„Ob 40 oder 400 Gemeindemitglieder, die Verantwortung ist die gleiche“

Priester Ilie Nicolae über die wohl kleinste deutschsprachige Gemeinde in Bukarest

In der Bãrãtia-Kirche in Bukarest teilen sich drei römisch-katholische Gemeinden die Räumlichkeiten: Eine rumänische, eine ungarische und eine deutsche. Priester der deutschsprachigen Gemeinde ist Ilie Nicolae. Seine Gemeinde besteht nur noch aus etwa 40 Mitgliedern. Die meisten davon sind über 60 Jahre alt, ihre Vorfahren stammen in erster Linie aus Deutschland und Österreich, Banater Schwaben gibt es kaum. „Nur 40 Menschen”, sagt Nicolae, „das klingt perspektivlos für eine Gemeinde.”

Programm auf Gemeindemitglieder zugeschnitten

Ilie Nicolae war ab 1997 zunächst Kaplan in der Gemeinde und ist seit 2002 der zuständige Priester. Er hat in Jassy/Iasi studiert und drei Jahre in Wien gearbeitet. Das Programm seiner Gemeinde in Bukarest orientiert sich an dem der Römisch-Katholischen Kirche Rumäniens, nur eben deutschsprachig und mit deutscher Liturgie. „Ob 40 oder 400 Gemeindemitglieder, das ist die gleiche Verantwortung. Das kann man auch als Chance sehen”, so Nicolae. Sein Programm ist durch eine gute Zusammenarbeit mit den Gläubigen geprägt. Alles kann viel direkter laufen, da er auch die Aufgaben übernimmt, für die sonst eine Gemeindesekretärin zuständig wäre. Seine Arbeit und speziell seine Predigten sind auf seine Gemeinde und die Mitglieder zugeschnitten, schließlich kennt er alle seine Schäfchen. „Ich spüre, dass die Leute zufrieden sind. Das funktioniert”, sagt er.

Gibt es Perspektive?

Schwieriger sieht es in der Jugendarbeit aus. „Es ist schön”, berichtet er, „dass neun Kinder im Jahr 2009 die Erstkommunion empfangen haben, 2010 waren es zwei Kinder.” Problematisch ist aber, dass seine Gemeinde über Bukarest verstreut ist und so den wenigen Jugendlichen zur Zeit der regelmäßige Kontakt zur Kirche fehlt. Bald wird sich jedoch eine Möglichkeit bieten, die Jugendarbeit neu zu etablieren: „Die ersten Firmungen in der Gemeinde stehen bevor, da kommt wieder der Kontakt zu den Jugendlichen.” 

Über die Schwierigkeiten der Gemeindeleitung tauscht er sich mit dem rumänischen und dem ungarischen Kollegen der Bãrãtia-Kirche aus. Bei den Messen unterstützen sie sich gegenseitig. Der Beichtstuhl wird durch alle drei Priester betreut. Ilie Nicolae versucht, die Ideen aus Papst Benedikts Büchern in seine Arbeit zu integrieren, aber auch von anderen Konfessionen holt er sich Anregungen: „Zumindest einmal im Jahr treffe ich mich mit den Amtskollegen der evangelischen und orthodoxen Gemeinden, bei der Woche der Einheit der Christen.” Nicht zuletzt in den Gesprächen mit seinen Gläubigen findet er neue Ansätze für seine Arbeit und die Verkündigung. 

Was die Zukunft der Gemeinde angeht, darüber will er keine Prognose abgeben. Er ist aber zuversichtlich, dass die Priesterstelle erhalten bleibt. „Immer wieder sehe ich neue Gesichter in der Kirche”, erzählt er, „da versuche ich dann gleich, Kontakt herzustellen.” Vielleicht, so seine Hoffnung, wächst die Gemeinde durch die Ausländer, die jetzt vermehrt nach Bukarest kommen.