Neue Würdigung für Temeswarer Universitätsprofessor

Radu Băncilă zum Ehrenmitglied der Akademie der Technischen Wissenschaften ernannt

Die Zeremonie zur Verleihung der Ehrenmitgliedschaft der Akademie der Technischen Wissenschaften an Prof. Dr. Radu Băncilă (links im Bild) fand in Bukarest statt. Foto: privat

Der Gründer und langjährige Leiter der Abteilung für Bauingenieurwesen in deutscher Sprache an der TU Politehnica in Temeswar/Timișoara, Prof. Dr. Radu Băncilă, ist vor Kurzem zum Ehrenmitglied der Rumänischen Akademie der Technischen Wissenschaften ernannt worden. „Diese Ehrung ist eine sehr hohe Würde und sie kommt als Krönung meiner gesamten Aktivität“, sagt der Temeswarer Universitätsprofessor.

Radu Băncilă, Absolvent der deutschen Nikolaus-Lenau-Schule und der Fakultät für Bauwesen an der TU Politehnica, unterrichtet seit den 1970er Jahren an der Temeswarer TU. 1991 rief er die Abteilung für Bauingenieurwesen in deutscher Sprache ins Leben – eine Premiere damals für Rumänien, denn es war der erste nicht germanistische Studiengang hierzulande. Die Abteilung für Bauingenieurwesen in deutscher Sprache erfreute sich großen Erfolgs, obwohl die Anfangsjahre nicht die leichtesten waren, erinnert sich Radu Băncilă. „Ich musste mit vielen Mentalitäten kämpfen. Damit die Abteilung weiter besteht, bewarb ich mich als Dekan der Fakultät und es gelang mir, dieses Amt zu erlangen. So hatte ich genügend Kraft und Möglichkeiten, die Abteilung am Leben zu halten. Nach der Aufnahme Rumäniens in die EU wurde alles leichter“, sagt Radu Băncilă rückblickend.

Für seine Tätigkeit im Sinne der Förderung der deutschen Sprache und der deutsch-rumänischen Beziehungen wurde Radu Băncilă 2012 mit dem Verdienstkreuz I. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. „Das war die größte Würdigung für mich. Sie haben mich damals gefragt, ob ich ein Rumäne oder ein Deutscher sei, und ich habe gesagt: ´Ich bin ein Europäer´. Ich bleibe weiterhin ein überzeugter Europäer“, sagt Radu Băncilă.

Als „offenes Fenster in Richtung Europa“ bezeichnet Radu Băncilă die deutsche Abteilung für Bauingenieurwesen in Temeswar. Das bedeutet aber auch, dass viele der besten Absolventen den Weg ins deutschsprachige Ausland einschlagen. „Die Auswanderung von Fachkräften ist ein allgemeines Problem in Rumänien. Ich habe mit all meinen Absolventen, die in Deutschland oder in anderen Ländern leben und arbeiten, diskutiert, und fast alle würden nach Rumänien kommen, sollten sich die Bedingungen hierzulande verändern. Ich schätze, an die 80 Prozent würden zurückkehren“, glaubt Radu Băncilă. Es ginge den ausgewanderten jungen Menschen nicht nur ums Geld, d. h. eine bessere Bezahlung im Ausland, sondern auch um eine gewisse Mentalität, die die Entwicklung Rumäniens hemmen würde. „Die Politik mischt sich viel zu stark in alle Lebensbereiche ein. Wenn alle Ernennungen politisch getroffen werden, dann haben wir überhaupt keine Chance auf eine bessere Zukunft. Wenn wir aber die Fachleute die Probleme lösen lassen würden, dann würde sich vieles in Rumänien ändern“, ist Băncilă überzeugt.

Nach seiner Emeritierung im Jahr 2012 blieb Prof. Radu Băncilă weiterhin aktiv an der Uni, unter anderem als Berater für die neue Leitung der von ihm gegründeten deutschen Abteilung, aber auch als Doktorvater. Im Juni 2018 wurde der seit 1993 bestehende Kooperationsvertrag mit der TU München zur Vergabe von Doppeldiplomen erneuert. Auch diese Partnerschaft mit Deutschlands bester technischer Universität ist Radu Băncilă zu verdanken. Der Temeswarer Universitätsprofessor arbeitet aktuell mit dem Rumänischen Schweißverband (ASR) und dem Institut für Schweißen und Materialversuche (ISIM) im Rahmen zweier Kurse zusammen. Băncilă ist Mitglied im Ehrenkomitee der zehnten Donaubrückenkonferenz, zu dessen Gründern er zählt und die im September in Wien stattfinden wird.

30 Studierende meldeten sich in diesem Jahr für die deutsche Abteilung für Bauingenieurwesen in Temeswar an. Die optimale Zahl sei aber 50, weiß Radu Băncilă. „Wir bieten ihnen riesige Möglichkeiten: Praktika, Diplomarbeiten, internationale Projekte“, sagt Băncilă, der davon überzeugt ist, dass man für die Abteilung mehr werben müsste. Im Jahr 2021, wenn Temeswar den Titel einer Europäischen Kulturhauptstadt tragen wird, soll auch die Abteilung für Bauingenieurwesen in deutscher Sprache ihren 30. Geburtstag feiern. „Das passt sehr schön zusammen. Ich würde mir wünschen, ein Treffen aller Absolventen in Temeswar zu organisieren und eine kleine Monografie der Abteilung herauszubringen“, schließt der Universitätsprofessor.