Proteste gegen Korruption und Schweigen

In Hermannstadt zogen 3000 Menschen durch die Straßen und forderten Gerechtigkeit

Seit dem Samstag hat sich der Fahnenmast vor dem Hermannstädter Rathaus in eine temporäre Gedenkstätte für die Todesopfer der Brandkatastrophe im Club Colectiv entwickelt. In stillem Gedenken leuchten hier hunderte Kerzen.
Foto: Michael Mundt

Hermannstadt – Die ersten Menschen sammelten sich um kurz vor 19 Uhr an der improvisierten Gedenkstätte für die Opfer der Brandkatastrophe im Club Colectiv auf dem Großen Ring/Piaţa Mare in Hermannstadt/Sibiu. Sie zündeten Kerzen an und gedachten, wie schon am Abend zuvor, der Verstorbenen. Den ganzen Tag über wurde auf Facebook aufgerufen sich heute hier zu versammeln und Solidarität zu zeigen. Bis halb acht waren rund 2000 Menschen gekommen, vornehmlich junge Erwachsene. Als sich aus dem stillen Gedenken ein Demonstrationszug bildete, hörte man immer wieder die Losung dieser Tage: „Korruption tötet!“ Auf einem Schild stand „Nieder mit der Korruption in Rumänien – Wir wollen Gerechtigkeit“ geschrieben, dies beschrieb die Stimmung und den Wunsch der Menschen an diesem Abend sehr gut. Als die Demonstranten die Orthodoxe Kathedrale in der Fleischergasse/Mitropoliei erreichten, beantwortete Pfarrer Constantin Necula die Fragen der anwesenden Journalisten, übertönt wurde er durch Schmähungen und die Rufe „Wir wollen keine Kirchen – Wir wollen Krankenhäuser!“ Während des zweistündigen Marsches zum Hippodrom-Viertel und wieder zurück in die Innenstadt wuchs der Zug auf rund 3000 Menschen an. Gegen halb 10 wurde der Große Ring wieder erreicht und die Menschen stimmten zum Abschluss die rumänische Nationalhymne an.