Noch nie so viele besetzte Horste

Erfolgreiche Storchenzählung 2019 im Kreis Hermannstadt

Jungstörche in den ersten Lebensjahren haben noch kein Nest und übernachten auf Bäumen. Hier ein Ausschnitt aus dem Burgberger Tal, wo wir über 60 solche Störche zählen konnten. Foto: Günther Zeck, per Smartphone durch das Fernrohr

Nest mit sechs Jungstörchen in Venetia de Jos, eine Sensation für jeden Storchenfreund. Foto: Merete Carře, Dänemark

Mit Hilfe von treuen Freunden konnte auch in diesem Jahr die Storchenzählung im Kreis Hermannstadt durchgeführt werden. Die Brüder Anselm und Matthias Ewert aus Brandenburg waren nun zum 20. Mal dabei und haben die Zählung ganzer Gegenden selbst übernommen. Begeistert begleitet hat mich aber auch wieder der Erstklässler Andreas Zeck aus Reutlingen in seinen Pfingstferien.

Und wir wurden auf unseren Fahrten nicht enttäuscht. Zwar gab es auch schon bessere Jahre, was den Bruterfolg betrifft, aber auch einige Besonderheiten in diesem Jahr: Wir haben noch nie so viele besetzte Horste gezählt (197) und noch nie 159 Horstpaare mit Jungen. Was sich dann allerdings auch als etwas geringerer Bruterfolg pro Horstpaar auswirkt. Denn das Nahrungsangebot ist dann doch begrenzt. Aber mit durchschnittlich 3,09 Jungstörchen im Nest erfolgreicher Bruten stehen wir immer noch sehr gut da und die Zahl der von uns gezählten Jung-störche war immerhin 492 (nur in drei anderen Jahren zählten wir über 500). Der Anteil der Masthorste steigt weiter an und erreichte über 76 Prozent aller besetzten Horste.

Noch nie zählten wir vom Kirchturm in Großau 41 Horste, aber darin wuchsen im Durchschnitt nicht ganz zwei Jungstörche groß, also wesentlich weniger als im Durchschnitt für den ganzen Kreis Hermannstadt (3,09). Auch hier ist wohl eine obere Grenze der Population erreicht. Im Unterschied  zum vergangenen Jahren gab es in Großau keine 5er-Bruten. Solche zählten wir aber in 13 anderen Orten – um 12 weniger als im Vorjahr. Die 50 Bruten mit vier Jungen sind ungefähr gleich geblieben (im Vorjahr 52).

Mehrere Ortschaften, in denen es in den vergangenen Jahren noch Störche gab, sind auch in diesem Jahr ohne deren Nester geblieben: Hammersdorf, Halvelagen, Jakobsdorf, Michelsberg, Hahnbach, Probstdorf, Zoodt, Sângătin.
Dafür fanden wir neue Besiedlung bei Benești, in Dobring, Gießhübel und Gürteln.

Auch die Störche von Hermannstadt auf den beiden alten Fabriksschloten haben es immer schwerer, Nahrung für ihre Jungen von außerhalb der Stadt heranzubringen und hatten wohl daher nur ein Junges, beziehungsweise zwei Jungen. Es ist abzusehen, dass Hermannstadt in den nächsten Jahren ohne Storchennester bleibt.

Die Störche aus Siebenbürgen sind durch unseren langjährigen Storchenfreund Hans Skov auch in Dänemark bekannt, wo es im ganzen Land nur noch drei Nester gibt. Daher besucht der Storchenverein des Landes Storkene.dk in jedem Jahr eine Gegend Europas, wo es noch mehr Störche gibt. Auf Anregung von Hans Skov besuchte uns im Juni eine Gruppe von 43 Storchenfreunden aus Dänemark. Und sie freuten sich an jedem Nest, an dem sie auf ihrer Fahrt durch Siebenbürgen vorbeikamen. Für ihre Fahrt nach Vene]ia de Jos im Kreis Kronstadt, wo es auch so viele Storchennester wie in Großau gibt, wurden sie belohnt: Sie fanden ein Nest mit sechs Jungstörchen! So etwas sehen wir nicht in jedem Jahr!