Seine Exzellenz im Kaltwassertal

Der amerikanische Botschafter reiste zum Abschluss der Kirchenbauarbeiten nach Mardisch

Botschafter Mark Gitenstein (3. v.l.), seine Frau Elizabeth und Bischof Reinhart Guib (2 v.l.) lassen sich von Friedrich Roth (li.) die Bauarbeiten erklären.
Foto: Holger Wermke

Hermannstadt - Warum gerade Mardisch/Moardăş? Das winzige Dorf liegt neben der Hauptstraße im dünn besiedelten Kaltwassertal. Die Kirchenburg zeichnet sich weder durch Größe noch durch bauhistorische Besonderheiten auf. Und dennoch wurde die noch vor zwei Jahren vom Einsturz bedrohte Kirche gerettet und für die nächsten Jahrzehnte gesichert. Die Beendigung der Arbeiten wurden am vergangenen Freitag im Beisein des amerikanischen Botschafters in Bukarest und Bischof Reinhart Guib gefeiert.

„Dies ist ein großartiges Beispiel dafür, was Rumänien mit einem seiner größten Werte tun kann“, meinte der Botschafter mit Blick auf das Gebäude, das älter sei als die USA selbst. Das US-amerikanische Außenministerium stellte für die Renovierungsarbeiten insgesamt 30.000 Euro über seinen Ambassadors Fund for Cultural Preservation zur Verfügung. Vom Erfolg des Projektes überzeugte sich Botschafter Mark Gitenstein beim Ortstermin. Der Botschafter mit rumänischen Wurzeln und seine Frau Elizabeth schwärmten von den sächsischen Dörfern mit ihren Kirchenburgen, die sie im vergangenen Jahr auf dem Fahrrad erkundeten.

An „unsere amerikanischen Freunde“ gewandt dankte Reinhart Guib, Bischof der evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, allen am Projekt beteiligten, neben der amerikanischen Botschaft auch  der Fachschule für Bautechnik aus München, den Sponsoren der Baumaterialien, der Leitstelle Kirchenburgen, der Bauabteilung der Landeskirche sowie Ioan Şchiau, Bürgermeister im Nachbardorf Mihăileni. Das Beispiel Mardisch zeige, das die Kirche mit allen Menschen und Ethnien zusammen arbeite müsse und könne, um die vorhandenen Werte zu erhalten.

Seele und Motor des Projektes sei Friedrich Roth, meinte Liliana Cazacu von der Leitstelle Kirchenburgen. Roth ist Vorsitzender der Heimatortsgemeinschaft Mardisch und begann vor drei Jahren, sich für die Restaurierung des historischen Ensembles einzusetzen. Man müsse Akzente setzen, sagte er. „Die ausgewanderten Sachsen haben die Verantwortung, diese Gebäude den heutigen Bewohnern der Dörfer zu übergeben, die Spuren der sächsischen Bevölkerung zu bewahren.“

Koordiniert wurden die Arbeiten von der Leitstelle Kirchenburgen des Landeskonsistoriums. Seit 2010 wurden Schäden am Mauerwerk und im Dachstuhl repariert, die Fassade mit Kalkmörtel neu verputzt und die Fenster nach historischem Vorbild wieder hergestellt. Außerdem wurde ein Stück der östlichen Ringmauer neu aufgemauert. Im Innern folgen 2012 Arbeiten an Wänden und die Erneuerung des Fußbodens.

Die Kirche ist gerettet, was nun noch fehle sei ein zukunftsfähiges Nutzungskonzept. Man diskutiere derzeit verschiedene Ideen von der Einrichtung einer Bauhütte bis hin zu einer touristischen Nutzung. Möglichkeiten biete das kleine Bauensemble. Unterdessen renoviert die Pfingstlergemeinde nebenan das frühere evangelische Pfarrhaus. Es bewegt sich etwas in Mardisch.