu feiern.

Es gibt eine große Auswahl an Veranstaltungen, so reichhaltig, dass sie gar nicht alle besucht werden können, weil man auf Schritt und Tritt einem Bekannten begegnet. Man schüttelt sich die Hand und tauscht sich kurz aus, nicht lange, denn man ist ja zum nächsten Programmpunkt   unterwegs… oder der nächste liebe Bekannte, Verwandte, Freund oder Nachbar kommt gerade um die Ecke. Auch eine große Anzahl an Künstlern und Kunstschaffenden laufen sich über den Weg.

Highlights des Festprogramms sind die ökumenische Andacht mit Seiner Exzellenz Frank Bayard, Hochmeister des Deutschen Ordens zusammen mit dem Evangelischen Superintendenten der Steiermark Mag. Wolfgang Rehner, die Auftritte der verschiedenen Blasmusik- Orchester und Tanzgruppen, die Konzerte der Liedermacher wie Hans Seiwerth oder des Duos Bettina Ullrich & Claudia Hrbatsch, und viele andere, die ich hier nicht alle aufzählen kann. Unter ihnen auch unsere kleine Band „Trio Saxones Plus“, die den abendlichen Ball gestalten soll.

Einer der ersten, dem wir begegnen, ist der Vorsitzende des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, Rainer Lehni, der uns gutgelaunt willkommen heißt. Später werden wir auch der stellvertretenden Vorsitzenden des Siebenbürgischen Kulturzentrums „Schloss Horneck“ Heidrun Negura begegnen, eine der Hauptorganisatorinnen des Sommerfestes, die uns ein bisschen von der Geschichte des Schlosses erzählt: Dieses wurde in einer großangelegten Spendensammlung, initiiert vom Bundesverband der Siebenbürger Sachsen, vom Schlossverein (Infos unter schloss-horneck.de) für 1,4 Millionen Euro zurückgekauft, allerdings ohne das angrenzende Pflegeheim, das von einem anderen Betreiber übernommen wurde. In den Jahren 2018 bis 2020 wurde das Schloss umfassend saniert und zu einem Kultur- und Begegnungszentrum mit Hotel, neuen Räumen für die Siebenbürgische Bibliothek mit Archiv und das Siebenbürgische Museum umgebaut. Da nur der Umbau des Schlosses öffentlich gefördert wurde, initiierte Heidrun Negura das Spendenprojekt des Schlossvereins „Siebenbürgen im Schlosshotel“; von 2019 bis 2021 wurden noch einmal 650.000 Euro für die gesamte Innenausstattung des Schlosshotels hauptsächlich von Siebenbürger Sachsen gespendet. Das Schlosshotel Horneck wurde 2020 neu eröffnet, mit siebenbürgischen Zimmernamen, Bildern von siebenbürgischen Ortschaften in den Zimmern und Themenwänden zu siebenbürgischer Geschichte und Kultur. Letztere wurden bis 2022 mit weiteren Spenden und nur mit ehrenamtlichen Leistungen erweitert.

Gegen Abend begegnen wir auch Hon.-Prof. Dr. Konrad Gündisch, den ehemaligen Vorsitzenden des Schlossvereins und Dr. Axel Froese, seit 2017 stellvertretender Vorsitzender. Es wird kolportiert, dass vor allem Dr. Axel Froese, selber kein Siebenbürger Sachse, heute sehr viel reicher  sein könnte, wenn er sich das schwierige und teure Management des Umbaus  von  Schloss Horneck über drei Jahre tarifgerecht hätte auszahlen lassen. Gündisch und Froe-se sind auch diesmal am guten Gelingen des Schlossfestes beteiligt und hatten den Tag über interessante Schlossführungen gestalt-et, Gündisch historische und Froese die baulichen Führungen.

Apropos Schloss – es hat auch eine interessante Geschichte: Die meiste Zeit seiner Existenz über war es ein Ordensschloss des Deutschen Ritterordens. Seinen Namen erhielt es von den Herren von Horneck, welche 1250 in den Deutschritterorden eintraten und das Schloss, damals noch eine Burg, zusammen mit ihren Besitztümern in Gundelsheim an den Orden abtraten. Im Gegenzug wurde Konrad von Horneck Befehlshaber der Deutschordensritter und Verwalter einer sogenannten Komturei, also über verschiedene Güter, die zu der Ordensniederlassung Horneck gehörten. Durch den Deutschen Orden wurde die Burg kräftig ausgebaut und befestigt. 1438 verlegten die Deutschmeister, also die Ordensführer des Deutschritterordens ihren ständigen Residenzsitz nach Burg Horneck. Damit war Burg Horneck neben der Marienburg und Riga der dritte Hauptsitz des Ordens.

Sein heutiges Aussehen erhielt Schloss Horneck allerdings erst im 18. Jahrhundert, als es durch den Baumeister Franz Keller in ein Barockschloss umgebaut wurde.

So wie in Siebenbürgen die Kirchenburgen ist in Deutschland nun das Schloss Horneck ein Symbol für den Gemeinschaftssinn der Siebenbürger Sachsen und für ihr Interesse an dem Fortbestand der siebenbürgisch-sächsischen Kultur und ihrer Traditionen.

Das Sommerfest auf Schloss Horneck dauerte noch bis spät in die Nacht, und am nächsten Morgen waren noch alle, Gäste wie Organisatoren, glücklich über das vortreffliche Gelingen und die gute Stimmung, die allüberall anzutreffen war.


Im Westen nichts neues: Anti-Kriegsroman von E. M. Remarque