Sorge um Zukunft der Ökumene in Rumänien

Hermannstadt (ADZ) - Nachdem das Institut für Ökumenische Forschung in Hermannstadt aufgelöst wurde, hat die Evangelische Kirche A.B. in Rumänien (EKR) ihre  Stellungnahme durch die Pressemitteilung von Donnerstag, dem 9. September, bettreffend den Beschluss der Heiligen Synode der Rumänischen Orthodoxen Kirche (ROK) vom Juli dieses Jahres in Bezug auf die doppelte Genehmigungspflicht durch den Lokalbischof und die Patriarchalverwaltung auch im akademischen Bereich, geäußert. Im Folgenden wird der Text der erwähnten Presseaussendung wiedergeben.

„Mit Besorgnis hat die Evangelische Kirche A. B. in Rumänien (EKR) von dem Beschluss der Heiligen Synode der Rumänischen Orthodoxen Kirche (ROK) vom Juli dieses Jahres erfahren. Jener Beschluss macht jegliche Form von ökumenischem Engagement doppelt genehmigungspflichtig, auch im akademischen Bereich - durch den Lokalbischof und die Patriarchalverwaltung. Die EKR verfolgt aufmerksam, wie dieser Beschluss umgesetzt wird, bleibt dem ökumenischen Dialog und Miteinander jedoch weiterhin tief verpflichtet und sucht das direkte Gespräch mit der Kirchenleitung der ROK.

Obwohl es sich bei dem medial bereits kommunizierten und diskutierten Synodalbeschluss formell um eine innere Angelegenheit der ROK handelt, sieht sich die EKR gezwungen, dazu Stellung zu nehmen. Sie fühlt sich indirekt davon betroffen und befürchtet, dass sich der Beschluss stark hemmend auf die über Jahrzehnte gewachsene, zwischenkirchliche Zusammenarbeit und auf das auf internationaler und nationaler Ebene, gerade aber auch in Siebenbürgen gesellschaftlich tief verwurzelte ökumenische Miteinander auswirken und damit weitreichende gesamtgesellschaftliche Folgen haben wird. Diese Einschätzung wird durch viele besorgte Anfragen evangelischer Kirchen aus dem Ausland bestätigt.

Besonders das im In- und Ausland hoch anerkannte Institut für Ökumenische Forschung in Hermannstadt ist durch die Beschlüsse der Heiligen Synode direkt betroffen, nachdem die Hermannstädter orthodoxe Fakultät und Kirchenleitung dem gemeinsamen Institut die Unterstützung abrupt entzogen haben. Es wurde deswegen inzwischen aufgelöst. Dies stellt einen schweren Verlust dar, zumal das Institut nicht nur in Rumänien wirkende Menschen für die Ökumene sensibilisiert hat, sondern auch viele namhafte rumänisch-orthodoxe Theologinnen und Theologen seit der Wende ihren akademischen Weg ins Ausland dort begonnen haben und dort mit der Sprache und Denkwelt der westlichen Theologie vertraut wurden. Gleiches gilt für viele orthodoxe Priester im deutschsprachigen Raum, die mit Stipendien der EKR-Schwesterkirchen in Deutschland gefördert, und später von der ROK dorthin entsandt wurden. Das Ökumene-Semester in deutscher Sprache hat es einer Vielzahl westlicher Theologinnen und Theologen erstmals ermöglicht, ihre Kenntnis der orthodoxen Theologie und Spiritualität aus erster Hand zu vertiefen – ein einzigartiges Projekt im gesamtorthodoxen Raum.

„Wir sind sehr dankbar für die bisherige vertrauensvolle und freundschaftliche Zusammenarbeit und wir anerkennen die Verdienste, welche die ROK für die rumänische Gesellschaft, die Ökumene und Forschung geleistet hat“, erklärt Reinhart Guib, Bischof der EKR. Die EKR und die ROK blicken auf eine lange Geschichte geschwisterlicher und fruchtreicher Zusammenarbeit im Geiste des Christentums und in wechselseitigem Respekt zurück. Bischof Guib: „Nicht zuletzt Prof. Dr. Stefan Tobler, der Leiter des Instituts für Ökumenische Forschung, hat in den vergangenen Jahren die Bedeutung und die Leistungen der Orthodoxie im Rahmen unterschiedlichster Initiativen und bei vielen Gelegenheiten ausdrücklich gewürdigt.“

Die EKR sucht nun das direkte Gespräch mit der rumänisch-orthodoxen Patriarchie, denn die Hand der lutherischen Kirche zu weiterem und vertiefendem Dialog im Geiste der Ökumene, derer sie sich zutiefst verpflichtet weiß, wird ungeachtet der jüngsten Entwicklungen weiterhin auf allen Ebenen ausgestreckt bleiben. Gleiches gilt für die zwischenkirchliche Zusammenarbeit im Dienste aller Menschen dieses Landes, insbesondere derer, die auf kirchliche Fürsprache und Solidarität angewiesen sind: „Die Gesellschaft, für die wir da sind, braucht unsere gemeinsame Stimme der Kirchen und Religionsgemeinschaften im Angesicht der erstarkenden säkularen, nationalistischen, populistischen und fundamentalistischen Gefährdungen“, ist Bischof Guib überzeugt.