Rettet die deutsche Sprache!

Schleichend wird unsere schöne deutsche Muttersprache von feindlichen Fremdwörtern infiltriert, bis wir irgendwann gar nichts mehr verstehen. Zur Demonstration ein längerer Beispielsatz auf Neuhochdeutsch, den Sie am besten mal ihrer Großmutter vortragen: „Unsere coolen Kids konsumieren Softdrinks und Pommes Frites, benutzen bei der Morgentoilette Parfüm, kleiden sich in Blue Jeans und Sweatshirts und grooven zu den Hardrock-Hits ihrer Lieblings-Boygroup, die aus dem CD-Player dröhnt“. Na, Oma, alles verstanden?

Die unwirsche Antwort der alten Dame ist abzusehen: Kann man das nicht auch auf Deutsch ausdrücken? Hier ein Versuch: „Unsere kühlen Kinder konsumieren weiche Getränke und gesottene Äpfel, benutzen beim Morgenabort Verrauch, kleiden sich in blaue Johanns und Schweißhemden und grübeln zu den Hartfelsenschlägen ihrer Lieblingsbubengruppe, die aus dem dichten Scheibenspieler dröhnt“. Na, mit ein  bisschen gutem Willen geht es doch!

Ein Musterbeispiel im positiven Sinne ist hingegen der folgende Dankesbrief eines Jungen an seine Großmutter. Der kleine Sepperl hat wohlweislich bedacht, dass Oma den englischen Begriffen der Computersprache vermutlich nicht gewachsen ist.

Liebe Omi!

Vielen Dank für das Geld, das du mir zum Geburtstag geschickt hast! Ich habe mir davon einen Rechner der bekannten Firma Winzigweich gekauft. Damit kann ich aber nicht nur rechnen, sondern auch fernsprechen, spielen und im weltweiten Gewebe schlittern. Es  ist ein Schoßdrauf mit einer harten Scheibe und ganz vielen Bissen, wobei ein Biss aus acht winzigen Häppchen besteht. Er hat nicht nur eine Maus und ein Anfassbrett, sondern auch einen blauen Zahn. Wenn ich das Zwischennetz öffnen möchte, muss ich nur ein Heiligenbildnis auf der Schreibtischplatte andrücken.
Damit ich auch sicher im weltweiten Gewebe gleiten kann, hat mir Papa eine Feuerwand und einen Krankheitserregerschutz eingerichtet. Außerdem habe ich einen eigenen Postkasten, der mit einem Hineingehwort geschützt ist, damit kein anderer meine Strombriefe lesen kann. Mit meinen Kumpels kann ich mich in einem Schwätzraum treffen oder direkt über den Boten schwätzen.
Wenn ich Informationen aus dem Rechner erinnern möchte, dann kann ich sie auf einer dichten Scheibe mit reinem Zufallsgedächtnis auslagern. Und wenn ich etwas im weltweiten Gewebe anbringen möchte, dann kann ich mir dafür eine Heimatseite basteln, mit Kettengliedern zu allem, was mich sonst noch interessiert. Für das Herumgleiten, den Boten und den Postkasten braucht man allerdings einen Zurverfügungsteller. Den bezahlt man am besten mit flachen Raten.
Ach ja, und falls du noch keine Idee für ein Weihnachtsgeschenk hast: Ganz toll wäre eine bessere Geräuschkarte oder ein Gewebefilmgerät! Aber auch über ein modernes Händchen würde ich mich sehr freuen.

Liebe Grüße, Dein Sepperl