Neue Verkehrsbrücke neben Eisenbrücke geplant

Lugoscher widersetzen sich dem Vorhaben / Petition zur „Rettung“ der Eisenbrücke

Die Eisenbrücke ist ein Symbol der Stadt Lugosch. Foto: Radu Neacșu

Der Ausschuss für Denkmäler im Temescher Kreiskulturamt hat unlängst den Bau einer neuen Verkehrsbrücke in Lugosch genehmigt. Mit einer Bedingung: Das Projekt darf nur umgesetzt werden, wenn ein städtischer Bebauungsplan (PUZ) erarbeitet und der Standort der neuen Brücke darin festgehalten wird. Die Ansichten spalten sich in Lugosch über den Bau der neuen Brücke: Während der Stadtvater Francisc Boldea (PSD) diese parallel zu der historischen Eisenbrücke, bzw. nur 10 Meter flussaufwärts errichtet sehen möchte, finden seine politischen Gegner sowie viele Bürger der Stadt an der Temesch, dass dadurch das historische Denkmal in Vergessenheit geraten würde. Als Lösung schlagen die Bürger, die sich dem Projekt widersetzen, die Wiederertüchtigung des historischen Bauwerks vor.

Im Februar dieses Jahres hatten sich die Vertreter des Temescher Kreiskulturamtes nach Lugosch begeben, um sich den Standort anzuschauen, an dem die Kommunalverwaltung die neue Brücke errichten möchte. Einige Monate später kam die positive Antwort. Die Stadtverwaltung dürfe das Projekt fortsetzen, jedoch mit einer Bedingung: Das Projekt muss in den neuen Bebauungsplan integriert werden. Diesen erarbeitet zurzeit die Bukarest-Niederlassung des österreichischen Unternehmens VCE Consulting.

Die Idee des Baus einer neuen Verkehrsbrücke neben der bestehenden Eisenbrücke sei eine Beleidigung für Lugosch und die Lugoscher, findet der Vorsitzende der Lugoscher Nationalliberalen (PNL), Claudiu Alexandru Buciu. Als Lösung empfiehlt der Liberale die künftige Sanierung der bestehenden Eisenbrücke. Eine Facebook-Seite zur „Rettung“ der Eisenbrücke rief der Lugoscher ins Leben. Unter „Împreună Salvăm Podul de Fier“ kann jeder erfahren, welche Probleme der Bau einer neuen Brücke in unmittelbarer Nähe der Eisenbrücke mit sich bringen würde.

Eine Petition gegen den Bau der geplanten Verkehrsbrücke wurde ebenfalls initiiert. „Wo steckt die Macht des Volkes (demos + kratos)? Der Herr Stadtarchitekt Dinel Mazilu genehmigt weiterhin die städtische ‚Vergewaltigung‘ von Lugosch. Wenn wir von einem solch großen Projekt für die Gemeinschaft sprechen – dem Bau einer neuen Brücke und deren Standort, sollten nicht auch die Stadtbewohner dazu befragt werden?“, heißt es in der Beschreibung der Petition. Fast 300 Menschen unterzeichneten die Online-Petition und äußerten sich somit gegen den Bau der neuen Verkehrsbrücke. Auch Claudiu Alexandru Buciu unterzeichnete die Petition.

Die Lugoscher Eisenbrücke wurde 1902 in Betrieb genommen, nachdem die alte Holzbrücke inmitten von Lugosch zugrunde gegangen war. Die Eisenbrücke wurde in den Reschitzaer Werken hergestellt und ist heute ein Wahrzeichen der Stadt an der Temesch. Die von der Stadtverwaltung geplante Verkehrsbrücke soll rech-terhand neben der Eisenbrücke entstehen. Das zwölf Meter breite Bauwerk soll zwei Fahrspuren – je eine pro Fahrtrichtung – umfassen und mit Fahrradwegen ausgestattet sein. Die Brücke wird keine Pfeiler haben und etwa zwei Millionen Euro kosten, heißt es in der Projektbeschreibung.

Auf Anfrage der ADZ antwortete Prof. Dr.-Ing. Radu Băncilă von der Fakultät für Bauingenieurwesen der TU Politehnica Temeswar, welche die Bedeutung solcher Brücken sei. „Zum Straßennetz in Westrumänien gehören Metallbrücken vom Anfang des 20. Jahrhunderts, die nach zwei Weltkriegen und anderen Ereignissen immer noch genutzt werden. Diese Strukturen sind Augenzeugen der Vergangenheit und haben einen emblematischen Charakter. Es ist eine Pflicht der Kommunalverwaltungen, diese Denkmäler von besonderer technischer Ingenieurkunst zu erhalten“, sagt Prof. Radu Băncilă, der die Lugoscher Eisenbrücke sehr gut kennt. An dem Bauwerk wurden 1982 durch ein Projekt der Temeswarer Baufakultät Wartungsarbeiten vorgenommen.

Der Fachmann für Stahl- und Brückenbau aus Temeswar/Timișoara sieht zwei Möglichkeiten für die Weiternutzung der Lugoscher Eisenbrücke: Die Umwandlung der Eisenbrücke in eine Fußgängerbrücke, auf der Kulturereignisse stattfinden, und die Umleitung des Verkehrs auf eine andere Route. Eine neue Brücke könnte zwar errichtet werden, doch diese müsste in einer viel größeren Entfernung zur historischen Brücke stehen und sich harmonisch in das Stadtbild integrieren, rät Professor Băncilă. „Der Standort der neuen Brücke sowie ihre Form sollten das Ergebnis eines Ideen- und Lösungswettbewerbs unter Beteiligung von Architekten sein, und mit den Bürgern der Stadt besprochen werden“, betont Radu Băncilă. Eine andere Variante sei die Konsolidierung der Eisenbrücke und das Beibehalten des Verkehrs (Pkw und Einsatzfahrzeuge) mit Ausnahme des Schwerverkehrs. „Dieses Vorhaben würde weniger kosten als der Bau einer neuen Brücke“, erklärt der Fachmann. Zwei ähnliche Metallbrücken befinden sich in Karansebesch/Caransebeș, aber auch in anderen Banater Städten sind sie anzutreffen. „Studierende und Unterrichtende der Abteilung für Bauingenieurwesen in deutscher Sprache an der TU Politehnica haben vor acht Jahren die Brücke aus Săvârșin konsolidiert und einen europäischen Preis dafür gewonnen. Der Verkehr dort entfaltet sich normal“, informiert Professor Băncilă. Bei der Brücke in Săvârșin handelt es sich um ein historisches Bauwerk aus dem Jahr 1895.