Keine Ruhe beim Kinderschutz

Kreisratsuntersuchung wurde den Kreisratsmitgliedern vorgelegt

Reschitza – Allseits wurde erwartet, dass der Untersuchungsbericht der 13köpfigen Kreisratskommission, welche die Vorgänge und das Gebaren der dem Kreisrat unterstellten Generaldirektion für Sozialbetreuung und Kinderschutz unter die Lupe nehmen sollte, zumindest beim Tagesordnungspunkt „Allfälliges” zur Sprache kommt. Aber nichts dergleichen geschah. Die Kreisratsmitglieder hatten den Bericht in ihrer Tagungsmappe, konnten ihn einsehen, doch einstweilen ohne Folgen. Was jeder erwartet hatte, dass die Leiterin der Dienststelle, Dr. Ana Vasile, die seit vielen Jahren dem Amt des Kreisrats vorsteht, zur Rede gestellt wird (nachdem der Kreisrat sich schon seit Monaten mit der Causa „Kinderschutz und Ana Vasile” befasst hat und diese bisher mit einer schriftlichen Mahnung davonkam - und auch die hat sie gerichtlich angegriffen), geschah... nicht.

Ausgelöst wurde der „Fall Vasile” durch zahlreiche Beschwerden der dem Amt überantworteten Schutzbefohlenen oder solcher, die der „Pflege” bereits entwachsen sind, aber auch von Angestellten des Amtes, wegen dem Gebaren der Leiterin, die – neben der Tatsache dass sie in ihrer Dienstzeit zahlreiche Lehraufträge an privaten Hochschulen in anderen Ortschaften oder an postlyzealen Schulen in Reschitza wahrnahm und Nebenjobs ausfüllte – auch eine schlampige bis aggressiv-autoritäre Führungsarbeit leistete und vor allem bei der Lebensmittelbeschaffung und Essenszubereitung viel zu wünschen übrig ließ. „Unregelmäßigkeiten und Missbräuche” wurden ihr pauschal vorgeworfen.

Deshalb verfügte Kreisratspräses Silviu Hurduzeu im November 2016 die Bildung eines Untersuchungsausschusses unter Leitung seines Stellvertreters Ionu] Popovici. Vorher verpasste der Kreisrat Dr.Ana Vasile eine schriftliche Mahnung. Der Ausschuss beendete seine Arbeit Ende Januar und legte nun seinen Bericht vor. Der Bericht ist, ohne ersichtliche diesbezügliche Absicht, allein durch Tatsachenfeststellungen, ziemlich explosiv: ein Reizklima zwischen Leitung und Personal wird enthüllt, zwischen Personal und betreuten Minderjährigen, unter den Minderjährigen, eine Welt von Machtausübung, Widerstand, Opportunismus, Schläue und Zufall. Und viel, manifester oder unterschwelliger, Gewalt. Mit Siegern und Opfern. Und Resignierten. Physische und psychische, auch sexuelle Willkür werden beschrieben. Diejenigen, die den Bericht einsehen konnten, meinten, der Begriff „-schutz” im Wort „Kinderschutz” sei nach dieser Lektüre ein ziemliches G`spött. Der Bericht vermeidet es, Schuldige an diesem Zustand direkt zu benennen. Suggeriert aber, alle „Unregelmäßigkeiten” gingen, direkt oder indirekt, auf die Agenturleiterin Dr. Ana Vasile zurück, auf ihren Stellvertreter, auf Chefs, Unterchefs, aber auch auf turbulente oder gewalttätige Kinder. Unterstrichen wird auch, dass noch während der Kontrolle des Kreisratsausschusses einiges ins Lot gebracht werden konnte, nicht zuletzt dank vor Ort getroffener Maßnahmen der Prüfer. Vieles aber sei ungelöst geblieben.

Als er sich Rechenschaft gab, dass der sitzungsleitende Kreisratsvorsitzende Hurduzeu das Thema diesmal nicht anzusprechen gedachte, bat Vize Ionuţ Popovici ums Wort. Er sagte: „Ihnen und den Medien zur Verfügung sind die Feststellungen des Untersuchungsausschusses gestellt worden, die ich und zwölf Kollegen gezogen haben. Meiner Ansicht nach sind sehr viele Unregelmäßigkeiten festgestellt worden. Auf Einzelheiten gehe ich hier und jetzt nicht ein. Auch, weil es bereits mehrere Beschwerden gibt, die der Disziplinarkommission des Kreisrats vorgelegt wurden. Andrerseits: der Bericht ist auch den übergeordneten Stellen der Kinder- und Sozialschutzbehörde zugeschickt worden, also den zuständigen staatlichen Institutionen, die wahrscheinlich entscheiden werden, welche Maßnahmen zu treffen sind.”