Musik für und von Frauen

Ein inspirierender Lieder- und Kammermusikabend im Kronstädter Forum

Das Musikstück von Louis Spohr bot den drei Musikerinnen die Gelegenheit, als Trio aufzutreten.
Foto: die Verfasserin

Kronstadt - Mit einem stimmungsvollen Konzert unter dem Motto „Frauenliebe und -leben“ wurde am Dienstag im Kronstädter Forum der Frühling begrüßt und der Frauentag gefeiert.

Melinda Samson (Sopran), Iuliana Cotârlea (Geige) und Ursula Philippi (Klavier) führten das Publikum durch rund zweihundert Jahre Musikgeschichte. Mit kammermusikalischer Ausgeglichenheit, Ausdruckskraft und geschmackvollen, durchdachten Details erklangen Werke, die Frauen gewidmet oder von Frauen geschrieben worden sind – denn Komponistinnen und aufführende Musikerinnen gab es durchaus schon im 18. und 19. Jahrhundert, auch wenn, wie Ursula Philippi hervorhob, das Frauenbild jener Zeit keineswegs dem heutigen entsprach.

Den Abend eröffnete der wunderbare Liederzyklus „Frauenliebe und -leben“, den Robert Schumann im Jahr 1840 anlässlich seiner Heirat mit Clara Wieck komponiert hatte. Die Textvorlage besteht aus acht Gedichten von Adelbert von Chamisso und beschreibt die Gefühle einer Frau von der ersten Liebe bis zum Verlust ihres Ehemannes. Allerdings aus männlicher Sicht. Dass hier der emanzipatorische Gedanke keinen Platz findet, versteht sich von selbst. Schaut man sich jedoch den Lebensweg von Clara Schumann genauer an, so wird deutlich, dass es durchaus schon damals Frauen gab, die nicht „nur“ als Ehefrauen und Mütter Karriere machten – denn Schumanns Ehefrau ging als eine der bedeutendsten Pianistinnen und Komponistinnen in die Musikgeschichte ein. Auch Francesca Lebrun, eine Zeitgenossin Mozarts, deren Sonate für Klavier und Geige in Es-Dur dargeboten wurde, erlangte Ruhm als Opernsängerin und Komponistin. Nicht anders erging es Amy Beach, der ersten Amerikanerin, die eine Sinfonie komponierte. Ihre Romanze für Geige und Klavier überzeugte in der Fassung von Ursula Philippi und Iuliana Cotârlea mit ihrer Musikalität.

Es erklangen auch vier Lieder von Berta Bock, einer geschätzten Komponistin aus Hermannstadt. Zwar wurden ihre Werke zu ihren Lebzeiten in Leipzig gedruckt, was lange nicht jeder siebenbürgische Musiker erreichte, doch musste sie ihren Vornamen mit „B.“ abkürzen, weil komponierende Frauen um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert gesellschaftlich immer noch nicht „genehm“ waren. Die Lieder jedoch zeigen eine musikalische Reife und eine Farbenfreude, mit denen man sich keineswegs hinter männlichen Berufskollegen verstecken muss. Den Musikabend rundete das Werk „Töne“ von Louis Spohr ab, eines der wenigen Musikstücke für Sopran, Geige und Klavier.