Insolvenzverwalter: Colterm schuldet der Stadt keinen Leu

Temeswarer Bürgermeisteramt verweist auf ominöse Interessen

Temeswar (ADZ) – Der vom Temescher Gericht bestellte Insolvenzverwalter des maroden Fernwärmelieferanten Colterm hat die vorläufige Insolvenztabelle veröffentlicht, in der alle von ihm für begründet erachteten Vermögensansprüche gegen den Schuldner aufgelistet sind. Die Gesamtansprüche gegen Colterm belaufen sich auf 414,73 Millionen Lei, angemeldet wurden jedoch Forderungen von 519,47 Millionen Lei. Überaschenderweise hat der Insolvenzverwalter die 89,4 Millionen Lei hohe Forderung der Stadt Temeswar abgelehnt und festgestellt, dass eigentlich die Stadt dem Unternehmen weitere 21,2 Millionen Lei schuldet. Dies bedeutet, dass die Stadt Temeswar nicht der Gläubigerversammlung angehört; gegen die vorläufige Insolvenztabelle kann geklagt werden, so dass das letzte Wort der zweiten Kammer des Temeswarer Berufungsgerichts gehört, eine Klage soll fristgerecht eingereicht werden.

Aus den Berechnungen des Insolvenzverwalters Alfa & Quantum Consulting geht vorerst hervor, dass die höchste Forderung von der Steuerbehörde eingereicht wurde, gegenüber ANAF schuldet Colterm 180,24 Millionen Lei. 106,86 Millionen Lei beträgt die Forderung der Verwaltung des Umweltfonds AFM, 12,83 Millionen Lei wurden von Aquatim angemeldet, 3,25 Millionen Lei vom Finanzamt der Stadt Temeswar (nicht mit der Stadt selbst zu verwechseln), weitere Ansprüche meldeten die ungarische OTP Bank (2,91 Millionen Lei), die Stromlieferanten Electrica (2,52 Millionen Lei) und Enel Energie (1,82 Millionen Lei) sowie zahlreiche andere Gläubiger mit geringeren Forderungen. Wenn die zuständigen Gerichte über alle eventuell möglichen Klagen gegen die vorläufige Insolvenztabelle endgültig entscheiden haben, wird das Insolvenzverfahren fortgesetzt.

Die Stadtverwaltung kritisierte die Entscheidung des Insolvenzverwalters, die Insolvenzforderung der Stadt Temeswar abzulehnen und kündigte wie zu erwarten eine Klage an. Die Streichung des Anspruchs füge der Stadt einen großen Schaden zu und beweise eindeutig, dass nicht die Interessen der Bürger und die Aufrechterhaltung des Betriebs vorrangig seien, sondern dass die Beteiligten andere, anscheinend ominöse Ziele verfolgen würden. Bürgermeister Dominic Fritz sagte, dass seine Verwaltung im verstrichenen Monat knapp 10 Millionen Euro an Colterm überwiesen habe, im gesamten Jahr 2018 habe die damalige Verwaltung diese Summe dem Fernwärmelieferanten bezahlen müssen. Mit 10 Millionen Euro könne man einen Schulcampus bauen. Heuer reicht eine solche Summe nicht einmal, um die monatlichen Betriebskosten von Colterm zu decken. Keine Stadtverwaltung in Rumänien, so hohe Einnahmen sie auch haben würde, sei in der Lage im Alleingang ein Fernwärmesystem mitten in der Energiekrise aufrechtzuerhalten, so das Fazit des Bürgermeisters.