Immobilieninvestoren ziehen ehemalige Betriebsgelände vor

Auchan baut gigantischen Handelskomplex anstelle des ehemaligen Traktorenwerkes

Ein Projekt, das ganz schnell umgesetzt werden soll: der zukünftige Handelskomplex Auchan

Allein in Kronstadt/Braşov stehen mehrere Gelände frei, auf denen vor der Wende 1989 Vorzeigebetriebe standen. Nach deren Restrukturierung und dem Rückgang der Produktion, da es keine Abnehmer mehr gab, nach dem Entlassen der Arbeitskräfte kamen Bauten samt Gelände unter den Hammer und wurden von Unternehmern oder Immobilienmakler gekauft, die damit das Geschäft machen wollten. Dass es nicht immer gelungen ist, steht auf einem anderen Blatt. Doch allein durch die Verwertung der darin verbliebenen Produktionsanlagen und des Metalls haben so manche ein gutes Geschäft gemacht.

Kürzlich gab „Immoauchan“, der Vertreter der französischen Gruppe Auchan in Rumänien, beim Kronstädter Bürgermeisteramt die Dokumentation ab, um die Genehmigung für den Bau des „Coresi Shopping Center“ zu erhalten, das auf dem Gelände des ehemaligen Traktorenwerkes errichtet werden soll. Es handelt sich dabei um ein riesiges Handelszentrum, das sich auf 57.000 Quadratmeter erstrecken soll, was etwa sieben Fußballplätzen entspricht. Wie der Sprecher des Bürgermeisteramtes, Sorin Toarcea, betonte, hat der Investor die Absicht, zu Jahresanfang die Bauarbeiten aufzunehmen und bis Ende 2013 abzuschließen. Immoauchan hat von dem Eigentümer des Geländes, Flavus Investment, 100 Hektar Fläche mit 21,042 Millionen Euro gekauft. Andererseits hatte die Firma Flavus Investment, die 2007 das gesamte Gelände des Traktorenwerkes für 77 Millionen Euro erworben hatte, nun einen Verlust von 56 Millionen Euro.

Flavus Investment hat sich auf die restlichen elf Hektar Fläche beschränkt, nachdem die Firma den Großteil des Geländes an Immoauchan veräußert hat. Auch wurde dieser Anteil von den Eigentümern modernisiert. Darauf wurde eine Kantine gebaut, die diesen Monat eröffnet werden soll, und beabsichtigt wird, in den nächsten beiden Jahren die Fläche der da gebauten Büroräume von den ursprünglich vorgesehenen 15.000 Quadratmetern auf 30.000 Quadratmeter zu erweitern.
Laut dem Projekt von Immoauchan werden auf der angekauften Baufläche 24 Hektar für den Handelskomplex benötigt. Dieser wird einen Supermarkt von 16.000 Quadratmetern, davon 13.000 Quadratmeter Verkaufsfläche, umfassen.

Auf 25.000 Quadratmeter entsteht eine riesige Handelsgalerie, 3000 Parkplätze werden zur Verfügung stehen. Die Investition beträgt 55 bis 60 Millionen Euro. Auf der restlichen Baufläche beabsichtigt Immoauchan, ein Residenzviertel mit rund 3000 Wohneinheiten zu errichten, wofür 26 Hektar benötigt werden. Auf weiteren 11 Hektar Fläche sollen Büroräume gebaut werden und auf einer ebenso großen Fläche werden Produktions- und Logistikstandorte eingerichtet. Als das Projekt erstmalig in Kronstadt vorgestellt wurde, betonte der Investor, dass allein durch die Errichtung dieses Handelskomplexes 700 neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Hier soll es auch eine Tankstelle, ein Autoservice geben, Haushaltsgegenstände und -geräte werden auch im Angebot stehen.

Die französische Gruppe Auchan ist auf dem rumänischen Markt schon mit neun Supermärkten vertreten. Davon stehen zwei in der baulichen Endphase in Bukarest: im Giule{ti-Viertel anstelle  von Grantmetal und im Ghencea-Stadtviertel anstelle des Betriebes Tricodava. Eine Analyse der Gesellschaft „Epstein Architecture & Energeering“ zeigt, dass die Investoren in Rumänien sehr daran interessiert sind, auf dem Gelände ehemaliger Betriebe zu bauen. Das trifft für Kronstadt ganz besonderes zu. Der polnische Unternehmer Echo Investment, dessen Eigentümer der drittreichste polnische Staatsbürger ist, hat den Antrag gestellt, im Stadtteil Bartholomä anstelle des ehemaligen Betriebes für Kautschukartikel das Korona Handels- und Freizeitzentrum zu bauen.  Anstelle des kürzlich abgetragenen Hidromecanica-Betriebes, der ehemaligen Schiel-Fabrik, wird der französiche Konzern Cora ein Handelszentrum errichten. Auch Wohnungen und Büroräume stehen in dem Projekt.

Der rumänische Unternehmer Ion }iriac verhandelt mit  dem Immobilienbesitzer Adamescu, Eigentümer auch des Handelskomplexes Unirea Shopping Center in Kronstadt, das Gelände der ehemaligen Möbelfabrik Lemexin zu verkaufen. Auch die Gelände der ehemaligen Raffinerie und der Werkzeugfabrik an der Honigberger Straße, die von sämtlichem Schutt befreit wurden, warten noch auf die Durchführung der dafür vorgesehenen Projekte. Voraussichtlich wird es damit aber noch dauern, bis mehr Aufwind in den Immobilienmarkt kommt. Der Kinobetreiber Cinema City wird nächstes Jahr in den Bau neuer, moderner Kinosäle investieren. Dafür sind Kronstadt, Konstanza/Constanţa, Jassy/Iaşi und Hermannstadt/Sibiu oder Craiova vorgesehen. Die Investition für das Kino in Kronstadt ist auf vier Millionen veranschlagt.

Die aktivsten Immobilieninvestoren in Rumänien kommen aus Süd-Afrika. „New Europe Property Investments“ (NEPI) hat allein bis zur Jahreshälfte einen Profit von 14,37 Millionen Euro erzielt. Auch in Kronstadt investierte die Gruppe in den Bau neuer Kaufmärkte im Gebiet des Carrefour-Supermarktes. Die Anzeichen für Investitionen stehen nicht schlecht, doch außer dem Immobilien- und Handelsbereich wären diese, besonders was die Produktion betrifft, für die gesamte rumänische Wirtschaft sehr wichtig.