Siebenbürgen-Quiz als Smartphone-App

Unterhaltsames Lernspiel kostenlos für Android-Geräte

Sina und Robert Keintzel haben die Quiz-App entwickelt. Foto: privat

Kennen Sie die drei Hauptbestandteile der Sakuska? Mit Sicherheit! Könnten Sie aber auch sagen, wann und wo die erste Mädchenschule Siebenbürgens eröffnet wurde? Diese Frage ist schon eher für Fortgeschrittene. Wer sein Wissen über Siebenbürgen testen und erweitern will, hat seit Neuestem mit einer digitalen App die Gelegenheit dazu. Robert Keintzel, Sina Keintzel und Ákos Keintzel haben ehrenamtlich einige Tausend Stunden Arbeit in die Entwicklung eines Spiels gesteckt, das bewusst neue Wege geht. Die Bundeskulturreferentin des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Dagmar Seck, hat sich mit Robert Keintzel unterhalten. Zusammen mit seiner Frau hat er die Smartphone-App „Siebenbürgen Quiz“ erfunden.

Ihre Eltern stammen aus Sächsisch-Regen, sie haben also einen persönlichen Bezug zu Siebenbürgen. Was aber hat Sie angetrieben, derart viel Zeit und Energie für die Entwicklung einer App aufzubringen?

Ich bin 30 Jahre alt und weder in Siebenbürgen geboren noch dort aufgewachsen. Meine Generation hat einen anderen Zugang zu dieser Region als unsere Eltern. Wir sind in Deutschland geboren und Teil dieses Landes, daneben haben wir auch die siebenbürgisch-sächsische Kultur von unseren Eltern mitbekommen. Viele Menschen in meiner Generation sind in der Landsmannschaft gut integriert und leben aktiv die Kultur der „alten Heimat“. Es gibt aber auch Leute, die Interesse an Siebenbürgen und der siebenbürgisch-sächsischen Kultur haben, die aber keinen für sie geeigneten Zugang finden.

Meine Generation ist divers, digital und darf so frei denken wie vielleicht keine Generation davor. Unsere Gesellschaft wird immer heterogener und mit ihr auch die Methoden der Vermittlung von Wissen und Kultur. Diese Heterogenität, die Freiheit im Denken und die heutigen digitalen Skills bieten eine hohe Innovationskraft, bedeuten für den Verband der Siebenbürger Sachsen aber auch eine große Herausforderung, um die neue Generation für das sächsische Bewusstsein zu begeistern und das Wissen sowie das Kulturgut weiterzugeben. Zusammen mit meiner Frau und meinem Vater haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, die Geschichte von Siebenbürgen und seinen Bevölkerungsgruppen auf digitale, spielerische und exemplarische Weise zu erzählen.

Wer war alles an der Entwicklung der App beteiligt?

Die Inhalte der App wurden von mir entwickelt und ins Englische übersetzt. Ich habe mich schon früh für Geschichte und speziell für die Region Siebenbürgen interessiert. Bereits als junger Schüler habe ich mich im Jahr 2009 entschlossen, zusammen mit dem Verband der Siebenbürger Sachsen und im Speziellen mit Herrn Hansgeorg von Killyen einen Vortrag über „Die Schulen in Siebenbürgen“ an meiner Schule zu organisieren.

Später habe ich Medizin und anschließend Lehramt Sonderpädagogik mit den Fächern Geschichte und Deutsch studiert. Mein Studium der Sonderpädagogik wurde mit einen Doppelstipendium der Hanns-Seidel-Stiftung und der Deutschlandstiftung Integration gefördert. Gegenwärtig arbeite ich als Sonderpädagoge für den Kanton Zürich und als Autor im Bereich Medizingeschichte sowie Disability History (Geschichte von Behinderung und Behinderten; die Redaktion).

Meine Frau Sina Keintzel ist App-Entwicklerin. Sie hat das Quiz-Spiel technisch umgesetzt und die App über Siebenbürgen komplett selbstständig entwickelt sowie designt. Ohne ihre kostbare technische Expertise wäre die App nicht vorstellbar. Sina hat zunächst in den Jahren 2020/21 eine Quiz-App über ihr Heimatland Finnland entwickelt. Daraus ist dann auch die gemeinsame Idee entstanden, weitere Apps über vulnerable Gruppen, verschiedene Kulturen und Minderheiten zu entwickeln. So kann mit der Quiz-App „Dis/abled in History Quiz“ die Geschichte von Menschen mit Behinderung entdeckt werden. Bereits im Jahr 2020 begann unser Team auch mit der App über Siebenbürgen. Mein Vater Ákos Keintzel, 1958 in Sächsisch-Regen geboren, hat die Übersetzungen ins Ungarische und Rumänische übernommen. So können nun alle drei großen Bevölkerungsgruppen Siebenbürgens in ihrer jeweiligen Sprache auf das Quiz zugreifen. Mit der Version auf Englisch schaffen wir sogar international eine gemeinsame Grundlage dafür, sich fundiertes und kritisches Wissen anzueignen und Kenntnisse über Siebenbürgen zu erlangen.

Wie können Interessierte an das Quiz gelangen?

Suchen Sie in Ihrem Play Store nach „Transylvania Quiz“ und laden sich die App kostenlos herunter. Aber Achtung: Es gibt sie nur für Android-Geräte! Die Sprache des Mobiltelefons definiert dann, auf welcher Sprache das Spiel gespielt wird. Es gibt 1120 Fragen in fünf verschiedenen Schwierigkeitsstufen. Die genauen Spielregeln und weitere Informationen findet man in der App.

Wer hat Ihr Projekt über die Quiz-App unterstützt?

Die Quiz-App wurde bei der Beantragung der Förderung „Invest in Society“ der Deutschlandstiftung Integration von Natalie Pawlik, der Bundesbeauftragten für nationale Minderheiten und Aussiedlerfragen, Dr. Bernd Fabritius, dem Präsidenten des Bundes der Vertriebenen, und dem Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland unterstützt. Vielen Dank für ihre wertvolle Unterstützung.

Der Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde e.V. stellte uns für die Arbeit an der Quiz-App über Siebenbürgen seine Arbeit zum analogen Spiel „Inquisitio Transylvanica“ aus dem Jahr 2005 zur Verfügung. Die Fragen in der Sprache Deutsch vom analogen Gesellschaftsspiel bzw. Fragespiel „Inquisitio Transylvanica“ wurden von Robert Keintzel überprüft, aktualisiert, für eine Quiz-App angepasst und mit vier Antwortmöglichkeiten versehen.

 Der AKSL und insbesondere Thomas [indilariu unterstützten mit ihrer Vorarbeit in einem bedeutenden Maß die Quiz-App über Siebenbürgen. Ein großer Teil, aber weniger als 50 Prozent der Gesamtfragen der Quiz-App über Siebenbürgen sind an das Spiel „Inquisitio Transylvanica“ in veränderter Form angelehnt. Für ihre Unterstützung möchten wir ihnen sehr danken.

Welche Ziele verfolgen Sie mit der App?

Menschen, die sich für Siebenbürgen interessieren, können die App ganz leicht und gebührenfrei auf ihr Smartphone herunterladen und spielen. Sie führen somit ständig ein breites, aber auch detailliertes Wissen über Siebenbürgen auf ihrem Mobiltelefon mit, können beliebig darauf zugreifen und benötigen keine speziellen Zugangsfertigkeiten. Das stellt einen weitgehend barrierefreien Zugang zu Bildung dar.

Gleichzeitig haben wir versucht, diesen Zugang auch möglichst attraktiv zu gestalten. Die Geschichte und das kulturelle Wissen Siebenbürgens werden den Menschen digital, spielerisch und differenziert nähergebracht. Der Inhalt der App ist exemplarisch, fundiert und lebensrelevant. Für uns ist eine geschichtliche Multiperspektivität elementar, um ein kritisches Geschichtsbewusstsein zu schaffen. Es sollen keine tendenziösen oder einfachen Wahrheiten geliefert werden. Konkret bedeutet das, dass die Fragen nicht nur die Kultur und Geschichte der Sachsen abdecken, sondern auch der anderen Volksgruppen.

Letztendlich fördert unser multiethnisches und interdisziplinäres Team mit der App Minderheiten sowie den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Mit der Quiz-App wollen wir ein Stück weit zu Selbstbestimmung, Mitbestimmung und Solidarität beitragen. Die Geschichte ist keine Vergangenheit, sondern erklärt uns die Gegenwart und zeigt Möglichkeiten für die Zukunft auf. Bildung ermöglicht uns, andere zu verstehen, baut Brücken und schafft neue Wege.