Randbemerkungen: 13 Kulte gegen Diversität

Das zur breiteren demokratischen Debatte nicht zugelassene neue Bildungsgesetz, das derzeit durch den Gesetzeswolf des Parlaments gedreht wird, hat viele Schwächen und Fehler – der größte ist das Fehlen des Gesetzeszwangs zur Erziehung zum selbstständigen Denken (das aber anscheinend beim Gesetzgeber selber nicht vorhanden ist!) – aber auch einige Stärken. Eine ist so formuliert: „Diversität (bedeutet) Respektierung und Inwertsetzung diverser kultureller, ethnischer, identitärer Perspektiven, der Sensibilität und der Empathie, parallel zur Stärkung und Positivierung des individuellen und kollektiven Selbstbildes.“ 

Das klingt zwar stark nach (zu) hoher Warte und dürfte für den Durchschnittslehrer erklärungsbedürftig und einhämmerungsnötig sein – zumindest insofern, als bekanntlich das Unterrichtswesen nicht unbedingt die erste Berufsoption der Klassen- und Jahrgangsbesten ist. Aber es ist ein durchaus positiver Ansatz und auch eine rote Linie für Nationalismus, Fremdenhass, Empathielosigkeit den „Anderen“ (oder, im umgangssprachlichen Rumänisch: den „Fremden“, „străinii“) gegenüber, gegenüber Ultraorthodoxismus (nicht nur Moskauer Prägung), Rassenhass, Exklusion (Problematik der „traditionellen Familie“) oder militantem Unverständnis betreffs Genderproblematik.

Diesen Artikel aus dem Bildungsgesetz zu streichen fordern die 13 Kulte. Initiativ war die Rumänische Orthodoxe Kirche. Der mosaische Kult hat das nicht unterzeichnet. Gefordert wird die Aufwertung des Religionsunterrichts (bis dorthin, dass Religion zum optionalen Prüfungsfach beim Bakkalaureat werden soll – echt rumänische Frage: Wollen die Popen auch durch Nachhilfeunterricht reich werden?!), Religion als Wahlfach neben den wissenschaftlichen Fächern, die ohnehin im Unterrichtswesen Rumäniens durch die schlechte Ausstattung der Schulen ein Schwachpunkt sind. 

Der Einwand des PSD-Parteichefs Marcel Ciolacu: „Religion bringt Erkenntnis, nicht Unterordnung“, steht auf zittrigen Beinen, wenn man die religiöse Praxis vieler Kulte verfolgt und auch nur oberflächlich auf zweitausend Jahre Religion, wie wir sie heute kennen, zurückblickt. Außerdem fehlt vom bekanntlich nicht gerade hochgebildeten PSD-Parteichef eine vernunftbasierte Erklärung, wie mittels Religion als Wahlfach bei der Reifeprüfung die wissenschaftliche Bildung – die „Erkenntnis“, das „Wissen“ – künftiger Generationen verbessert werden kann. Wo auch dem Philosophie-, Bürgerkunde- und sogar Geschichtsunterricht – mit denen man Religion erklären und relativieren kann – im Entwurf dieses Unterrichtsgesetzes nur eine zurechtgequetschte Rolle zugesagt wird.

Druck zu militantem Erzkonservatismus machen die 13 Kulte auch wegen Art.11(1): „Im voruniversitären Unterricht und in allen Räumen, die der Erziehung und der Berufsbildung vorenthalten sind sowie in den online-Bildungsinitiativen wird Diskriminierung aufgrund von Alter, Ethnie, Geschlecht, sozialer Herkunft, politischer oder religiöser Orientierung, sexueller Ausrichtung oder andersartige Diskriminierungen verboten.“

Hier soll die „sexuelle Ausrichtung“ gestrichen werden. Zwingender Umkehrschluss: Homosexuelle oder lesbische Schüler und Schülerinnen dürfen ohne Weiteres diskriminiert werden! Ist ja nicht verboten, nach Willen der 13 Kulte (die selber allerhand – unaufgearbeitete, geheimgehaltene – Probleme solcher Art in den Reihen ihrer Priesterschaft haben…).
Die Änderungen, die die 13 Kulte anstreben, haben durchaus Aussicht auf Gehör in einem Parlament, dem eigenständiges Denken fremd ist. Erreicht werden können mittels der Änderungen mehr Ignoranz, mehr Dogmatismus, mehr Fremdenhass, mehr Angst, Distanz, Verachtung „Fremden“ gegenüber, mehr grund- und bodenlose Selbstüberschätzung – fahnenschwingende Exklusion von Diversität.

Ignoranz, Intoleranz, Irrationalität, Verschwörungsgläubigkeit drohen.