Menschenleeres Stadtbild auf sich selbst zurückgeworfen

Keine Menschenseele in den Gaststätten des Kleinen Rings zu Krisenzeiten. Der Zeitpunkt zum Abbau der geschmacklosen Terrassen und Zelte könnte nicht besser sein. Foto: Klaus Philippi

Hermannstadt - Der stillgelegte touristische Herzschlag Siebenbürgens und das Ausbleiben der Menschenmassen vom gastronomischen Angebot werfen auch Hermannstadt/Sibiu in einen Lichtkegel, der das kulturelle Verbesserungspotenzial am urbanen Umgang mit immobiler Materie aufzeigt. Wo keine Menschen zu sehen sind, richtet sich der Blick sofort auf originale Merkmale des umgebenden Stadtbildes – vorausgesetzt, dass keine stillosen Zweckbauten trotz fehlenden Publikumsverkehrs die Szene für sich behaupten und architektonischen Spuren alter Jahrhunderte die Schau stehlen.

Eigentlich ist der Kleine Ring/Piața Mică für die Arkadengänge der anliegenden Gebäude berühmt, die der Struktur und gefühlten Weite des Raumes edlen Glanz verleihen. Dennoch stehen seit mehreren Jahren provisorische Zeltgärten und Terrassendächer (siehe Bild) fest an Ort und Stelle auf dem Kleinen Ring. Sie mögen zwar die Zahlen des Gäste-Zustroms erhöhen und es laut in den Kassen der Theken klingeln machen, zeugen aber seitens gastronomischer Geschäftsbetreiber von mangelhaftem Bewusstsein für Baukunst. Hier wäre es Aufgabe des Rathauses und Stadtrates, für die Zeit ab Krisenende und touristischem Neuanfang deutlich mehr Respekt für Stil einzufordern und Stilbruch zu verhindern.

Ein erster förderlicher Schritt dieser Art wurde bereits auf dem Huetplatz nebenan umgesetzt, der seit Mitte Mai 2019 nicht mehr für das Parken von Privatwagen verwendet werden darf. Fahrradfahrende, Fußgänger sowie Gegner überzogenen Konsums sind dem Stadtrat dafür äußerst dankbar.