Schulleiterin wieder im Amt

Frau des stellvertretenden Kreisratsvorsitzenden vom Schulinspektorat wieder eingesetzt

Seit einigen Tagen ist die im Mai 2014 wegen politischer Aktivitäten unter den Lehrkräften und Schülern entlassene Schulleiterin des Banater Kollegs in Ferdinandsberg/Oţelu Roşu, Rozina Ghiorghioni, durch einen Erlass desselben Schulamts und mit Unterschrift von Generalschulinspektor Nicolae Dan Grindeanu (PSD) wieder im Amt. Am Tag vor dem Amtsantritt beriefen die Stellvertreterin Grindeanus, Mihaela Basarab, und die Schulinspektoren Constantin Nicolaescu (selbst ein früherer Generalschulinspektor) und Gheorghe Manda den Verwaltungsrat der Schule ein.

Anschließend wurde verkündet, dass „im Interesse des Unterrichtswesens“ ab dem darauffolgenden Tag die von ihnen vor zehn Monaten eingesetzte Schulleiterin Daniela Chelebea ihres Amtes enthoben und Rozina Ghiorghioni, die zuvor Abgesetzte, wieder auf ihren Posten zurückkehrt. Grund hierfür seien die schlechten Ergebnisse der Schule bei den Vorprüfungen in den vergangenen Wochen.

Die Absetzung von Schulleiterin Chelebea und die Rückkehr Rozina Ghiorghionis, der Ehefrau des stellvertretenden Kreisratspräsidenten von Karasch-Severin, Ionesie Ghiorghioni, stieß auf regen Unmut in der 100-köpfigen Belegschaft der Schule. Im vergangenen Jahr hatte dieser gegen die Absetzung seiner Gattin protestiert und vom Kreisratspräsidenten Sorin Frunz²verde die Absetzung von Generalschulinspektor Grindeanu gefordert.

Risiken des Parteienwechsels

Zuvor hatte Rozina Ghiorghioni entsprechend der jeweiligen Parteizugehörigkeit ihres Ehemannes stets offen ihren politischen Standpunkt bekundet. Zunächst engagierte sie sich für die PDL, doch nach dem gemeinsamen Übertritt ihres Ehemannes und des Kreisratspräsidenten Frun-z²verde zur PNL wechselte auch sie ins nationalliberale Lager. Darauf folgte ihre Suspendierung durch den Generalschulinspektor Grindeanu (PSD).

Der Vorwurf: Im Europawahlkampf habe sie sämtliche Schulbusse innerhalb ihres Verantwortungsbereiches dazu genutzt, Schüler zu PNL-Wahlversammlungen in Ferdinandsberg zu transportieren. Gegen die Suspendierung versuchten Frunz²verde und Ghiorghioni mittels Schreiben an das Bildungsministerium vorzugehen, während die Eheleute Ghiorghioni zu-dem eine – in allen Instanzen jedoch erfolglose – Klage einreichten.

Belegschaft gegen Wiedereinsetzung

Die Belegschaft des Colegiul Bănăţean Ferdinandsberg hatte im Vorfeld dieser Ernennung – über die schon gute zwei Wochen vorher heftige Gerüchte kursierten – eine Petition an die Stadtverwaltung verfasst. Diese wurde von 80 der 100 Angestellten unterzeichnet und forderte die Kommune auf, als Geldgeber der Schule einzuschreiten und die Wiederernennung Rozina Ghiorghionis als Schulleiterin zu verhindern. Ein Fachlehrer, der anonym bleiben wollte, sagte: „Jeder weiß, dass auch in früheren Jahren, als Frau Ghiorghioni Schulleiterin war, die Resultate der Probeprüfungen genauso schlecht waren wie in diesem Frühjahr. Am abstoßendsten fand ich die gespielte Verwunderung der Wiedereingesetzten, die alles als göttliche Fügung darzustellen versuchte, als göttliche Gerechtigkeit, die natürlich nur zu ihren Gunsten wirken kann.“

Gott gegen öffentliche Meinung

Angesichts der augenscheinlich „urplötzlichen“ Wiederernennung Ghiorghionis sah diese göttlichen Segen im Spiel: „Es ist Gerechtigkeit geschehen. Die göttliche Macht hat gesprochen. Denn damit ist bewiesen, dass ich im vergangenen Jahr ungerechtfertigter Weise abgesetzt wurde!“ Demnach hat auch der Bildungsminister im Mai 2014 gegen den göttlichen Willen verstoßen – dieser hatte persönlich ihre Absetzung gebilligt.

Im Unterrichtswesen des Banater Berglands ist man indessen überzeugt: Diese Vorgänge in Ferdinandsberg sind der Preis politisch motivierter Postensicherungen angesichts der bevorstehenden Pensionierung Dan Grindeanus am 31. August 2015 – jener Frist, bis zu der auch für die Schulleitungen neue Besetzungen ausgeschrieben werden müssen.

Anderseits geschah mit dem in Lehrerkreisen allgemein als Willkürakt des Schulamts empfundenen Vorgang etwas beinahe Historisches: Mit Daniela Chelebea wurde die letzte Schulleiterin eines Lyzeums aus dem Banater Bergland, die keiner politischen Partei angehörte – laut Unterrichtsgesetz eigentlich der Regelfall – aus dem Dienst entlassen und durch eine parteikonforme Personalie ersetzt – ebenfalls gegen den ausdrücklichen Willen der Belegschaft. Mancher erinnert sich: Zu Beginn der 1990er Jahre, wohl als Effekt des „Revolutionsenthusiasmus“, haben die Schulbelegschaften ihre Direktoren selbst gewählt. Dies waren fast ausschließlich Personen, die zuvor nicht politisch aktiv waren – und nicht die schlechtesten Besetzungen.